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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0058

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Abhandlungen.

Mittheilungen über Antependien.

It*

Mit Abbildung und Lichtdruck
(Tafel III).

ls Mittelpunkt der Gottes-
verehrung ist der Altar die
heiligste Stätte des Gottes-
hauses; er ist der h. Tisch,
auf welchem das unblutige
Opfer des Neuen Bundes von
dem Priester dargebracht
und der Heiland im Sakra-
mente unter der Gestalt des
Brodes unter uns weilend
von uns verehrt wird. Der
Heiligkeit des Altares ent-
sprechend und zum Aus-
drucke der gebührenden Ehrfurcht wurde von
der Kirche dem Bau, der Ausstattung und dem
Schmucke desselben zu allen Zeiten und überall
eine ganz besondere Sorge zugewendet, so dafs
der gröfste Reichthum von kostbarem Material
und künstlerischer Zier alle Theile des Altares
umfafste. Daher ist es gewifs geeignet, dafs die
Frage des Schmuckes des Altares und seiner
Geräthe, sei es der aus alter Zeit vorhandenen
oder der neu zu errichtenden, in diesem Blatte
mit besonderer Sorgfalt nach allen Seiten hin in
Erörterung gezogen wird, und dementsprechend
ist auch dieselbe in manchen Abhandlungen be-
reits in dieser Zeitschrift in Bezug genommen.
Zur Fortführung dieser Bestrebung möge im
Anschlüsse an eine nähere Beschreibung zweier
mittelalterlicher gemalter Vorsatztafeln die Aus-
schmückung der Vorderseite des Unterbaues
des Altares, also das Antependium, auch im
Allgemeinen hier einer kurzen Besprechung
unterzogen werden.

Die Anordnung und die Art des Schmuckes
des Antependiums wird, wie es selbstredend ist,
durch die Struktur, den Stil und auch durch das
Material, welches zum Aufbau des Altares zur
Verwendung gebracht worden, direkt bedingt,
und die mannigfaltigen Wandlungen, welche in
der Geschichte des Entwickelungsganges des

[Die obige Initiale ist einem spätgothischen Graduale
der St. Kunibertkirche in Köln entnommen.] D. H.

Altarbaues in den verschiedenen Zeiten je nach
den kirchlichen Verhältnissen, den liturgischen
Bedürfnissen, den herrschenden Stilarten und
Geschmacksrichtungen sich gezeigt haben, spie-
geln sich auch in der Behandlung der Antepen-
dien wieder. Die Geschichte des Baues und der
Ausrüstung des Altares für alle Jahrhunderte
der christlichen Zeit ist durch verschiedene
wissenschaftliche Arbeiten, welche durch ebenso
grofse Sorgfalt des Studiums als sachkundige
Behandlung sich auszeichnen, klar und sicher
festgestellt,1) und kann auf diese hingewiesen
werden. Wie der Erlöser bei der Feier des
h. Abendmahles sich unzweifelhaft eines Tisches
bediente,2) so hat auch der h. Petrus an einem
Tische von Holz das Mefsopfer dargebracht,8)
und die Form des Tisches ist daher in gewisser
Weise grundlegend für die Entwickelung des
Altares geblieben. Auch in den Katakomben
stellten nachweislich die ersten Christen zur
Feier der h. Geheimnisse hölzerne Tische auf,
und vielfach neben die Gräber der Märtyrer.
Aber auch schon in der ersten Zeit des Christen-
thums brachte man das h. Opfer dar auf den
Gräbern der Märtyrer, auf der Platte, welche
den Sarkophag deckte, in den dazu hergerich-
teten Arcosolien, von denen manche in den
römischen Katakomben noch sichtbar sind. —
Zu der Form des Tisches trat also hiermit auch
die Form des Sarkophages oder eines geschlos-
senen Unterbaues für den Altar, sodafs also in
der späteren Zeit die steinerne Platte des Altar-
tisches entweder offen auf einer oder mehreren
Säulen, oder auf einem halb oder ganz ge-
schlossenen Unterbaue ruht. Die Altäre mufsten
in jedem Falle zu allen Zeiten Reliquien der

!) Dr. A. Schmid »Der christliche Altar«. —
Fr. Laib u. Schwarz »Studien über die Geschichte
des christlichen Altars«. — H. Otte »Handbuch der
christlichen Kunstarchäologie«. — F. X. Kraus »Real-
Encyklopädie der christlichen Alterthümer«. — Mar-
tigny »Dictionaire des antiquit£s chretiennes«. —E. F.
A. Münzenberger »Zur Kenntnifs und Würdigung
der mittelalterlichen Altäre Deutschlands«.

2) Der Ueberlieferung nach ist die Tafel dieses
Tisches im Schatze des Laterans aufbewahrt. Schmid
a. a. O. S. 45.

3) Im Altare des Laterans befindlich. Schmid
a. a. O. S. 46.
 
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