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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0150

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223

1909.

_ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

224

und mit der de Rossis vergleichbar, so daß dieser
Bericht wohl als der Vorläufer eines großen Werkes
angeseheu werden darf. B.

Italienische Forschungen. Herausgegeben vom kunst-
historischen Institut in Florenz. — Zweiter Band.
II Duomo di Firenze. Documenti sulla decorazione
della Chiesa et del Campanile tratti dall' Archivio
delP Opera. — Per cura di Giovanni Poggi. Parti
I-IX. — Cassirer in Berlin 1909. (Pr. Mk. 16).
Ganz im Rahmen seiner Bestrebungen hat „das kunst-
historische Institut" in Bezug auf den Dom zu Florenz
ein Urkundenbuch erscheinen lassen, das über das schon
so viel erforschte Denkmal viel neues Licht verbreitet. —
Was dieser, auf 290 Quartseiten 1453 Nummern im
Zeitraum von 200 Jahren (1354 bis 1549) umfassende,
dem Domarchiv entnommene Sammlung einen ganz
besonderen Wert verleiht, ist der Umstand, daß manche
der in den Urkunden (Regesten) erwähnten Gegenstände
abbildlich wiedergegeben sind durch die 89 Illustrationen,
die den,, Discorso analitico sui documenti" schmücken. —
Dieser Text zerfällt in 9 Teile, entsprechend den 9 Bau-
teilen, auf deren Ausstattungsstücke die Urkunden sich
beziehen. — Es handelt sich um das Bildwerk an der
alten längst wieder abgerissenen Fassade und am Glocken-
turm (von dem 53 Statuen abgebildet sind); um 2
Portale mit 8 Abbildungen; um andere Außenseiten
(deren eine Donatellos berühmter David zierte); um
die Fenster; um die Kapelle des hl. Zanobius (mit Krypta,
einer Reliquienbüste und mehreren Aharretabeln); um
weitere Kapellen (mit Madonnen — wie Evangelisten-
fresken und Marmorbüste, sowie mit Reliefs von Luca
della Robbia und anderen Bildhauern); um den durch
2 alte Pergamentminiaturen wiedergegebenen Hauptchor
(mit dem Hochaltar und seinem Kruzifixus von Benedetto
da Majano). Auf die berühmten Sängerbühnen von Luca
della Robbia und Donatello, sowie auf die Orgeln (von
denen ein alter Prospekt-Stich vorliegt) beziehen sich die
letzten Urkunden. Es kommt mithin der glänzenden
Florentiner Plastik, namentlich des XV. Jahrh., und
der gleichzeitigen Glasmalerei, diese Urkundensammlung
und ihr Kommentar in erster Linie zu gut. K.

Hochland, Monatsschrift für alle Gebiete des
Wissens, der Literatur und Kunst, herausgegeben von
Karl Mu th.-Kösel, München und Kempten (Preis:
viertelj. Mk. 4), hat soeben seinen VI. Jahrgang
vollendet. Dieser hat sich auf der Höhe behauptet,
wie in seinen Romanen und Novellen, seinen Religion,
Geschichte, Philosophie, Literatur betreffenden Auf-
sätzen, so auch in seinen, uns hier zumeist angehenden
Kunsterörterungen. Unter ihnen ist von besonderer
Bedeutung der 17 Seiten des XII. Heftes umfassende
Artikel von Konrad Weiß: „Die christliche Kunst
der Gegenwart, Gedanken zur Düsseldorfer Aus-
stellung für christliche Kunst", der, sehr geistvoll ge-
schrieben, durch die Richtigkeit der Auschauungen und
Grundsätze, durch die Reife und Objektivität der
Urteile, durch den Freimut der Aussprache sich aus-
zeichnet, im Unterschiede von so manchen oberflächlichen
und einseitigen Referaten über dieses Thema in den
Zeitungen und Zeitschriften dieses Sommers. — Einige
frappante Auslassungen des Verfassers mögen sein
Votum skizzieren. „Die christliche Kunst steckt schon
seit langem in einem völligen Wirrwarr, der heute noch

heilloser geworden erscheint, da Einflüsse aus der
modernen Kunstentwicklung anfangen, sich in ihr
geltend zu machen. . . . Dies bestätigt auch der erste
Eindruck in der Düsseldorfer Ausstellung. . . . Daß
man nicht engherzig war und auch manch Ungewohntes
und Absonderliches aufgenommen hat, macht zwar
diesen Eindruck noch verwirrter, aber um so echter.
Freilich ein allgemein erzieherischer Wert kommt einer
solchen Ausstellung nicht zu. . . . Dem ersten Blick
zeigen sich keine neuen Keime". — Dann folgt eine
nahezu 14 Seiten füllende, an fruchtbaren Gedanken
und treffenden Gesichtspunkten reiche Erörterung über
die Malerei und ihre Leistungen. Nach einander
werden in wohlabgewogener Kritik geprüft, die Gruppen
von Janssen, Boecklin usw., von Feldmann, Trübner,
usw., der Nazarener, der Protestanten: v. Gebhardt,
Uhde, Steinhausen, der Katholiken: Fugel, Kunz,
Feuerstein, der Beuroner, der Maler in Frankreich,
Holland, Belgien, England. — Die Architektur wird
kurz und fast nur prinzipiell beurteilt, ebenso das
Kunstgewerbe, zu dem außer der Glasmalerei und
dem kirchlichen Gebrauchsgerät auch die Plastik ge-
zählt wird. — Aus allen diesen, zumeist grund-
sätzlich formulierten Urteilen, die keine Voreinge-
nommenheit verraten, bestimmt, aber rahig vorgetragen
werden, ergibt sich als Schlußsatz die Bemerkung:
„Die christliche Kunst der Gegenwart hat noch kein
Gesicht und keine ganz frische Seele, aber je mehr
die Kunst sich allgemein zur Höhe wendet, muß die
christliche Kunst um den alten Geist neue Formen
legen, um auferstehen und an die Spitze treten zu
können". Auf die Frage, auf welchem Wege, in
welcher Verbindung diese Auferstehung zu erstreben,
zu erwarten sei, wäre eine kurze Antwort sehr will-
kommen gewesen, bestehend in positiven Vorschlägen,
gegenüber so manchen scharfen kritischen Urteilen.
__________. Schnüt^en.

Ferdinand Georg Waldmüller von Arthur
Roessler. (55 Seiten Text und 136 ganzseitige
Illustrationen). — Graeser & Co. in Wien. (Pr. Mk. 5.)
Zu den durch die Ausstellungen der letzten Jahre
der Vergessenheit entrissenen deutschen Malern aus
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zählt auch
Waldmüller, der zu Wien 1793 geboren, 1865 ge-
storben, in seiner österreichischen Heimat eine große
Tätigkeit entfaltet und vielfachen Einfluß ausgeübt hat,
auch in dem die neuere Richtung vorbereitenden Sinn. —
Auf dem Gebiete des Porträts war er von ganz un-
gewöhnlicher Fruchtbarkeit, Männer und Frauen der
verschiedensten Lebensstellungen charakteristisch wieder-
gebend. — Seine zahlreichen Landschaftsgemälde
aus seiner Heimat und aus Italien verraten eine feine
Beobachtung der Natur, und aus seinen Genrebildern
ergibt sich ein reiches Gemütsleben, welches sehr
sympathisch berührt. — Aus diesen drei großen Gruppen
sind, je in chronologischer Folge, zahlreiche Gemälde
durch vorzügliche Kunstdrucke wiedergegeben, die von
dem Schaffen des Künstlers eine sehr anschauliche
Vorstellung vermitteln und mit großem Respekt für
sein Können erfüllen. — Hierzu liefert mancherlei
Beiträge das eingehende Lebensbild, welches auch
mit den die Zeitströmung in mehrfacher Hinsicht
widerspiegelnden Schicksalen des Meisters bekannt
macht. p
 
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