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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Bücherschau
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185

1909. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Ni. 6.

186

Bücherschau.

Bonifatius. Die Bekehrung der Deutschen zum
Christentum. Von Gustav Schnürer. Mit 59
Abbildungen. (Aus der IL Abteilung: Mittelalter,
der „Weltgeschichte in Charakterbildern" bei Kirch-
heim & Co. in Mainz. — Pr. in Leinenband 4 Mk.)
Der aus den früh zum Christentum bekehrten
Angelsachsen hervorgegangene, durch die Bencdiktiner-
regel sicher geleitete Missionär wird mit seinen päpst-
lichen Vollmachten, als Missionsbischof Mitteldeutsch-
lands, als Organisator der deutschen Kirche, als Inspirator
der deutschen Synoden, als Reformator der fränkischen
Kirche vom Verfasser begeisterungsvoll geschildert, mit
dem Schlußakte der Fuldaer Klostergründung. Seine
gewaltigen Erfolge werden auf seine Frömmigkeit, seine
Gelehrsamkeit, seinen Eifer zurückgeführt, aber auch auf
seine klösterliche Schulung und auf sein echtes deutsches
Wesen, welches ihm die Sympathien zuwandte während
seines Lebens, und von Neuem erwarb im vorigen
Jahrhundert, dank der seine Verdienste aufdeckenden
deutschen Geschichtsforschung. — Was für die Illustration
dieser Berichte und Ideen am Abbildungsmaterial bei-
gegeben wird, ist mit Umsicht ausgewählt, mag es in
den Miniaturen und Büchern bestehen, die mit dem
Heiligen unmittelbar zusammenhängen, in den alten
Baudenkmälern, welche die Erinnerung an ihn bewahren,
endlich in den neuen Darstellungen, die sein Leben
schildern, seinen Ruhm künden. — Also eine grosse
Auffassung, eine vorzügliche Biographie, wie der „Apostel
Deutschlands" sie verlangt. rj.

Venturi, Storia deil' arte italiana VI. Bd.
Scultura del Quattrocento. — Ulrico Hoepli in Mai-
land 1908.
Seit unserem letzten Refeiat (XIX. 382) ist dieser
1140 Seiten mit 781 Textillustrationen umfassende Band
erschienen, der mit dem XV. Jahrh. beginnt und auf
dessen Plastik sich beschränkt, also auf deren be-
ginnende, von den Forschungen der Kunsthistoriker
bevorzugte Glanzzeit. — Hier stehen im Vordergrunde
die noch mehr oder weniger von der Gotik beherrschten
Meister Quercia, Ghiberti und Bruneleschi mit ihren
zahlreichen Schülern, denen die beiden ersten Kapitel
gewidmet sind mit 134 Abbildungen, die hauptsächlich
nach Bologna (St. Petronio) und Florenz (Orsanmichele
und Baptisterium), aber auch nach Venedig, Ferrara,
Modena, Pisa usw. führen. Um Bronzegüsse, Marmor-
figuren, Terrakotten handelt es sich hier, wie immer. —
Das III. Kapitel beschäftigt sich eingehend mit Dona-
tello, seinen großen Schöpfungen in Florenz, seinen
Arbeiten in Rom, Neapel, Padua, so daß dieses Kapitel
eine glänzende Zusammenstellung seines Oeuvre ist. —
Seine zahlreichen Schüler sind im IV. Kapitel zu einer
Gruppe vereinigt, die mit Michelozzi anfängt und mit
Bertoldo schließt, an die verschiedensten Orte Italiens
führend, auch nach Siena und Pisa. — Noch größer
ist der Kreis hochangesehener toskanischer Bildhauer,
die auf den nicht weniger als 230 Seiten des V. Kapitels
geschildert werden, unter ihnen auch Luca und Andrea
della Robbia, Bernardo und Antonin Rosselino, Mina
da Fiesole, Antonio und Pietro Pollajuolo. — Viel
kürzer werden im VI. Kapitel die Bildhauer der Emilia
behandelt; nach Bologna und Modena, nach Ferrara,

Parma, Piacenza führt der Weg. — Eine lange Reihe
aber stellen im VII. Kapitel die lombardischen Bild-
hauer dar, die teils in der Nähe (Mailand, Genua usw.)
blieben, teils weithin nach Rom, Neapel usw. entführt
wurden. — Auch im VIII. Kapitel, welches in erster
Linie den venetianischen Meistern gehört und ihrem
dalmatinischen Gefolge, tauchen wiederum die Lom-
barden auf. — Mit dem kurzen IX. Kapitel und den
römischen Künstlern schließt dieser Band. — In ihm
ist eine schier endlose Reihe von Bildhauern aufgezogen,
die mit ihren Arbeiten vorgeführt werden, zumeist
an der Seite von Abbildungen derselben. — In diesen
Künstlernamen und den sie begleitenden Notizen und
Bildern liegt der Hauntwert des großzügigen Werkes,
um das jede andere Nation die italienische beneiden
kann. In ihm ist ein kunstgeschichtliches Material
niedergelegt, aus dem die Schlußfolgerungen im Sinne
der großen Zusammenhänge erst allmählich gezogen
werden können. — Auch die 4 folgenden Bände werden,
gemäß der Ankündigung in dem dicken „Catalogo
completo delle Edizioni Hoepli 1871 —1907", über das
XV. Jahrh. nicht hinausreichen, indem der VII. und X.
dessen Malerei bzw. Kunstgewerbe, der VIII. und IX.
die Architektur des XIV. und XV. Jahrh. behandeln

werden. ----------------- Schnütgen.

Die rheinischen Chorgestühle der Früh-
gotik. Ein Kapitel der Rezeption der Gotik in
Deutschland von H eribertReiners. Mit 29 Licht-
drucktafeln (Heft 113 der „Studien zur deutschen Kunst-
geschichte bei Heitz in Straßburg. ■— Pr. Mk. 8.)
Seine vortrefflichen Veröffentlichungen der Chor-
stühle von Wassenberg und des Kölner Domes im
letzten Jahrg. unserer Zeitschr. (117/126 — 269/282
und 309/316) hat der neue Doktor erheblich erweitert
zu dem vorliegenden, 88 Seiten umfassenden Heft,
und damit ein Thema angeschnitten, das längst auf
Prüfung drängte, seiner archäologisch-künstlerischen Be-
deutung wegen, aber auch zur Aufklärung der deutschen
Holzplastik, wie sie sich vom XIII. Jahrh. an ent-
wickelt hat. — Bei dem bisher noch nicht gebotenen
Überblick über die Entstehung und Ausbildung des
Chorgestühls im ersten Jahrtausi nd kam dem jungen
Gelehrten seine Kenntnis der Liturgik, bei der Er-
klärung der stellenweise dunklen Darstellungen (be-
sonders im Kölner Dom), seine Vertrautheit mit der
Ikonographie zu gut; und dank den sorgsamsten Nach-
forschungen, hat er das für die frühe Periode in Frage
kommende, zum Teil entlegene Material, nicht nur das
rheinische, sondern auch das im übrigen Deutschland,
sogar in Frankreich erhaltene, geprüft, und wohl nichts
Wesensliches übersehen. — Diese Denkmäler werden,
zumeist an der Hand guter Abbildungen untersucht,
jedes mit dem Bestreben, die Stelle zu erspähen, die es
in der Entwicklung einnimmt, nebst den Einflüssen, denen
es unterlag. Wenn hierbei dem hochbedeutenden
Wassenberger Gestühl die französische Abhängigkeit wohl
mit Recht abgesprochen wird, so trifft der dafür mit-
angegebene Grund, daß „in Frankreich nie das Kind
stehend auf dem Knie der Mutter gebildet wird",
nicht ganz zu. — Hierbei ergaben sich mancherlei
Gesichtspunkte wie für die Herkunft, so namentlich
für die (bis dahin sehr schwankende) Datierung der
 
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