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Zeitschrift für christliche Kunst — 22.1909

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Schmid, Andreas: Kreuzwegbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.4153#0120

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171

1909. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

172

bild, oder Goldton bilden. Gegen letztern
kann geltend gemacht werden, derselbe wider-
spreche dem Stand der Erniedrigung des
Herrn; allein es kann gerade sogut bemerkt
werden vom Stande des Glaubens, es sei den
Juden unmöglich gewesen, die Gottheit Christi
zu verdunkeln.

6. Es besteht kein Hindernis, die 14 Kreuz-
wegbilder in Form von Glasgemälden dem
Volke vor Augen zu führen, wie es z. B. in
Neuhausen b. München und in St. Eugen zu
Paris zu sehen ist.*) Notwendig aber ist in
diesem Falle, daß an einer andern geeigneten
Stelle der Kirche die 14 zur Gewinnung der Ab-
lässe notwendigen Kreuze angeheftet werden.
„Nach allgemeiner Gewohnheit" soll die erste
Station auf der Evangelienseite des Schiffes11)
ihren Platz finden, weil diese Seite vom Eingang
aus die linke und weniger bevorzugte ist; da
bisher nicht bestimmt wurde, ob das erste
Kreuz am Kirchenportale oder am vordersten
Nebenaltar der Evangelienseite zu befestigen
sei, so möge man darauf sehen, welche Rich-
tung auf der Tafel das Christusbild einnimmt,
und beginne entweder links vom Eingang
oder vorn vom Nebenaltar der Evangelienseite
aus die Aufstellung so daß der Kreuz tragende
Christus stets voran schreitet. Zwischen den
einzelnen Stationen sollte aliqualis distantia
sein, damit der Gedanke an den Kreuzweg
in Jerusalem nicht verloren geht; jedoch
ist kein gleiches und bestimmtes Maß vor-
geschrieben. Hänge man also die Bilder
nicht übereinander an den Laibungen des
Triumphbogens auf. Wenn tunlich, sollen die
Bilder auch nicht so hoch angebracht werden,
daß die Betrachtung derselben erschwert ist.
Ebenso vermeide man eine schiefe Aufhängung
nach Art der Zimmerspiegel. Will man ver-
meiden, daß die Bilder an der Wand anliegen)
so setze man in die Holzrahmen rückwärts
Schrauben ein, welche ein Paar Zentimeter
vorstehen. Kein Hindernis besteht, je 2—.'!
Bilder in Einen Rahmen zu fassen, damit
Gruppen entstehen; nur muß jedes Bild sein
eigenes Holzkreuz erhalten.

7. Noch ein Wort über die Rahmen der
Bilder. Dieselben sind ganz entbehrlich, wenn

*) [Bedenken erregt aber der Umstand, daß bei Dunkel-
heit die Darstellungen nicht kenntlich sind.] D. H.

'") S. C. Indulg. 13. Mart 1837 ad 2. Anal. j. p.
ser. 3 p. 772.

die Bilder auf Kupferblech gemalt und mit
Bordüre versehen sind. In diesem Falle
können die Bleche unmittelbar an der Mauer
angestiftet und mit einer Linie umrandet
werden. Man erspart Rahme und vermeidet
den Eindruck der Tafelbilder. Denselben
Vorteil erreicht man in noch besserer Form,
wenn man die Reliefs oder Kuplertafeln schon
beim Bau der Kirche in Nischen vertieft
z.B. in der katholischen Kirche zu Wiesbaden;
nur muß innerhalb der Nische ein Stab ge-
zogen werden. Alte Mauern aus Natursteinen
ertragen eine nachträgliche Sprengung nicht,
ebenso nicht dünne Mauern, weil die Feuchtig-
keit von außen die Bilder zerstört, da die
Luft abgeschlossen ist. In den meisten Fällen
wird ein Holzrahmen notwendig sein in Band-
form oder in architektonischer Gliederung.
Am besten eignet sich hierzu Eichenholz, weil
es dem Wurme widersteht und ohne Farbe
bleiben kann, wenn es mit Spirituslack getränkt
ist. Der Stil der Profile muß sich natürlich
nach dem Stile der Kirche richten. Kreuz,
Stationsnummer und Unterschriften dürfen
nicht fehlen.

8. Es ist vielleicht dem einen oder andern
Leser ein Gefallen erwiesen, wenn ich den
Wert der Kreugwegandacht noch kurz be-
rühre. — Diese Andacht gehört zu den belieb-
testen Volksandachten und auch zu den
nutzbringendsten. Einen besondern Vorzug
aber kann die Kreuzwegandacht darin bean-
spruchen, daß sie jene unvollkommenen und
vollkommenen Ablässe vermittelt, welche von
den Päpsten im Verlaufe von Jahrhunderten
mit dem Besuche des Kreugwegs in Jerusalem
verbunden wurden. Den ersten nachweisbaren
Ablaß dieser Art verlieh Papst Alexander II.
1159—81. Die Gewinnung aber war noch
auf ein Jahr beschränkt. Seit dem 14. Mai
1871 sind sozusagen alle Schranken gefallen;
denn es können Kreuzwege, ohne Rücksicht
auf Nähe von Franziskanerkirchen, in Pfarr-
kirchen und selbst in Privatoratorien errichtet
werden (15. Mai 1884) nicht in Schlafsälen.
Nicht einmal das Gebet des Vater unser . . .
Gegrüßt ... ist unbedingt notwendig (2. Jan.
1838); aber zur Erinnerung an die Stationen
von Jerusalem sollen die Gläubigen von
Station zu Station gehen oder mit päpstlicher
Erlaubnis wenigstens aufstehen und niederknien.

München. Andr eas Sc hm id.




 
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