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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schmid, Andreas: Kreuzwegbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0117
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1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

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entschieden den Vorzug, weil die Kreuzweg-
andacht in einer Betrachtung des Leidens des
Herrn bestehen soll und Bilder die Gegenliebe
zu Christus, die Dankbarkeit, die Reue und den
Opfersinn entflammen. Wie leicht ist es für
Christen, welche weniger Sinn für Intuition
haben, das Bild zu betrachten und mit Hilfe
eines Kreuzwegbüchleins die Nutzanwendung
auf sich zu machen! Wohl gibt es Tadler,
welchen die Kreuzwegbilder ein Dorn im
Auge sind, weil von 14 Abbildungen 4 nicht
in der hl. Schrift angemerkt sind, nämlich die
drei Fälle und die
Begegnung der Vero-
nika; allein schon
um das Jahr 211
schrieb Tertullian
eine Schrift de Coro-
na, in welcher er
nachweist, es gebe
im Christentum

verschiedene Ge-
bräuche, welche
nicht in der hl.
Schrift erwähnt wer-
den und dennoch in
Übung stehen. Der
nämliche Grundsatz
kann auf die drei
Fälle Christi ange-
wendet werden, in-
dem man fragt: Muß
denn alles nieder-
geschrieben sein,
gibt es gar keine
Überlieferung? Die
Katharina Emmerich
redet sogar von sie-
ben Fällen und vom

XVI.—XVIII. Jahrh. ^^^^^^^^^^
hoher Verehrung.

Man darf auch an der Geschichte der
Veronika nicht Anstoß nehmen; Katharina
Emmerich erwähnt die Tatsache, nur nennt
sie die Frau Seraphia. Selbst ein Historiker
kann die Möglichkeit der Tatsache nicht in
Abrede stellen, da bekannt ist, daß selbst die
Heiden das Blut ihrer verwundeten Gladiatoren
sammelten, um Amulette zu machen, und daß 258,
als der hl. Cyprian auf die Richtslätte geführt
wurde, ihm manualia und linteamina geboten
wurden, um Andenken (brandca) zu erhalten.7)

') Acta, Ruin.iri Verona« I7:n p. 190.

Abb. 1. Passionsbild
standen diese Fälle in

Ästhetiker erheben bisweilen ihre Stimme
gegen die Kreuzwegbilder, weil sie für das
Auge eine Marterszene darstellen. Die Kirche
ist ein Bethaus und kein Vergnügungslokal
und darf daher eine ernste Stimmung hervor-
rufen. Wollte man aus sentimentalen Gründen
den Kreuzweg verwerfen, wenn der Todes-
gang dargestellt ist, so müßte man folgerichtig
umsomehr jeden Kruzifixus aus der Kirche
entfernen. Es mag ein Ästhetiker ein-
wenden, durch 14 Tafelbilder erhalte der
Kirchenschmuck eine zu einseitige Richtung

und verdränge Rund-
figuren und Wand-
gemälde; solange
aber die Kreuzweg-
andacht in dem
gläubigen Christen
höhere Vollkommen-
heit fördert und un-
gezählte Ablässe ver-
mittelt, darf auf das
einseitige Urteil

eines Künstlers nicht
zu großes Gewicht
gelegt werden. Daß
bei der Komposition
der Kreuzwegbilder
auch die künstleri-
sche Seite der Bilder
nicht außer acht ge-
lassen und nicht bloß
rohe Henkerszenen
geschaffen werden,
versteht sich von
selbst. - Es möge da-
her die Form der
Bilder im folgenden
zur Sprache kommen.
3. Zu Kreugwegbildern eignen sich Rund-
figuren. Reliefs in Holz, Stein oder ge-
branntem Ton oder G e mä 1 d e in verschiedener
Auslührung. Die Raumverhältnisse, der finan-
zielle Punkt und die subjektive Geschmacks-
richtung werden die Auswahl treffen. Sollen
die Bilder im Freien aufgestellt werden, so
muß vor allem auf ein wetterfestes Material Be-
dacht genommen werden. Am wenigsten taugt
hierzu Sandstein, weil solche Figuren schon in
wenigen Jahrzehnten verwittern ; besser eignet
sich noch Kalkstein und am meisten ist Mar-
mor zu empfehlen. Syenit ist zu schwer zu
bearbeiten; ebenso Labrador. Teuer sind auch

im Georgianum ca. 1400.
 
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