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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Braun, Joseph: Mittelalterliche Paramente zu Neustift bei Brixen
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0086

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119

1909.

ZEITSCHRIFT KUR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

120

Chorherren nicht geschlossen zu werden.3) Ab-
bildung 4 bietet eine Rekonstruktion des Ge-
wandes. Die schwächeren Innenlinien bedeuten
die Nähte. Ob der eingezeichnete Kopf-
durchlaß der Wirklichkeit entspricht, muß ich
nach dem Gesagten auf sich beruhen lassen.
Wer die Beschreibung des Superpelliceums
mit den Angaben vergleicht, die ich über eine
größere Anzahl noch vorhandener mittelalter-
licher Alben in meinem Werke „Die liturgische
Gewandung im Okzident und Orient" gemacht
habe, und die Abbildung des Gewandes zu-
sammenstellt mit den dort gebotenen Wieder-
gaben solcher Alben, wird alsbald die enge
Verwandtschaft erkennen, die zwischen dem
Superpelliceum und jenen Alben besteht. Es
ist hier wie dort wesentlich derselbe Schnitt.
Der einzige Unterschied liegt in der Bildung
der Ärmel. Den gleichen Typus zeigt das
Rochett des hl. Thomas Becket, nur ist bei
diesem auch in der Mitte der Vorder- und
Rückseite eine oben gekräuselte Gire an-
gebracht, offenbar, um einen reicheren und

') Vgl. Braun, »Die liturg. Gewandungt S. 144.
Über das Rochett des hl. Thomas Becket (nebst Ab-
bildungen) ebendort S. 132 f., über den mittelalterlichen
Albenschnitt S. 73 ff.

zugleich gleichmäßiger verteilten Faltenwurf
zu bewirken, während das Neustifter Super-
pelliceum in diesem Punkt durchaus der Mach-
weise der Alben folgt.

Eine sichere Datierung des Superpelliceums
aus seiner Beschaffenheit heraus ist nicht
möglich, weil es eben das einzige ist, welches
aus dem Mittelalter auf uns gekommen ist.
Immerhin bieten gewisse Anhaltspunkte zu
einer Zeitbestimmung seine verwandtschaft-
lichen Beziehungen zu den Alben des XII.
und XIII. Jahrh., wie auch zu dem Rochett
des hl. Thomas Becket, und so dürften wir
wohl berechtigt sein, auch das Superpelliceum
dem XII. oder XIII. Jahrh. zuzuweisen. Die
lokale Tradition sieht in dem Gewände eben-
falls eine Reliquie des seligen Hartmann. Da
seine Beschaffenheit dieser Angabe in keiner
Weise widerspricht, sondern durchaus die
Möglichkeit einer Entstehung im XII. Jahrh.
zuläßt, liegt auch hier kein Grund vor, die
Tradition als irrig zu bezeichnen, und so darf
man wohl ohne Bedenken das Gewand ge-
nauer der zweiten Hälfte des XII. Jahrh.
zuschreiben.

Luxemburg.

Jos. Braun S. J.

Bücherschau.

Der Dom zu Aachen und seine liturgische Aus-
stattung vom IX. bis zum XX. Jahrh. Kunst-
geschichtliche Studien mit 188 Abbildungen und
5 Tafeln. Von Dr. Karl Faymonville. —
F. Bruckmann in München 1909. (Pr. 26 Mk.)
Das Aachener Münster, Karls d. Gr. Pfalzkapelle,
hat seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
vielfach die Forscher, ausländische wie heimische,
namentlich die lokalen, beschäftigt, zumeist in Ver-
bindung mit den vielen wichtigen und schwierigen
Restaurationsflagen, wie sie namentlich den bereits
1847 gegründeten Karlsverein angingen. Am frucht-
barsten ist in dieser Hinsicht Franz Bock gewesen,
der noch kurz vor seinem 1899 erfolgten Tode den alten
Plan einer großen Monographie wieder aufgriff. Sein
Schüler Faymonville, mit dem Bauwerk seit der Jugend
vertraut, hat dieselbe geschrieben; und es darf ihr das
Zeugnis einer durchaus gewissenhaften gründlichen
Arbeit ausgestellt werden. In ihr ist das gesamte weit-
schichtige Material, wie es durch die Untersuchungen
und Diskussionen der letzten Jahrzehnte enorm ge-
wachsen war, auf das sorgfältigste zusammengestellt,
durch Entdeckungen in den Archiven von Aachen,
Düsseldorf, Brüssel noch erheblich vermehrt, so daß
hier zunächst eine ganz vollständige Quellensammlung
vorliegt. — Dazu kommt eine genaue Beschreibung

des Biuwerks und seiner Einzelheiten mit Einschluß
i der Ausstattung, an der Hand einer großen Anzahl
durchweg guter Abbildungen, wie sie in solcher (bis
in die jüngste Zeit fortgesetzter) Vollständigkeit noch
nicht geboten waren. — Auf den Versuch, aus diesen
Prämissen, die gewiß noch nicht abgeschlossen, auch
noch nicht ganz unbestritten sind, neue Folgerungen zu
ziehen, hat der Verfasser weise verzichtet; sie werden
erst allmählich sich ergeben können. — Für sie die
Vorstufen in so solider umfassender Wei^e gelegt zu
hiben, ist ein großes Verdienst; und die klare systema-
tische Art, wie es geschah, indem 16. Kapitel die
Entwicklung der Pfalzkapelle von ihrem Ursprung bis
zu ihrer jetztigen Gestalt durch alle Phasen hindurch-
führen, macht auch dem Nichtfachmann die Lektüre
des ernsten wissenschaftlichen Werkes genießbar und
anregend. _________ Schnütgcn.

Heimatkunst, Kl osterst u dien. Denk mal pflege.

Von Dr. Georg Hager. Riegersche Universitäts-

Buchhandlung in München 1909.
Der mit den Kunstdenkmälern seiner bayerischen
Heimat durch Neigung und Inventarisicrungsbernf in
besonderem Malle vertraute frühere Konservator am
Nationalmuseum jetzige, Generalkonservator der Kunst-
denkmale und Altenümir Bayerns hat einen Teil
 
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