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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0087
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1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

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lieh I. das Hochzeitsbild und die Hirtenreliefs (1) mit
den anderen Hirtenbildern (2—18); II. das Reliefbild
einer altchristlichen Familie mit Jonasszenen und die
anderen Monumente der Erlösungshoffnung (19) sowie
die Jonasszenen (20—32); III. Leben und Wunder
Jesu, Opfer und Sakrament (33—52); IV. Apostel,
Oranten, Lehrer, Petrustypen (53—54), Petrusszenen
(55—65); V. Symbolisches und Ornamentales (66—74).
Die Einleitung beschäftigt sich mit der grundlegen-
den Frage nach der Chronologie und Deutung der
altchristlichen Skulpturen, deren Lösung um so dring-
licher ist, als die bisher übliche Datierung, die für
die Entwicklungsgeschichte der römischen Sarkophag,
plaslik erst das Jahr 325 als Anfang annahm, sehr
zweifelhaft ist, und gemäß den, wenngleich nur kom-
binatorischen Ausführungen des Verfassers, viel früher
(vielleicht schon mit dem II. Jahrh.) wird zu beginnen
liaben. Wie diese chronologischen Untersuchungen
noch sehr der Erweiterung und Vertiefung bedürfen,
so fast noch mehr die auf die Veischiedenheit der
Werkstätten, wie auf den Zusammenhang der einzelnen
Sarkophagszenen bezüglichen. — Was dem Verfasser
nach diesen Richtungen bei seinen eingehenden ikono-
graphischen, ästhetischen, technischen Studien direkt und
auf dem Wege des Vergleichens sich ergeben hat,
findet sich in den umfänglichen Beschreibungen der
großen und kleinen Bruchstücke niedergelegt, deren
Enträtselung ein schweres Stück Arbeit war. Die
Wichtigkeit einer solchen Sammlung (die kaum ihr
25jähriges Jubiläum feiern konnte) beweisen die
ergebnisreichen Untersuchungen, die zugleich als die
Grundlage für weitere Forschungen volle Anerkennung
verdienen, mit dem Wunsche, daß die Würdigung der
altchristlichen Plastik hinter der ihrer, wohl etwas
älteren, aber sonst nicht bedeutenderen Schwester nicht
länger mehr zurückbleiben möge. k.

Tapisseries et Sculptures Bruxelloises ä
l'Exposition d'Art ancien bruxellois organisee ä
Bruxelles au Cercle artistique et litteraire de Juillet
ä Octobre 1905, par Joseph Destree, Conserva-
teur aux Musees Royaux des arts decoratifs et
industriels. Librairie nationale d'art et d'histoire,
G. van Oest & Cie., Bruxelles 1906. (Preis 75 Francs.)
Die vorigjährige, glänzende, aus den Kreisen der
Sachverständigen vielbesuchte Ausstellung in Brüssel
entstandener alt erTapisserien undSkulpturen
sowie einiger Messinggüsse und Fayencen
hat ein ihrer vollauf würdiges Nachspiel erhalten
durch dieses ungewöhnlich große und feine Pracht-
werk. Dasselbe besteht aus 50 vorzüglichen Licht-
drucken in Großfolio, von denen 4 mit der Hand
nach den Originalen koloriert sind. Auf 31 Tafeln
sind 31 Tapisserien abgebildet; auf 11 Tafeln 6 Altar-
aufsätze (mit zum Teil gemalten Flügeln), 11 Einzel-
gruppen und Figuren in Holz; auf 4 Tafeln: 1 Oster-
leuchter, 1 Adlerpult, 5 Standfiguren und 1 Epitaph ;
auf 1 Tafel: Fayencen. Von den ausgestellten Ta-
pisserien ist ungefähr die Hälfte abgebildet, nahezu
ein Viertel von den Skulpturen, Metallgegenständen
und Fayencen, über die der mit einigen Illustrationen
versehene recht gute „Catalogue" nähere Auskunft gab.
Sämtliche Aufnahmen lassen nichts zu wünschen übrig,
manche sind von einer geradezu frappanten Schärfe.

Die 1 kolorierten Tafeln (IX, XIII, XVII, XXI) nach
zum Teil golddurchwirkten tigurenreichen Erzeugnissen
der I. Hälfte des XVI. Jahrh. machen einen so un-
mittelbaren Eindruck, wie er bei diesen, im Laufe
der Zeit farblich verblaßten Wirkereien durch das
Reproduktionsverfahren kaum zu erreichen ist, ob-
gleich diese Wiedergabe gefälliger und ansprechender
sein würde. Die Handfärbung läßt einige Töne,
namentlich Gelb und Grün, sehr frisch erscheinen,
mit fast zu starker Wirkung, andere, vornehmlich
Braun, zu stumpf, so daß es herausfällt, wo in ihm
das Dessin keine rechte Geltung gewinnt. Die ober-
flächliche Tupfmanier, die an den figurierten Miniatur-
börtchen vielleicht nicht recht zu vermeiden war,
macht eine zuverlässige Wiedergabe unmöglich. Der
etwas nebelhafte Effekt entspricht im ganzen dem
jetzigenTotaleindruck der(allmählich etwasverblichenen)
Originale, von denen XXI mit der Landschaft am
besten getroffen ist. — Die 1 Gruppen, die dem
Kunstschaffen der Stadt Brüssel vom Anfange des
XV. bis zum Beginn des XVIII. Jahrh. (abgesehen
von der Malerei und Spitzenindustrie) ein herrliches
Zeugnis ausstellen, sind von Destree, der mit der
Kunstgeschichte, namentlich der gewerblichen, der
Niederlande vertraut ist, wie kaum einer, je mit
einer Einleitung versehen, die über die Entwick-
lung der betreffenden Gruppe auf Grund der neuesten
Forschungen, an der Hand der aus dem öffentlichen
und privaten Besitz geliehenen Objekte sowie unter
Bezugnahme auf sonstige Belegstücke eingehend be-
richtet. Auf diese Weise erhalten die daran an-
schließenden, zumeist recht gründlichen Beschreibungen
der einzelnen Tafeln, ihr höchst dankbares, organisches
Leitmotiv. — Überaus glänzend ist die Reihe der
aus den bedeutendsten in- und ausländischen Museen
wie Privatgalerien zusammengebrachten Tapisserien,
die im letzten Jahrzehnt enorme Wertsteigerungen
erfahren haben. Mit ihnen ist der Ruhm der Stadt
Brüssel gestiegen, die jetzt auf Grund von Vergleichen
und Kombinationen auch beansprucht, die Heimstätte
zu sein des berühmten Croyschen Epitaphs im Kölner
Domschatz aus dem Jahre 1519. — Das in 400
numerierten Exemplaren erschienene Werk gereicht
als Denkmal des Strebens und Könnens allen Be-
teiligten zu hoher Ehre, namentlich auch dem „Comite
d'organisation de l'Exposition d'Art ancien bruxellois;
Bruxelles, Cercle artistique et litteraire 1906", an dessen
Spitze Paul Hymans stand. Schnittten.

Italienische Forschungen. Herausgegeben vom
Kunsthistorischen Institut in Florenz. I. Band.
Bruno Cassirer, Berlin 1906. (Pr. 16 Mk.)
Das Kunsthistorische Institut, das sich unter der
Leitung von Prof. Dr. H. Brockhaus als Förderer der
Studien tüchtig entwickelt und sehr nützlich macht,
beginnt mit diesem 400 Seiten starken, durch 3 vor-
zügliche Lichtdrucklafeln und 125 Textillustrationen
ausgezeichneten Buche in glänzender Weise seine Ver-
öffentlichungen, über das Kunstschaffen des späten
Mittelalters und der Frührenaissance in Florenz, Mai-
land, Venedig, an der Hand der Urkunden und der
Werke vielfache Aufklärung gebend. — Über die be-
rühmte Bronzestatue des hl. M a 11li ä us von G h i -
berti informiert Privatdozent Dr. Doren auf Grund
 
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