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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schneider, Franz: Theresienstift zu Listernohl
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0017

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1

Ansehen der Holz-
architektur wieder zu
heben und die Zim-
merleute zu besseren
Neuschöpfungen an-
zuregen. Diese Auf-
gabe blieb vielmehr
dem Oberbaurat Prof.
Dr. Schäfer in Karls-
ruhevorbehalten, der
als erster in den 60er
und 70er Jahren des
vongenjahrh.den Ver-
such unternommen
und mit beispiellosem
Erfolg durchgeführt
hat, die gesamte Holz-
architektur im mitt-
leren Europa gründ-
lich zu erforschen
und geschichtlich wie
systematisch zu zer-
gliedern, und seine
reichen Forschungser-
gebnisse und örtlichen
Aufnahmen in dem
großen Tafelwerk „Die Holzarchitektur Deutschlands", wie in seinen be-
rühmt gewordenen Hochschulvorträgen niederzulegen. Erst durch Schäfer lernten
seine Schüler die sächsische, fränkische, alemannische und keltische Holzarchitektur
hinsichtlich ihrer Hauptbaugedanken bis in die Einzelheiten kennen. Auf Grund
derselben schufen Meister wie Schüler viele vorzügliche Neubauprojekte, leiteten
die Ausführung derselben und führten so die Zimmerleute wieder ein in das
Wesen dieses Kunsthandwerkes, das im Mittelalter und in der Renaissance auf
einer gleich hohen technischen wie künstlerischen Stufe stand. Wenn es nur in
vereinzelten Fällen gelungen ist, den Werken der genannten Epochen Gleichwertiges
zu erzielen, so hegt die Ursache hauptsächlich im Mangel an Übung der Zimmer-
leute, denen relativ selten solche Aufgaben gestellt werden. — Zu einer vollen
Entfaltung kann diese Bauweise erst dann wieder kommen, wenn sie wieder
Volksbaukunst wird, wie sie es in ihrer Blütezeit war. Um das Honorar für
einen guten Entwurf zu sparen, wird häufig ein Maurermeister mit der Ausarbeitung
eines Planes betraut, den dieser als Unternehmer der (durch niemand kontrollierten)
Ausführungsarbeiten „kostenlos" anfertigt. Ein solcher Plan ist in den meisten
Fällen ein Gemisch der in Sachverständigenkreisen berüchtigten Baugewerksschul-
Architektur mit Motiven irgendeines minderwertigen Stadthauses, welches der
Bauherr auf einer Reise mal gesehen und bewundert hat. Nicht besser ergeht
es den meisten ländlichen und kleinstädtischen Wohnhausneubauten, die ebenfalls
fast durchweg massiv gebaut werden, weil diese Bauart den Maurermeistern

Abb. 7.

Tlieresienstift. Vorderansicht, Ostseite.
 
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