371
1891.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
872
Heilthumbücher und Goldschmiedekunst.
Mit 4 Abbildungen.
ie Heiligthumbücher, namentlich die
älteren, mit ihren fast zahllosen
künstlerischen Abbildungen von
Kirchengeräthen, sind mir immer als
eine wichtige Quelle für kunsgtewerbliche Stu-
der Goldschmiedekunst heranzuziehen. Jedesmal
aber habe ich das Material unbefriedigt wieder
zur Seite gelegt; denn es ist mir niemals ge-
lungen, diesen stummen Zeugen die Zunge zu
lösen. Nicht ein einziges Mal liefs sich unter
Fig. 1.
Mit Reliquien gefülltes Muschelgefäfs aus dem Aschaffenburger Kodex
(Halle'scher Domschatz).
dien erschienen. Wenn ich auch nie mit der
Energie, welche man einer zu lösenden Aufgabe
entgegenbringt, an dieselben herangegangen bin,
so habe ich sie doch oft mit dem Gedanken
durchblättert, ob es denn gar nicht möglich wäre,
diese bisher so einseitig für die Geschichte der
graphischen Künste interpretirten Quellen auch
zur Lösung wichtiger Fragen aus der Geschichte
den zerstreuten kirchlichen Goldschmiede-
arbeiten irgend ein Stück durch die Abbildungen
der Heilthumbücher auf seine Provenienz zurück-
führen, und nur drei erhaltene Stücke (Andechs,
München, Aschaffenburg) liefsen sich überhaupt
identifiziren. Niemals verrathen diese sonst so
kostbaren Inventare einen Meisternamen und aus
keiner der Beschreibungen kann man mehr ge-
1891.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.
872
Heilthumbücher und Goldschmiedekunst.
Mit 4 Abbildungen.
ie Heiligthumbücher, namentlich die
älteren, mit ihren fast zahllosen
künstlerischen Abbildungen von
Kirchengeräthen, sind mir immer als
eine wichtige Quelle für kunsgtewerbliche Stu-
der Goldschmiedekunst heranzuziehen. Jedesmal
aber habe ich das Material unbefriedigt wieder
zur Seite gelegt; denn es ist mir niemals ge-
lungen, diesen stummen Zeugen die Zunge zu
lösen. Nicht ein einziges Mal liefs sich unter
Fig. 1.
Mit Reliquien gefülltes Muschelgefäfs aus dem Aschaffenburger Kodex
(Halle'scher Domschatz).
dien erschienen. Wenn ich auch nie mit der
Energie, welche man einer zu lösenden Aufgabe
entgegenbringt, an dieselben herangegangen bin,
so habe ich sie doch oft mit dem Gedanken
durchblättert, ob es denn gar nicht möglich wäre,
diese bisher so einseitig für die Geschichte der
graphischen Künste interpretirten Quellen auch
zur Lösung wichtiger Fragen aus der Geschichte
den zerstreuten kirchlichen Goldschmiede-
arbeiten irgend ein Stück durch die Abbildungen
der Heilthumbücher auf seine Provenienz zurück-
führen, und nur drei erhaltene Stücke (Andechs,
München, Aschaffenburg) liefsen sich überhaupt
identifiziren. Niemals verrathen diese sonst so
kostbaren Inventare einen Meisternamen und aus
keiner der Beschreibungen kann man mehr ge-