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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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Tepe, Alfred; Mengelberg, Wilhelm: Die neue Pfarrkirche zu Jutfaas bei Utrecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0087

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119

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 4.

120

für die Mefsdiener, ebenso zwei Ständer zum
Einstellen der Akoluthenleuchter und ein eiser-
ner Träger für die Osterkerze.

Das Muttergottes-Chörchen im linken Kreuz-
schiff hat auf steinernem, ebenfalls mit Nischen
versehenem Altartische einen kleinen Flügelaltar:
Mittelgruppe die hl. Familie. Die beiden Seiten-
figuren sind alt, die gemalten Thüren enthalten
innen Joachim und Anna, aufsen Engel, grau auf
blauem Grunde. Zwei Fenster (Marienkrönung
und St. Johannes aufPatmos), eine alte Johannes-
figur auf Konsole und ein Blindfenster gliedern
die Wände des Chörchens. Dieses ist vorn ab-
geschlossen durch einen in Eisen geschmiedeten,
von Säule zu Säule reichenden Kerzenhalter. Die
einfache Piszine ist gleich neben dem Altare.
Die übrige Ausstattung entspricht der des Hoch-
chores. — Im rechten Transept befindet sich auf
steinerner Mensa eine alte gemalte Altartafel, die
14 Nothhelfer, im Untertheil verschiedene Hei-
ligen darstellend. Dieselbe ist im Geiste und in
der Malweise Zeitblom's gehalten und stammt
aus Bayern. Die innere Umrahmung ist in
Silberornament auf dunkelm Grunde gemalt und
alt, die äufsere Umrahmung ist nach dem Vor-
bilde alter süddeutscher Gemälde erneuert; das
Bild hat keine Thüren, sondern wird durch

eine Gardine geschützt. Die Piszine ist, wie
bei den andern Altären, so auch hier ange-
bracht. — Daneben befindet sich die Beicht-
kammer des Herrn Pastors in einer Mauer-
nische und ist aufsen umrahmt durch Stein-
gewände und bekrönt von drei in Stein ge-
hauenen, auf die Bufse bezüglichen Figuren:
Christus (Ecce homo), St. Magdalena und St. Jo-
hannes von Nepomuk. Daneben in der Ecke
finden wir die Oeffnungen der Opferbehälter
zur Aufnahme der Kirchenkollekten. Diese
Kasten befinden sich in der Mauer und können
in der Sakristei geöffnet werden. Die Klingel-
beutel hängen an durch Schmiedearbeit ver-
zierten Haken.

Das auf der linken Seite gezeichnete Orgel-
gehäuse, dessen Fassade alt ist, wurde in Bd. II
Sp. 191/194 dieser Zeitschr. von mir abgebildet
und beschrieben. — Die Kreuzschiffe sind bereits
mit Glasmalereien versehen (Leben des hl. Kir-
chenpatrons und Darstellung verschiedener hol-
ländischer Heiligen). — Die Polychromie wird
entsprechend der Zeichnung ausgeführt.

Von der übrigen Ausstattung der Kirche
hoffen wir in einem spätem Hefte Zeichnung
und Beschreibung zu geben.

Utrecht. W. Mengelberg.

Erweiterung einer alten Kirche.

Mit Abbildung.

ie viele alten Kirchen fallen in un-
seren Tagen dem Raumbedürfnifs
zum Opfer! „Unsere Kirche ist zu
klein, also bauen wir eine neue,
gröfsere." Es giebt Fälle, in denen ein solcher
Schlufs gerechtfertigt ist, in andern Fällen aber
ist er voreilig und verderblich. Durch Ver-
gröfserung des alten Gotteshauses hätten die
Gemeindeglieder ein Denkmal der Frömmigkeit
und des Geschmackes ihrer Vorfahren erhalten,
hätten sich sowie ihren Nachkommen eine
drückende Schuldenlast erspart. „Aber wie ver-
gröfsern wir denn unser kleines Gebäude?" Die
Antwort fällt oft schwer. Es ist darum angezeigt,
mittelalterliche Beispiele zu sammeln, die zeigen,
wie man ehedem solch einer Aufgabe mit Glück
entsprach. Ein sehr lehrreiches Vorbild bietet in
dieser Hinsicht die Kathedrale von Roermond
im holländischen Limburg an der Maas.

Der Grundrifs zeigt die Gestalt, welche sie
in den vierziger Jahren vor Beginn der Restau-
ration besafs. Die schwarzen Stellen sind aus
dem ursprünglichen Bau erhalten. Zu ihm ge-
hörten aber auch die punktirten, welche jetzt
abgebrochen sind. Die ursprüngliche Kirche
war demnach eine schön ausgebildete Kreuz-
kirche. Am Fufse des Kreuzes erhob sich der
Thurm; die drei obern Endigungen des Kreuzes
waren polygon mit fünf Seiten des Achteckes
geschlossen. An den Längsbalken des Mittel-
schiffes lehnten sich die Seitenschiffe so, dafs das
Chor mit zwei Jochen und seinem Haupte frei
blieb. Der Querbalken hatte auf jeder Seite je
zwei Seitenschiffjoche, von denen aber je eines
(6 und e) mit den Seitenschiffen des Mittelbaues
zusammenfiel. Ein Joch mit dem polygonen Ab-
schlufs ragte auf beiden Seiten des Querschiffes
frei auf ohne Seitenschiff. In diesen zuletztge-
 
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