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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schmid, Andreas: Kreuzwegbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0118

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167

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

1Ö8

Reliefs in Kupferblech getrieben z. B. in
George zu Antwerpen.

In den meisten Fällen wird man sich mit
Holz begnügen müssen, welches vor jeder
Fassung mit einer Lösung animalischen Leimes
zu tränken ist, weil der Holzwurm von Vege-
tabilien sich nährt und animalischen Leim
verschmäht. Noch mehr Sicherheit gegen
diesen Feind des Holzes bietet die Wurmbeize
aus Essig, Wermuth, Knoblauch, Kochsalz und
Pfeffer.

Ist Naturstein oder Holz zu kostspielig
so kann auch unbedenklich künstliche
Massa oder gebrannte Tonerde (terra cotta)
gewählt werden,
zumal der Preis
um das Zehnfache
sich erniedrigt.
Wohl weiß ich,
daß Kunstge-
lehrte und Künst-
ler gegen diese
Art Bilder in
allen Tonarten
sich aussprechen,
und im Übereifer
lieber kein Bild
wünschen als ein

Massaprodukt.
Vom bloß künst-
lerischen Stand-
punkte mögen
sie recht haben,
nicht aber vom
kirchlichen; denn
die Kirche stellt
nirgends die Forderung auf, Kultbilder dürften
nicht mechanisch hergestellt werden und
müßten Kunstwerke sein; sie ist zufrieden,
wenn dieselben die Gläubigen im Glauben
„belehren und bestärken".8) Im etruskischen
Museum des Vatikans ist ein Merkur V/t m
hoch aus terra cotta und im Kapitolinischen
eine Grabfigur 1,50 m hoch. Gott selbst hat
die zwei Cherubim zur Bundeslade aus Guß
angeordnet9,, und noch jetzt dürfen die Bilder
der Heiligen aus „Silber oder aus anderer
Materie bestehen,10) ohne daß von der Hand
getriebene Arbeit verlangt wird. Ähnliche
Beispiele könnten aus allen Stilperioden an-

*) Trid. s. 25 de invoc.

•) Ex. 25, 81.

,0) Caer. ep. I 12 n. 12

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Abb. 2. Zweite Station von Adam

geführt werden. Warum soll es also ärmern
Kirchen verboten sein, Stationsbilder en relief
aus irgend einer Massa aufzuhängen, wenn
der Zweck der Bilder auf Jahrhunderte erreicht
wird? Auch Zink- und Eisenguß sind an sich
nicht zu verwerfen, wenn die Modelle gute
Abgüsse gestatten.

Am häufigsten findet man Ölgemälde
für Kreuzwegbilder verwendet. Um die Bilder
in weiterer Entfernung noch wirksam zu er-
halten, empfiehlt sich, lieber auf die Menge
der Figuren zu verzichten als auf größere
Zeichnung und lieber helle und frische Farben
zu verwenden als kalte, weil Ölfarben in

wenigen Jahren
nachdunkeln. Für
das Volk ist auch
wenig daran ge-
legen, daß die
Bilder gerade
Originalkcmposi-
tionen sind; es
genügt, Kopien
nach verlässigen
Meistern z. B.
Führich,Schwind,
Beuronerschule,
Feuerstein u. s. f.
in guter Zeich-
nung zu schaffen.
Eine Klippe be-
steht bei Gemäl-
den, nämlich daß
bessere Künstler
es für eine wenig
ehrenvolle Auf-

•\S

->

Krafft in Nürnberg. 1490-1490

gäbe ansehen, einen Kreuzweg zu malen, weil sie
fürchten, an ihrem Ruhme Schaden zu leiden,
und daß daher meistens nur Künstler dritten
Ranges sich herbeilassen, Kreuzwege zu
kopieren. Dazu kommt, daß man von Einem
Kreuzweg redet, der Künstler aber 14 Gemälde
zu zeichnen und zu malen hat. Welchem
Künstler geht die Geduld nicht aus, wenn er
diese Aufgabe um 2—300 Mk leisten soll und
dazu noch Blendrahme und Malgrund zahlen
muß.

4. Von größter Wichtigkeit ist für Öl-
gemälde der Malgrund. Das Mittelalter
wählte mehrere Schichten von Tannen- oder
auch Eichenholz. Soll man zu diesem System
zurückkehren? Ich rate es nicht, weil Holz
leichte Risse bekommt und vom Wurme zer-
 
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