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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schmid, Andreas: Kreuzwegbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0119

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169

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

170

fressen wird. Tafelgemälde auf Holz, welche
über das XV. Jahrb.. hinaufreichen, sind ja
äußerst selten erhalten geblieben. Seit dem
XVI. Jahrh. wurde dies Holz von der Lein-
wand immer mehr und mehr verdrängt; aber
auch sie hat große Nachteile, weil sie in der
Spannung nachläßt und insbesondere an einer
feuchten Kirchenwand schnell vermodert.
Noch weniger als Leinwand ist für Gemälde,
welche Jahrhunderte in einer Kirche jeden
Temperaturwechsel aushalten sollen, das Zink-
blech zu empfehlen, weil es bei Kälte kaum
sichtbare Risse erhält und im Verlaufe von
20—30 Jahren nach dem Urteile der Sach-
verständi-
gen von
innen aus
sich zer-
setzt; noch
dankbarer
ist verzinn-
tes Eisen-
blech.Auch

Messing-
blech hält
keinen ho-
hen Grad
von Kälte
aus, ohne
daß es

springt und
bricht. Was
bleibt also
noch übrig?
Nur allein
dasKupfer-

blech. Wohl kostet 1 gm ausgestreiftes Kupfer-
blech schwächerer Galtung etwa 25—30 Mk.,
1 ß ca. 2 Mk.; allein was bedeutet dieser Preis
gegenüber der Sicherheit, daß dieser Malgrund
für immer vom Holzwurm verschont bleibt
Um auch den Hintergrund der Platte gegen
Feuchtigkeit und Oxyd zu schützen, ist rat-
sam, denselben mit Mennig oder gewöhnlicher
Ölfarbe zu schützen. Dazu kommt, daß auf
Kupfer ein sicherer Pinselstrich möglich ist
Will man auch Kupferblech vermeiden, so
bleibt noch übrig, Gemälde al fresco oder
in Öltempera unmittelbar auf die Kirchen-
mauer zu übertragen. Fraglich bleibt, ob man
nicht mit solchen Gemälden von der Skylla
in die Charybdis geraten ist; denn eine Ver-
setzung der Bilder bleibt für immer aus-

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Abb. 3. Varallo. XVI. Jahrh.

geschlossen, und in irgend einer Form müssen
14 Holzkreuze mit den Gemälden in Ver-
bindung gebracht werden, damit die Ablässe
gewonnen werden können.

5. Eine weitere Frage ist, ob die Kreuz-
wegbilder farbig gefaßt werden sollen. Künstler
sehen es nicht gerne, wenn ihre plastischen
Figuren mit Farbe gedeckt werden und mit
Recht, weil manche Feinheiten des Werkes
darunter leiden. Wenn die Figuren aus Marmor
oder sonst einem harten Stein gearbeitet sind,
so ist Farbe überflüssig; anders bei Holz-
figuren, weil die Farbe den Vorteil bietet,
daß die Poren geschlossen werden und das

Holzwider-
standsfähi-
ger wird.

Darüber
dürfte es
kaum eine
Meinungs-
verschie-
denheit
geben;
allein es
bleibt im-
mer noch
die Frage
offen.obdie
eintönige
oder poly-
chrome
Fassung
den Zweck
der Bilder
besser er-
reichen läßt Anstreicher sind gleich bereit,
Elfenbein- oder Alabasterton zu empfehlen;
allein bei dieser Manier trennen sich die Figuren
zu wenigscharf und lassen sich Fehler der Bilder
leichter verdecken. Vorzuziehen ist daher
polychrome Bemalung, weil der Ausdruck der
Figuren erhöht wird und die Farbe für sich
bestechend wirkt. Nicht umsonst schreibt
schon Goethe in unparteiischer Weise in seiner
Farbenlehre: „Die Menschen empfinden im
allgemeinen eine große Freude an der Farbe.
Das Auge bedarf ihrer, wie es des Lichtes
bedarf". Die Künstler selbst huldigen dieser
Ansicht, wenn sie einen Plan entwerfen, in-
dem sie denselben mit Farbe und Gold be-
lasten, um mehr vordringlich zu wirken. Den
Hintergrund kann ein Luftton, ein Landschafts-
 
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