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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Bücherschau
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221

1909.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

222

Bücherschau.

Handbuch der Architektur. II. Teil: Die Baustile.
Historisch und techn. Entwickelung III. Band Heft I.
Altchristliche und byzan tinische Baukunst.

Von Dr. Heinr. Holtzinger. — III. Auflage.

Mit 280 Abb. im Text und 6 Tafeln. -- Kröner in

Leipzig 1909. (Pr. Mk, 15.)
Diese, schon nach 10 Jahren nötig gewordene, III. Auf-
lage durfte sich im Ganzen behaupten mit ihrem großen,
nur auf Zeichnungen beruhenden Illustrationsapparat, der
sich für ein eigentliches Lehrbuch immer noch, auch
bei den Aufrissen und Innen-Aufnahmen, sogar bei
den perspektivischen, bewährt. — Nachdem die Kata-
komben kurz behandelt sind in ihren Grundrissen und
Schnitten, auch mit ihren Wand- und Decken-
malereien, kommt umfänglich der Kirchenbau zur
Geltung, zunächst in seinen Vorbildern und seinem
basilikalen Schema, sodann in reichster Illustrierung
der Denkmäler-Gruppen. — Das Abendland beginnt
mit Rom, seinen Basiliken nnd Zentralbauten, die
auch für Ravenna die Einteilung abgeben. Das übrige
Italien schließt sich an, und für die diesseits der
Alpen gelegenen Länder kommt außer den vereinzelten
französischen Bauten, dem Römerturm in Köln und der
Vorhalle in Lorsch, nichts Besonderes in Frage, da der
Dom in Trier wie St. Gereon in Köln dem Verfasser
keine hinreichend verständliche Sprache für deren Unter-
bringung in dieser Gruppe reden, (der Essenwein sie in
der I. Auflage reichlich zugewiesen hatte). Hieran
schließen Palästina, Kleinasien und die Balkan-
halbinsel, Nordafrika und Zentralsyrien, wobei
der Verfasser auch nur die beglaubigten Bauten zu
Worte kommen läßt, diesen aber, namentlich den nord-
afrikanischen, eingehende Beachtung und zahlreiche
große wie kleine Abbildungen widmet. — Die
byzan tin ische Ar chitektur marschiert mit vielen,
zumeist großen Darstellungen auf, die den Vorstufen
(mit Einschluß von Ravenna und Aachen), der Sophien-
kirche, und den Nachkömmlingen in Thessalonich, Kon-
stantinope], Venedig, Trapezunt, Palermo usw. an-
gehören. — Die knappe und bestimmte Art, in der die
Unterweisung erfolgt, auf die ganz sicheren Resultate
der gerade gegenwärtig sehr flüssigen Forschung sich
beschränkend, nimmt sehr für das Buch ein. e.

Studien über Christliche Denkmäler. Herausgegeben
von Johannes Ficker. Neue Folge, 5. und 6. Heft.
Kleinasiatische Denkmäler aus Pisidien, Pam-
phylien, Kappadokien nnd Lykien. Darstellender
Teil von Hans Rott. Nebst Beiträgen von Dr. K.
Michel, L. Messerschmidt und Dr. W. Weber. Mit
6 Tafeln, 13 Abbildungen im Text und einer archäol.
Karte von Kleinasien. — Dietench (Weicher)
Leipzig 1908. (Pr. Mk. 25—, geb. Mk. 28—.)
Seitdem Kleinasien hinsichtlich seiner altchristlichen
Kunstdenkmäler, namentlich der architektonischen, in
den Vordergrund gerückt ist, auch wegen seiner Ein-
flüsse auf die abendländische Kunstentwickelung, wird
es in seinen noch nicht gründlich durchforschten
Gegenden von kühnen und wißbegierigen Kunstjüngern
mit Vorliebe aufgesucht. Die Ergebnisse ihrer, zumeist
äußerst mühsamen, vom Stift und Apparat kräftigst unter-
stützten Untersuchungen haben auf dieses bislang ver-

kannte und vernachlässigte Gebiet der Kunstgeschichte,
sowohl das altchristliche wie das byzantinische, klärend
gewirkt. — Diese Wirkung darf für die vorliegenden
Studien vollauf in Anspruch genommen werden, die
von den beiden Freunden Rott und Michel unternom-
men, zum geringen Teile den pisidischen und pamphy-
lischen, zumeist den kappadokischen, zuletzt den lyki-
schen Altertümern gelten. Sie beziehen sich auf noch
erhaltene, oder ruinenhafte Kirchen bzw. Moscheen,
auch solche in Höhlen, sowie auf Gräber. Außer der
Architektur kommen ihre Ausstattungskünste, besonders
die Plastik und Malerei reichlich zur Geltung, mit Ein-
schluß der Inschriften, deren Entzifferung besondere
Aufmerksamkeit (durch die Beihilfe von Weber) ge-
widmet ist. Die Grundrißformen zeigen eine über-
raschende Mannigfaltigkeit, nicht minder die Fassaden
und Innenansichten. Auch die omamentale Plastik
kommt zu ihrem Rechte, viel mehr noch die byzantini-
sche Wandmalerei, deren Ikonographie mit Recht ein-
gehend behandelt wird und, dank manchen Beischriften,
wesentliche Bereicherung erfährt. — Angesichts dieser
äußerst schätzenswerten Ergänzung des alten Bilderschatzes
darf die Fortsetzung dieser Studien durch den histo-
risch-systematischen, von Dr. Michel zu bearbeitenden,
Teil mit Spannung erwartet werden. G.

Der Mennastempel und die Heiligtümer von Karm
Abu - Mina in der ägyptischen Mariütwüste. Ein
Führer durch die Ausgrabungen der Frankfurter
Expedition von Carl Maria Kaufmann. Mit
einer Karte, 32 Abbildungen und Plänen. —
Baer & Co. in Frankfurt a. M. 1909. (Pr. Mk. 3;)
Das gewaltige Ergebnis der 1905 unternommenen
Frankfurter Expedition zur Freilegung des National-
heiligtums der urchristlichen Ägypter wird durch deren
Leiter hier an der Hand mancher Abbildungen mit-
geteilt. — Zuerst wird die kurze Vorgeschichte dieser
Entdeckung angegeben, dann „die Lage der hl. Stadt"
geschildert. ,,Zur Geschichte der Heiligtümer" wird
der Märtyrtod des hl. Mennas in Alexandrien kurz vor
300 erzählt, der ein Jahrhundert später erfolgte Bau
seines Tempels, zunächst seiner Gruftkirche, dann der
großen Arkadius - Basilika, die im V. und VI. Jahrh.
ihre Glanzzeit als weltberühmte Pilgerstätte hatte, in
den folgenden Jahrhunderten wiederholt stark bedroht,
schon vor Tausend zerstört wurde, in den Sagen und
Reliquien noch lange fortlebend. — Die Denkmäler
der ausgegrabenen „Marmorstadt der Mariüt" werden
beschrieben, besonders die Basilika des Arkadius, die
im Gefüge ihrer Gesamtanlage nur noch in Rom
und Jerusalem ihres Gleichen hatte, die Gruftkirche
mit der Krypta, das Baptisterium, die Koinobien und
Xenodochien (Kloster und Fremdenhospiz), endlich
das überaus merkwürdige „heilige Bad mit der Bäder-
basilika." Eine ganze Fülle von Offenbarungen, die
sich nicht nur auf die ungemein mannigfachen und eigen-
artigen Anlagen beziehen, sondern auch auf die massen-
haft gefundenen Produkte der lokalen Terrakottaindustrie,
namentlich der Pilgeiflaschen, die früher nur in ver-
einzelten Exemplaren bekannt waren. — Die Ausbeute
für die Geschichte der altchristlichen Kunst ist enorm,
 
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