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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Molsdorf, Wilhelm: Die Holzstatue des h. Michael in der Kirche St. Andreas zu Köln
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Beissel, Stephan: Ein Gebetbuch des Kaisers Karl V.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0062

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79

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

80

aut Tafel 3 im Lichtdruck wiedergibt (vergl.
Abb. 2). Wülshire hält den Kupferstich
für ein Erzeugnis der flämischen Schule, doch
hat Lehrs die Zugehörigkeit des Blattes zum
Werke des oberrheinischen Meisters E S fest-
gestellt,2) und zwar handelt es sich offenbar bei
dieser Darstellung des Erzengels um eine
Arbeit aus der Frühperiode des Stechers.
Sowohl die Neigung des Hauptes nach der
Schulter zu, wie die starke Einschnürung der
Hüften, die sich auch auf unserem Bilde be-
merkbar machen, sind nach Lehrs stereotype
Kennzeichen des Jugendstiles des Meisters E S.
Besonders deutlich tritt der Charakter einer
Erstlingsarbeit hervor, wenn man das Blatt
mit dem Stiche des h. Michael mit der Jahres-
zahl 1467 von demselben Meister zur Ver-
gleichung heranzieht.3) Da nach dem gegen-
wärtigen Stande unserer Kenntnis vom Meister
E S seine Wirksamkeit jedenfalls bis zum
Anfang der fünfziger Jahre des XV. Jahrh.
zurückreicht, so wird man nicht fehl gehen,
wenn man den undatierten Stich des h. Michael
diesem Dezennium zuweist. — Schon ein
flüchtiger Blick auf die beiden Abbildungen

') Kaalog der im Germanischen Museum befindl.
Kupferstiche. (Nürnberg 1888.) S. 62.

') Gute Abbildung bei Lehrs: »Der Meister mit
den Bandrollen«. (Dresden 1886.) Abb. 19.

zeigt, wie eng sich der unbekannte Künstler
bei der Ausführung der Holzfigur an den
Stich des Meisters ES angelehnt hat; dabei
kam ihm allerdings die straffe Geschlossen-
heit der Komposition, die der Vorlage selbst
etwas Statuarisches verleiht, sehr zu statten.
Die wenigen Abänderungen aber sind der
Wirkung seiner Arbeit nur zugute gekommen.
So verrät sich in der Weglassung der im
Stiche etwas unruhig wirkenden Kreuzesfahne
eine weise Beschränkung, und die gedrungenere
Form, die die Gestalt des Teufels erfahren hat,
um die erforderliche ebene Standfläche für das
Bildwerk zu gewinnen, trägt nur zur Steigerung
des dämonenhaften Charakters des Bösen bei.
Vor allem aber hat der Holzschnitzer in das
Antlitz des Engels, das in der Vorlage einen
griesgrämigen Eindruck macht, einen Liebreiz
von so hohem Zauber hineinzulegen gewußt,
wie er nur bei den reifsten Schöpfungen der
Kölner Malerschule anzutreffen ist.

Als Entstehungszeit der Statue gibt der
Ausstellungskatalog die Mitte des XV. Jahrh.
an; durch die Abhängigheit des Bildwerkes
von dem Stiche des Meisters E S erfährt diese
Datierung insoweit eine Einschränkung, als
erst die Jahre nach 1450 in Betracht kommen
können.

Bteslau. Wilhelm Molsdorf.

Ein Gebetbuch des Kaisers Karl V.

(Mit 3 Abbildungen.)1)

nter den Schätzen des Fürsten
Salm-Salm zu Anholt in Westfalen
findet man auch ein 15 cm hohes,
8,5 cm breites, auf Pergament ge-
schriebenes Gebetbuch. Eine 1741 einge-
tragene Notiz der Prinzessin Christine von
Salm meldet, es sei schon 1645 in Anholt
gewesen, durch ihre Großmutter, eine Prinzessin
von Croy in den Besitz der Fürsten von Salm
gekommen und stamme von Kaiser Karl V.
Vielleicht hat die Schreiberin auch den heutigen
Einband in grünem Leder herstellen lassen,
auf dem die beiden gekrümmten Salme, die
Wappenzeichen ihrer Familie viermal einge-
prägt sind.

1> Die Aufnahmen zu den Abbildungen verdanke
ich Herrn O. Kühlen, der auch die Verwertung der-
selben gütig gestattete. Die Erlaubnis zur Benutzung
des Buches vermittelte Ihre Durchlaucht, die Prinzessin
Konstanze von Salm-Salm.

Das kostbare Büchlein enthält 20 Minia-
turen. Es beginnt mit einem Kalender, aus dem
folgende Namen für französischen Ursprung
desselben zu zeugen scheinen: im Januar
S. Rigoberti und S. Batildis, im März S. Josephi
conf., im Juni S. Medardi et Gildardi, im Juli
Inventio s. Quintini, im August S. Ludovici
epi. und S. Ludovici regis, weiterhin S. Anne,
matris Marie, Dionysii epi. und Conceptio
B. M. V. Auch in der Allerheiligenlitanei sind
Ludwig, Bischof von Toulouse und Ludwig,
König von Frankreich genannt.

Bei jedem Monate sind unten auf der
Seite einige auf ihn bezügliche Verse ein-
getragen. Sie lauten für den Januar:

Je me fais appeller Janvier,

Le plus froit de toute l'annee.

Mais si me puis je bien vanler;

Que ma saison est approuvee.

Les six premiers ans, que vit l'homme au mor.de,
 
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