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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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Tepe, Alfred; Mengelberg, Wilhelm: Die neue Pfarrkirche zu Jutfaas bei Utrecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0086

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117

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 4.

118

den Geburtstag des Präsidenten ihrer Republik
zu feiern. Diese Zusammenkunft giebt Anlafs zu
einem Rückblick in die Vergangenheit, einem
Ausblick in die Zukunft. Wenn Herr van Heu-
kelum dann seine Tafelrunde überschaut, so ge-
schieht es nach unserer Ueberzeugung mit einem
Gefühle der Genugthuung, dafs die Versuche, die
er auf künstlerischem Gebiet entgegen mancher
Warnung und grofsen Zweifeln gewagt, der
scheinbaren Unmöglichkeit zum Trotz, zu Re-
sultaten geführt, die seine Erwartungen und
Hoffnungen nicht zu Schanden gemacht haben.

Utrecht. A. T e p e.

Die innere Ausstattung
der Kirche zu Jutfaas, von welcher die beige-
fügte Zeichnung nur ein annäherndes Bild') giebt,
sollte gemäfs dem Stile der Kirche und der
für sie bestimmten alten Kunstgegenstände im
Geiste der Spätgothik gehalten werden.

Dem Räume und der niederdeutschen Tra-
dition entsprechend, war für den Aufbau des
Hochaltars die Flügelform gewählt, mit beson-
derer Betonung des Tabernakels und eines wür-
digen Expositionsthrones. Das innere Gehäuse
des Tabernakels besteht aus starken Eisenplatten,
die Thüren sind mit fein getriebener Schmiede-
arbeit verziert. Den Thron flankiren rechts und
links die vier Kirchenväter, seine Spitze bekrönt
Christus Regnans. Die beiden Seitenkasten ent-
halten je ein Relief mit zwei Seitenfiguren. Die
Thüren sind bemalt von innen auf Goldgrund,
von aufsen grau in grau auf dunkelblauem
Grunde, verziert mit in Gold gezeichneten Bal-
dachinen; sie stellen in Halbfiguren Personen
des alten und neuen Bundes vor. Die innern
geschnitzten und gemalten Darstellungen der
Seitenkasten zeigen die Taufe Christi und Jesus
am Jakobsbrunnen wie die Verklärung Christi
auf Tabor und die Auferweckung des Lazarus.
Dieser Gedankengang, von rechts nach links, ist
auch am Hauptaltare zu Calcar vorhanden und
versinnbildet das Zeugnifs der Gottheit Christi
durch Gott Vater, Sohn und hl. Geist. — Der
Untertheil des Altaraufsatzes birgt vier Brust-
bilder von Propheten mit Sprüchen. Die Spitze
der Seitenkasten bekrönen die Figuren Maria

P) Weil die im Uebrigen vortrefflich ausgeführte
Originalzeichnung zur Erhöhung der perspektivischen
Wirkung die tieferliegenden Parthieen nur in blassen
Linien zeigt, konnte die Reproduktion nicht gleich-
mäfsige Klarheit erreichen. D. H.]

und Johannes Baptist in bittender Haltung zum
Christus Regnans gerichtet. Bei geschlossenen
Thüren sind rechts und links an den Seiten-
flächen zwei Heilige unter Baldachinen sichtbar,
Kirchenpatron und Patron des Stifters. Auch die
Rückseite des Altaraufsatzes ist polychromirt.
Der Tisch ist von Stein, mit Nischen zum Auf-
stellen von Figuren versehen, und rundum ver-
ziert. Auf der Epistelseite in der Mauer sind
zwei Nischen angebracht, die eine mit Baldachin
(Stein), unter dem die Sedilien (Faldistorien)
stehen, die andere als Piszina dienend. Die gegen-
überstehenden Mauerflächen enthalten den Kasten
für die hl. Oele2) und einen grofsen Reliquien-
schrank, beide durch feingeschmiedete eiserne
Thüren verschlossen.

Die im Chore befindlichen Fenster vom Glas-
maler Heinrich Geuer in Utrecht sind sehr
klar gehalten und zeigen unter Baldachinen Dar-
stellungen aus dem Leben des Heilandes; im
unteren Theile der Fenster je zwei Szenen aus
dem alten Testamente — in Beziehung zur
oberen Darstellung. Das Gewölbe, sowie die
nicht mit Fliesen bedeckten Wandflächen wer-
den in der Dekoration einfach gehalten: im Ge-
wölbe Halbfiguren, Ranken, Spruchbänderu. s.w.,
wie noch manche Kirchen des Niederrheins sie
als ursprünglichen Schmuck aufweisen. Den
Fufsboden bedecken Thonfliesen in 8 cm grofser
geometrischer Musterung mit einzelnen durch
Blumen verzierten Plättchen.

Den Eingang des Chores schliefst eine von
A. Kniep in Eisen getriebene .und reich poly-
chromirte Kommunionbank mit verschiedenen
Maafswerkfüllungen und hochgetriebener Orna-
menten-Umrahmung; Wappen mit den Leidens-
werkzeugen zieren die einzelnen Paneele. —
Die beiden Pfeiler des Triumphbogens verbindet
der Balken mit den aufgemalten Brustbildern der
12 Apostel und mit den geschnitzten Figuren von
Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes.
Vom Balken herab hängen drei kupferne Lampen,
welche, mit feinem, eisernem Rande umgeben,
auch Kerzen tragen können. — Die Elevations-
glocke hängt neben der Sakristeithüre in ver-
ziertem Glockenstühlchen. — Auf dem Chore
stehen noch einige kleine Stühle mit Kniebrett

[2) Eine Einrichtung, die auch abgesehen von der
Wirkung um so mehr empfohlen zu werden verdient,
als den hl. Oelen beim Mangel einer anderweitigen
geeigneten Aufbewahrungsstätte leicht ein minder wür-
diger Raum zugewiesen wird. D. H.]
 
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