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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0250

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373

1891. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

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winnen, als eine auch aus andern Quellen be-
kannte allgemeine Bezeichnung des Gegenstandes.
Te"rey hat uns durch seine
Erstlingsarbeitx) —■ ob-
gleich sie als Strafsburger
Dissertation mehr auf das
Kunsthistorische ausgeht
— gezeigt, welchen Weg
man hier einzuschlagen
hat. Er zieht das urkund-
liche Material, welches zu-
weilen verräth, aus welcher
Schenkung, vielleicht also
auch aus welchem Ort
dieses oder jenes Reliquiar
herrührt, mit heran. Viel-
leicht wird es auf diese
Weise unter Zuhilfenahme
der oft angebrachten Wap-
pen einmal gelingen, unter
den 200 bis 300 Abbildun-
gen eines Heilthumbuches
einige in lokale Gruppen
zu vertheilen. Dafs dieses
System sich nicht nur bei
demHalle'schenHeilthum-
buche anwenden läfst,kann
ich aus eigener Erfahrung
bezeugen; denn eine flüch-
tige Durchsicht der ur-
kundlichen Materialien für
das Wittenberger Heil-
thumbuch im Archiv zu
Weimar hat mir gezeigt,
dafs auch dort eine ähn-
liche Ausbeute zu gewär-
tigen ist.

Terey gliedert seine
Arbeit in zwei Theile:
Der erste behandelt den
AscharTenburger Kodex,
welcher bisher unter dem
unkorrekten Namen „Der
Mainzer Domschatz" be-
kannt war, wohin aber nur
ein kleiner Theil der Re-
liquien 1540 verbracht
worden ist. Er führt für
ihn den Namen „Der

Fig. 2.

Reliquiar aus dem Aschaffenburger Kodex mit
den Initialen des Ludwig Krug.

!) G. v. Terey >Kardinal Albrecht von Branden-
burg und das Halle'sche Heiligthumbuch von 1520«.
(XIV u. 115 S.) 8«. 10 Tafeln. Strasburg 1892, Heitz.

Halle'sche Domschatz" ein. Der zweite Theil
gilt dem „Halle'schenHeiligthumsbuch von 1520",
jenem kostbaren selten ge-
wordenen Druckwerk, wel-
ches Hirth 1889 in seiner
Liebhaber-Bibliothek zum
Theil herausgegeben hat.
Das Verhältnifs zwischen
dem handschriftlichen Ko-
dex und dem Druckwerk,
welches lange verkannt
worden ist, wird auf-
geklärt : das Druckwerk
ist älter, 1520, und der
AschafFenburger Kodex ist
daher nicht seine Vorlage,
sondern erst einige Jahre
später, 1526, entstanden.
Als Zeichner für das Druck-
werk wird der 1520 ver-
storbeneNürnbergerMaler
Wolf Traut erkannt, wel-
chem die gröfsere Zahl der
Blätter zugewiesen werden
mufs. Eine kleinere Gruppe
fällt einem Unbekannten
zu, welcher sich als ein
Schüler Cranach's doku-
mentirt. Einige wenige
Blätter, welche wederTraut
noch diesem Unbekannten
angehören können, fafst
Tdrey als die Arbeit eines
im Zeichnen wenig ge-
wandten Xylographen auf.
Seite 24, 25 und 105 wird
auf das Verhalten Wolf
Traut's den Originalien
gegenüber hingewiesen. Es
stellt sich heraus, dafs er
ziemlich frei geschaltet hat.
Wenn er auch nicht so weit
gegangen ist, ein und das-
selbe Cliche für verschie-
dene Gegenstände zu ver-
wenden, wie es andere
Heilthumbücher thun und
wie wir es von den Welt-
chroniken her gewohnt
sind, so mahnt uns doch seine Art, die Gegen-
stände wiederzugeben, zur gröfsten Vorsicht. —
Sicherere Ausbeute gewährt der AschafFenburger
 
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