Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0235

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
351

1801.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

352

den historischen Museen und den Kunstgewerbe-
sammlungen strömt, möchten wir auch um die
Kirchenschätze versammelt sehen. Wir dürfen
es uns versagen, auf die Förderung hinzuweisen,
welche aufser dem allgemeinen Kunstinteresse
auch der kirchliche Sinn durch eine derartige
Einrichtung erfahren würde.

Im Interesse dieses Besuches durch ein zahl-
reiches Laienpublikum möchten wir auch für
möglichste Erleichterung des Besuchs, beson-
ders für kostenfreien Zugang eintreten. Möge
man, wie es in den fürstlichen Schatzkammern
und im Rothschild-Museum zu Frankfurt ein-
geführt ist, eine vorherige Meldung und Karten-
entnahme belieben, jedenfalls dürfte diese nicht
mit Kosten verbunden sein. Eine weiter zu
empfehlende Mafsregel wäre die Anstellung
eines wohlunterrichteten Führers. So entbehr-
lich derselbe dem Fachmann ist, in so hohem
Grade befördert er dem grofsen Publikum den
Genufs und Nutzen der Beschauung. Auch ist in
manchen Kirchen schätzen schon bei der jetzi-
gen beschränkten Art der Besichtigung hiermit
ein guter Anfang gemacht. Wo eine solche
Führung unthunlich erscheint, müfste an ihre
Stelle eine eingehende erklärende Etikettirung
der Objekte nach dem Muster unserer grofsen
Museen treten.

Es erübrigt noch, mit einem Wort das Ver-
hältnifs der von uns in Anregung gebrachten
Einrichtung zu den bereits bestehenden Diöze-

san-Museen zu gedenken. Letztere haben, wie
ihr Name sagt, die Aufgabe, Werke kirchlicher
Kunst im Bereich einer ganzen Diözese zu
sammeln und zu konserviren. Die Beziehung
zu einer einzelnen Kirche mufs ihnen noth-
wendigerweise fehlen, und grade diese wird
immer den eigentlichen Kirchenschätzen jenes
hervorragende Interesse sichern, welches das
historisch gewordene, an dem Ort seiner Ent-
stehung verbliebene in Anspruch nehmen kann.
Wenn man von diesem Gesichtspunkte aus den
Museen überhaupt die tadelnde Bezeichnung
„Katakomben der Kunst" gegeben hat, so
würden die in musealer Weise eingerichteten
und zugänglich gemachten Kirchenschätze im
Gegensatz hierzu die Kunst in ihrer unvergäng-
lichen Frische, als lebende, in ihrem mütter-
lichen Boden wurzelnde Pflanze vertreten.

Es kann nicht die Aufgabe einer ersten An-
regung sein, ein eingehendes Programm aufzu-
stellen, und ebensowenig alle Einwürfe, welche
sich dagegen erheben dürften, vorauszusehen
und zu widerlegen. Wir vertreten aber die feste
Ueberzeugung, dafs ein Versuch in der von
uns angedeuteten Richtung den Beweis liefern
würde, wie eine starke Belebung des Interesses
für die Kirche und die von dieser gepflegten
Kunst die unmittelbare Folge einer Freigebung
der Kirchenschätze an den Besuch des Publi-
kums sein würde.

Frankfurt. F. Lulhmer.

Chormantel-Schild und -Stäbe in Applikationsstickerei.

(Mit Abbildung.)

m Anschlüsse an die vom Maler
Kleinertz entworfenen Kasein und
Dalmatiken, welche unsere Zeitschr.
Bd. IS. 345/346 und 439/440, Bd. III
S. 251/252 und 363/364 mit erläuterndem Text
gebracht hat, lege ich diesmal den von dem-
selben Meister herrührenden Entwurf zum Schilde
und den Stäben eines Pluviale vor. Dieselben
sind wie die früheren Vorlagen in der Appli-
kationstechnik gedacht; daher gilt, was damals
in Betreff des Materials und seiner Behandlung
gesagt wurde, auch für den vorliegenden Fall.
Der Schild (cappa) mit dem anschliefsenden
Stabe zeigt schon durch die drei verschiedenen
Töne, in denen er gehalten ist, dafs drei ver-
schiedene Farben beabsichtigt sind: eine dunk-

lere für das Kreuz, eine hellere für das Ranken-
und Blattwerk, eine zwischen beiden liegende
für den Grund. Die Uebergänge haben dann die
Kördeichen zu vermitteln, die zugleich die Gliede-
rungen zu bewirken haben. Wenn die Farben
harmonisch gewählt werden, dann wird die Wir-
kung in die Nähe wie in die Entfernung eine sehr
befriedigende sein, so einfach das Muster und so
leicht dessen Ausführung ist. Das nebenan ab-
gebildete Kreuz mit der aus dem Wolkenkranze
herausragenden rechten Hand Gottes bezeich-
net eine reichere und doch einfache Art, dem
Kreuzmittel des Schildes noch mehr Form und
Inhalt zu geben. Für die Seidenfranse wie Quaste
empfiehlt es sich, an ihr wenigstens die Haupt-
farben des Schildes zu wiederholen. Schnutgen.
 
Annotationen