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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0225

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331

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 11.

382

werth erscheinen die knolligen Kuppen der
Nasen; die Füfse mit den klobigen Zehen sind
noch hölzern und ungeschickt gezeichnet. Das
Inkarnat ist am Leichnam Christi kräftig gelb-
bräunlich mit schwärzlichen Schatten.

Für die Geschichte der deutschen Malerei
hat aber dies Kreuzigungsbild einen ganz be-
sonderen Werth durch eine halberloschene In-
schrift, die sich am Rahmen unter der Darstel-
lung hinzieht. Dort steht: Werneriis wilmerinck
de borcken psbiter maioris et huius eccliarum
canonicus fieri fecit sacristiam de novo suis
expensis pro memoria sua. Anno dni m0cccc°lviii
(1458). Oratepro eo. — So wird es denn möglich,
genau die Grenze zu ziehen, bis zu welcher der
Einflufs Meister Stephan's reichte. In dem Ur-
heber unseres Gemäldes haben wir nämlich offen-
bar einen Künstler zu erkennen, der sich noch
unter dem grofsen Meister der Glanzperiode alt-
kölnischer Kunst heranbildete. Er gehört noch
der älteren Generation an und geht nicht direkt

zu den grofsen niederländischen Malern in die
Schule, aber sein bedeutendes Talent, sein reger
Eifer wird durch das Vorbild und Beispiel ver-
muthlich des Rogier van der Weydeh zu in-
timerem Naturstudium geleitet und der Kölner
Meister versucht es nach Kräften, seine über-
kommene Formensprache dem neuen Geschmack
anzupassen.

Zum Schlufs sei auch noch der fromme
Stifter erwähnt, dessen Freigebigkeit wir durch
die Aufschrift des Bildes kennen lernten. Werner
Wilmerynck von Borcken ist bekannt als Päda-
goge der beiden Brüder Salentin von Isenburg.
Er wurde 1424 bei der juridischen Fakultät der
kölnischen Universität immatrikulirt; 1430 finden
wir ihn als Vikar an St. Severin, 1448 und 1452
wird er als Domherr erwähnt. Das Bild scheint
also aus St. Severin herzustammen und kam mit
dem Besitze Wallrafs in das kölnische Museum.
(Nr. 147. Holz: hoch 1,79, breit 1,42 m.)

Bonn. Eduard Firmeni ch-R ic-hartz.

Elfenbeinrelief in Metallfassung als Buchdeckel.

(Mit Abbildung.)

ereits dreimal ist der hier ab-
gebildete Buchdeckel, der
sich jetzt im Besitze des Hof-
Antiquars Adolph Fröscheis
in Hamburg befindet, bei J. M. Heberle in Köln
auf sehr hervorragenden Versteigerungen erschie-
nen: 1865 von Essingh unter Nr. 852; 1876 von
Ruhl unter Nr. 186; 1886 von Felix unter Nr.
320. — Die 17 cm hohe, 1072 cm breite Elfen-
beintafel bildete ursprünglich, wie die seitlichen
Einschnitte beweisen, die Hälfte eines Dipty-
chons und dürfte um die Mitte des XIV. Jahrh.
in Frankreich entstanden sein. Unter einem stark
profilirten Kleeblattbogen hängt Christus gestor-
ben am Kreuz zwischen Maria und Johannes.
Die beiden letzteren erscheinen als vorzüglich
modellirte Gewandfiguren, welche die breite,
dem Reliefcharakter ungemein geschickt ange-
pafste Behandlung wohl vornehmlich zu dem
Zwecke erfahren haben, den Hintergrund so viel
als möglich auszufüllen. Die beiden den Quer-
balken des Kreuzes belebenden Ornamente be-
zeichnen Sonne und Mond, deren Draperie die
Architektur dekorativ zu beleben die Bestim-
mung hat. Dieselbe Wirkung erreichen die bei-
den ihr Gesicht verhüllenden Engel, welche auf

dem den Bogen bedeckenden flachen Ziergiebel
knieen mit seinen echt dekorativ gestalteten
Krabben. — Nicht lange nach seiner Entstehung
hat dieses Relief, um einem liturgischen Buche
als Schmuck zu dienen, eine metallische Umrah-
mung erhalten, welche aus einem Perlenstäbchen,
einer getriebenen Schräge und einer emaillir-
ten Borte besteht. Die kupfervergoldete Schräge
zeigt als Verzierung unten und oben einen mit
fein stilisirtem, noch etwas romanisirenden Blatt
ausgestatteten Rankenzug, der über einer erha-
ben gestalteten Matrize eingeschlagen ist, rechts
und links eingestanzte, von einem Baldachin be-
krönte Figürchen, die sich als männliche Ge-
stalt links, als weibliche rechts dreimal wieder-
holen. Die ringsum den Deckel abschliefsenden
Emailstreifen kennzeichnet ein kräftiges Roth und
ein scharfes schweres Blau, die vergoldeten Or-
namente ein eigenthümliches Blattmuster. Seit-
lich ist die 3 cm dicke Eichenholz-Unterlage
mit vergoldetem Blech belegt, in welches wohl
in etwas späterer Zeit Sterne und Rosetten ein-
geschlagen sind. Das Ganze macht einen sehr
vornehmen Eindruck, zu dem auch der pracht-
volle gebliche Ton des Elfenbeins nicht un-
erheblich beiträgt. Schnütgen,
 
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