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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Oidtmann, Heinrich: Die Glasgemälde des Obergadens im Hochchor des Kölner Domes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0096

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131

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

132

Die Glasgemälde des Obergadens

II. (Schluß.)
as Kleinmosaik in den Sockelfeldern
wiederholt sich niemals, es wechselt
vielmehr in vielfältigem Formen-
und Farbenspiel, vereinzelt ersetzt
durch einfarbige Fensterfüllung. Da Rot und
Blau in den breiten Flächen der Gründe, Gelb
und Weiß in der Architektur reichlich vertreten
waren, wurden diese Gläser zur Gewandung in
anderer Tonfärbung ausgewählt, dann aber vor-
zugsweise Grün, Rot- und Blauviolett verwandt;
mit sicherem Gefühl wußte der Glasmaler zu
den Gewändern passendes Futter, ent-
sprechende Umschläge, Streifen und Borten
zu finden, so daß die meisten Gestalten eine
bestimmte, ruhige Farbenstimmung aufweisen.')
Um von der Farbenpracht den vollen Genuß
zu haben, muß man schon zum Laufgang
hinaufsteigen; dort erst kommen einzelne
Tafeln, vor allem das großartige Farbenge-
funkel einiger Maßwerke zur vollen Geltung.
Dort findet auch die Kleinmosaikarbeit des
Hauptfensters rechte Würdigung.

Der Glasmaler wußte stets die gemalten
Architekturen seinem vornehmsten Grund-
satz, günstige, vorteilhafte Farbenstimmung zu
erreichen, dienstbar zu machen. Gold und
Silber, durch Gelb und Weiß ausgedrückt,
dienten zum Aufbau des Gerüstes; Fenster-
blenden, Nischen, Dächer, Giebelschenkel,
Sockel und Kapitale wechseln in allen übrigen
Farben; in den Wimpergen entwickelt sich
farbiges Maßwerk, oft von außerordentlicher
Mannigfaltigkeit.

Bei den vierteiligen Fenstern sind zwei
Grundformen des architektonischen Aufbaues
vertreten, deren eine sich bei den schmälern
Fenstern an der Schrägung vereinfacht. Beide
Hauptarten zeigen nur unbedeutende Ab-
weichungen. Entweder vornehmlich in Weiß
oder mehr in Gelb gehalten, stehen an Giebel-

1) Gewöhnlich Ireten drei Hauptfarben, allerdings
in verschiedener Gradstärke, zusitnmen, vorzugsweise
Gelb, Grün und Rot oder Rotviolett, letzteres in
drei Tönen, Gelb, Stahlblau und Grün, Rot, Grün und
Weiß, Gelb, Stahlblau und Rot oder Rotviolett, sowie
wenige andere Gruppen. In den Brustbildern des Mittel-
fensters vereinigen sich unter spärlicher Beigabe von
Weiß am häufigsten Rot oder Violett mit Gelb und
Grün, dann Rot und Grün, Grün und Gelb, Violett
und Grün, Rot und Gelb, vereinzelt steht Rot oder
Rotviolett allein.

im Hochchor des Kölner Domes.

füllungen, Nischen und sonstigen Einlagen
außer dem Blau und dem Rot der Hinter-
gründe ziemlich viel Grün, weniger Violett,
vereinzelt Stahlblau. Das Steinwerk der Blen-
den, bald weiß, bald gelb, wird vielfach durch
Blau, Rot, Violett oder Grün eingefaßt. Die
Bildgründe, in Quadern gerautet, beginnen mit
Ausnahme der drei letzten südlichen Fenster
mit Blau, hinter den Baldachinen mit Rot;
in der Regel sind die erste und dritte, die
zweite und vierte Bahn gleich gehalten.

Auf dem Sockelfuß baut sich, nur durch
die notdürftigsten Linien in Weiß und Gelb
angegeben, ein weißer Fialenturm zu drei
Stockwerken empor, durchbrochen von einer
unteren Doppelnische und von zwei schmuck-
losen, in der Farbe des betreffenden Hinter-
grundes gemuteten Blenden mit weißer Glie-
derung. Hinter einem schmalen Wimperg
wächst ein steiles, von Fialen begleitetes stahl-
blau geschupptes Dach heraus, geschmückt
mit gelbem Krabbenfirst und Kreuzblume;
der wagerechte Abschlußrahmen des Grundes
ist verschiedenfarbig.

In der Mitte eines jeden Fußfeldes bilden
freistehende Sockel einerseits das Widerlager
für die Wappenschilde, andererseits mit ihren
Plattformen den Stützpunkt für die Stand-
figuren. Über dem dreigiebeligen Baldachin
strebt ein zierliches, zweifenstriges Türmchen
mit Wasserspeiern und hübsch verzierter, ge-
schindelter Spitze in die Höhe, ein nach-
ahmenswertes Muster für einen schlanken Dach-
reiter. Bei der zweiten Grundform sind die
Sockel einfacher; ein schlichter Spitzgiebel
überspannt die Figurennische; der Turm zeigt
drei Fenster. Im ersten und fünften zwei-
teiligen Fenstern ist die Architektur vorwiegend
in Weiß geschnitten, im zweiten und vierten
hauptsächlich in Gelb.

Oberhalb der mit leichten Spitzbogen und
bescheidenen Maßwerkzwickeln geschmückten
Abschlüsse beginnen die weißen, mehrfarbig
durchsetzten Verglasungsmust er. Vielfach
verschlungenes, in sich zu abgeschlossenen
Figuren abgerundetes und doch wieder unter
einander verbundenes Bandgeflecht bildet den
hellen' Untergrund der kunstvollen Fenster-
füllungen, auf dem rote, blaue und gelbe
Streifen, bei einigen durch geblümte Quäder-
chen unterbrochen, einmal untermischt mit
 
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