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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0174

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255

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 8.

256

Die

Bemalung

III. Jahrgange dieser Zeitschrift
p. 65 f. hat L. von Fisenne zwei

sehr lehrreiche Abhandlungen über
„die polychrome Ausstattung der
Aufsenfassade mittelalterlicher Bauten" geboten.
Er hat besonders Sp. 75 f. Beispiele solcher
Bemalung aus der Moselgegend beigebracht.
Meckel hat jüngstens (1891 Sp. 187 f.) diese
Ausführung durch Kundgebung wichtiger Bei-
spiele aus den Rheingegenden und aus dem
Maingau bereichert. Ein wichtiges, bis dahin
nicht beachtetes, findet sich am Thurm der Ka-
pelle im Klostergarten zu Maria-Laach.
Der Unterbau der quadratischen Anlage ist ein-
fach, an jeder Seite von Ecklisenen eingefafst
und unter dem Gesimse mit je vier Rundbogen
verziert. Der mittlere Theil ist durch je zwei
doppelte rundbogige Fenster durchbrochen und
schliefst mit einem sechstheiligen, an die Eck-
lisenen anschliefsenden Rundbogenfriefs. Oben
endet die Mauer jeder Seite in einem dreieckigen
Giebel, der das Zeltdach trägt. Jeder dieser
Giebel hat ein grofses, rundbogiges Fenster. Es
ist dreitheilig und von zwei kleinen, viereckig
eingefafsten, in Vierpässen geöffneten Luken
begleitet. Die einzelnen Theile des Baues waren
nun durch farbige Ausstattung in ihrer Bedeutung
hervorgehoben. Die Gesimse, wodurch die Stock-
werke getrennt, und die Lisenen, wodurch das
Ganze eingefafst wurde, sowie die Bogen und
Seiten der grofsen Fenster waren roth. In diesen
Fenstern waren die Wulste unter dem abschlies-
senden Rundbogen mit schräg liegenden Streifen
von Weifs, Roth und Hellbraun gemustert. Unter
dem Wulste waren die kleineren Bogen, welche
unten die beiden, oben aber die drei in der
Fensternische stehenden Fensteröffnungen schlös-
sen, wiederum roth. Die zwischen jenen Wülsten
und jenen kleinern Bogen entstehenden Zwickel
erhielten eine weifse Farbe, doch wurde in der
Mitte des Weifsen ein rothes Blatt angebracht.
Auch die Leibung der Fenster wurde weifs ge-
tüncht, dann aber mit rothen Fugenschnitten ver-
sehen, welche auf andern weifsen Flächen erschei-
nen. Vielleicht waren auch die grofsen Mauer-
flächen zwischen Lisenen und Gesimsen, rund
um die Fenster weifs mit rothen Fugenschnitten.
Nachdem diese Färbung an dem Thurm im
Garten gefunden war, ging es an die Unter-

des Aeufsern unserer Kirchen.

Mit Abbildung.

suchung der grofsen und herrlichen Laacher
Kirche. Bei einer Besteigung der Thürme ergab
sich hier ein ähnliches System der Polychromie.
Spärliche, aber noch immer erkennbare Reste
beweisen, dafs die Leibung der Fenster und die
Bogenzwickel in den Fenstern und zwischen den
Gesimsen und Rundfriesen beworfen und dann
weifs getüncht waren. In jedem kleinen weifsen
aber roth umsäumten Zwickel war ein rothes
Blatt angebracht. An der Fassade der Vorhalle
hat sowohl das kleine runde als das fast gleich
grofse viereckige Fenster eine weifse Umrandung,
die wiederum mit einem rothen Strich umsäumt
ist. An vielen Stellen, wo gröfsere oder kleinere
Bogen an den Thürmen aufsen vorkragen, war
die innere, vorgekragte, vor Regen geschützte
Stelle noch ziemlich roth. Manche der grofsen
Flächen zwischen Lisenen und Gesimsen, rings
um die Kasten, sind ehedem weifs gewesen.

Nun tritt aber die Frage uns entgegen: Wann
ist jener Thurm im Garten, wann ist das Aeufsere
der Kirche derartig polychromirt worden ? Be-
reits im XIII. Jahrh.? Gothisch sind die rothen
Verzierungen in jenen weifsen Zwickeln nicht.
Auch jene Streifen auf den Wülsten sprechen
anscheinend für hohes Alter. Auf den Säulen
der Vorhalle fanden sich drei Farbschichten
übereinander: eine weifse, eine rothe und eine
goldgelbe. Trotzdem scheint es besser, einst-
weilen eine Datirung noch nicht zu geben.

Die Funde in Laach mufsten zu weiterer
Forschung anregen. Da lag nun Andernachs
herrliche Kirche als nächstes Ziel vor dem
Forscher. Leider ist sie so hart mitgenommen
von der Revolution bei der Wende des letzten
Jahrhunderts, und durch Restaurationen so um-
gebaut, dafs dafs Aeufsere kaum unberührte
Stellen bietet. Der obere Theil der Fassade ist
jedoch ziemlich unverändert. Er aber besitzt
nun, wie man bei aufmerksamem Studium noch
erkennen kann, oben eine Musterung in rothen
Strichen. Der an der Kirche seit langem be-
schäftigte Maurermeister zeigte sie mir und hat
sie, als die Gerüste standen, genauer gesehen.
Die Reste sind aber so verwischt, dafs die Be-
stimmung des Systems der Bemalung nicht mehr
zu erreichen war. Bei nassem Wetter könnten
die Spuren klarer hervortreten. Es lag nun
nahe, auch in Koblenz nachzusehen. Aber die
 
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