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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0094

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133

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

134

Bücherschau.

Der Hochaltar der St. Kilianskirche zu
Heübronn am Neckar ist durch den dort wohnen-
den Hofphotographen H. Schuler aufgenommen und
in 9 Foliophotographien veröffentlicht worden, welche
mit Einschlufs der reichen und schönen Kalikomappe
25 Mark kosten, ein für dieses Werk und für diese
Leistung mäfsiger Preis. Denn es handelt sich um
eines der hervorragendsten Altarwerke Deutschlands,
welches, ebenso klar im architektonischen Aufbau wie
edel in den Figuren und Reliefs, von geradezu muster-
gültiger Bedeutung ist, daher dem Kirchen-Bildhauer
nicht angelegentlich genug empfohlen werden kann.
Diesem wird hier für die Belehrung und Nachahmung,
dem Kunstforscher für das Studium eine vortreffliche
Nachbildung geboten, sowohl auf einer Doppeltafel die
ganze Ansicht, als auch auf 8 Folioblättern alle figu-
ralen Details. Jenes gleichmäfsig klare Gesammtbild
ist ohne Zweifel durch Magnesiumbeleuchtung bewirkt
worden, auf welche auch die starken Schlagschatten
hinweisen. Die Einzelnguren und Reliefs sind offenbar
aus dem Altare herausgenommen und unter günstigen
Beleuchtungsverhältnissen aufgenommen worden, und
die grofsen Dimensionen, in welchen sie erscheinen,
machen sie für das Studium, zumal der Künstler, um
so werthvoller. Möge der geschickte Photograph, der
für die Abbildung so grofser und reicher Schnitz-
arbeiten den richtigen Weg gezeigt hat, für seine Opfer
durch zahlreiche Bestellungen entschädigt werden!
Mögen auch von den anderen Meisterwerken der mittel-
alterlichen Bildschnitzer die hervorragendsten Gebilde
in möglichst grofsen und scharfen photographischen
Aufnahmen veröffentlicht werden, damit ihnen endlich
die Würdigung zu Theil werde, welche sie für unsere
neue Kirchenausstattung vor allen anderen Schöpfungen
verdienen! Schnütgen.

Von Dr. J. Schuster's Handbuch zur Bibl.
Geschichte, neu bearbeitet von Dr. J. B. Holz-
ammer, ist der das Alte Testament umfassende I. Band
bei Herder in neuer (fünfter verbesserter) Auflage er-
schienen. Mit jeder Aufl. vervollkommnet sich dieses
vortreffliche, durch Vollständigkeit, Gründlichkeit, Zu-
verlässigkeit ausgezeichnete Lehrbuch. Da in ihm auch
die zum Bereiche der bibl. Archäologie gehörigen Fra-
gen immer mehr in den Kreis der Erörterung gezogen,
sogar durch Abbildungen'erläutert werden, so hat auch
die »Zeitschr. für christl. Kunst« Veranlassung genug,
die neue Aufl. des I. Bandes im Sinne angelegentlichen
Empfehlens anzuzeigen, und diejenige des II. Bandes mit
seinen Exkursen auf das Gebiet der christlichen Archäo-
logie um so sehnsüchtiger zu erwarten. G.

Die Kunst Jedermanns Sache. Von Dr. August

Reichensperger. Zweite Auflage. Wegberg 1891,

Verlag von Johann Floitgraf.

Längst war dieses Schriftchen, welches bei seinem

Erscheinen vor 25 Jahren grofses Aufsehen erregte,

im Buchhandel vergriffen. Wohl hätte der inzwischen

zu hoher Altersstufe emporgestiegene Verfasser sich

auf einen einfachen Abdruck desselben um so mehr

beschränken dürfen, als seine Grundsätze und An-
schauungen auf dem sonst so vielem Wandel preis-
gegebenen Kunstgebiete keinerlei Aenderungen erfahren
hatten. Aber seine ungemeine Rüstigkeit und das mit
ihr gleichen Schritt haltende Bedürfnifs, in die Kunst-
bewegung fort und fort einzugreifen, drängten ihn zu
einem neuen Vorwort, welches auf 20 Seiten sein Lieb-
lingsthema, die Stil frage, behandelt, und für die
neuerdings wieder vielfach angegriffene und bemäkelte
Gothik die alte Lanze in höchst schlagfertiger und über-
zeugender Weise einlegt. Mögen die Mahnungen des
unermüdlichen Kämpen die Beachtung finden, welche
sie in hohem Mafse verdienen ! H.

Die bereits im Bd. III Sp. 230 dieser Zeitschrift
besprochenen „Motive" von Max Heiden (Leipzig,
Verlag von A. Seemann) haben es in sehr rüstigem
Fortgang schon auf 30 Hefte bezw. 150 Tafeln gebracht.
Ueberaus zahlreich und mannigfaltig, wie der Zeit so
der Heimath und der Technik nach, sind die Vorlagen,
welche hier in durchaus zuverlässigen Umrifszeichnungen
dem Kunstgewerbe geboten werden, eine wahre Fund-
grube von Vorbildern, welche mit feinem Geschick und
grofser Sachkenntnifs ausgesucht sind, den kunstgewerb-
lichen Interessenten und Produzenten ein unentbehrliches
Rüstzeug zur Erfüllung der vielerlei Aufgaben, welche
die Gegenwart ihnen stellt. B.

Der heilige Rock zu Trier ist vor zwei Jahren
von Stephan Beissel und in neuester Zeit von
Dr. C. Willems, bischöflichem Sekretär, zum Gegen-
stande geschichtlicher Untersuchungen gemacht worden,
welche beide in dem Verlag der Paulinus-Druckerei
zu Trier erschienen sind. — Die Beissel'sche »Ge-
schichte des heiligen Rockes«, welche bereits
in „zweiter vielfach vermehrter und verbesserter Auf-
lage" vorliegt, erscheint als eine streng wissenschaft-
liche Arbeit, welche die schwierige Frage so objektiv
und gründlich wie möglich prüft. Im ersten Kapitel
wird die Geschichte des hl. Rockes bis zum Ausgange
des XII. Jahrh., im zweiten Kapitel von da bis zu den
Ausstellungen im Beginne des XVI. Jahrh. verfolgt.
Exegetische und archäologische Untersuchungen über die
Kleidung zur Zeit Christi, wie des Heilandes selbst u.s. w.
bilden den Inhalt des dritten, die Reliquien von der
Kleidung des Herrn aufserhalb Trier den des vierten,
in Trier selber den des fünften Kapitels, welches auch
den wichtigen Abschnitt über die Beschaffenheit des
hl. Rockes des Trierer Domes enthält, d. h. eine Zu-
sammenstellung der bis dahin darüber vorliegenden
Beschreibungen, Andeutungen, Vermuthungen, welche
natürlich durch eine Okularinspektion überholt werden
mufsten. Das sechste Kapitel behandelt den hl. Rock
seit 1517. Das ganze mit aufserordentlichem Fleifse
verfafste Buch erscheint als- eine Art entfernter Vor-
bereitung der bekanntlich für den nächsten Monat an-
gekündigten Ausstellung des hl. Rockes, und die Voll-
ständigkeit und Klarheit wie die Unbefangenheit und
Vorsicht, mit der es geschrieben und mit der das
historische wie archäologische Material in ihm zusam-
 
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