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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Creutz, Max: Der Frankfurter Kreuzigungsaltar
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0023

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12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr.

Verwandt scheint dem Golde in dieser Beziehung der Marmor, und in diesem

Material ist hier alles versucht, um eine möglichst starke Lichtwirkung hervor-

zulocken.

Vom Kreuze Christi gehen alle Strahlen aus, zu ihm neigt sich alles hin, in der

Bewegung und Haltung der
Gruppen, der vor dem Kreuz
in die Knie gesunkenen Mag-
dalena. Als Symbol höchster
Geistigkeit ist das Kreuz in zar-
tem Rankenwerk von den Zei-
chen der Evangelisten eingefaßt,
der Heiland zwischen den Kreu-
zen mit den Schachern wirk-
samerhervorgehoben. Die glei-
chen Kontraste kommen in der
Gesamthaltung der Gruppen
wie in den Einzelfiguren zur
Darstellung. Schmerz, Innig-
keit und Leidenschaft sind in
feiner Steigerung zum Aus-
druck gebracht. Überall lebt
eine Fähigkeit in der Beherr-
schung des Seelischen, die da-
mals in dieser Mäßigung, ge-
tragen von starkem Realismus,
nur im Norden möglich scheint.
Sie war hervorgewachsen aus
dem Seelenleben der Mystiker,
die mit dem Ende des XIII.
Jahrh. besonders in Köln neue
Möglichkeiten des Erlebnisses
geschaffen hatten. Und es wäre
eine ungeahnte Bereicherung
der altkölnischen Kunst, wenn
wir dieses Werk für Köln in
Anspruch nehmen könnten. In
Köln ist das Zentrum für eine
Anzahl von Darstellungen des
Gekreuzigten, die der Frank-
furter Kreuzigung vorangehen.
Aus dem berühmten naturali-
stischen Kruzifixus von St.

Abb. 1. St. Johannes Bapt im Schnütgen-Museum. Maria im Kapitol entwickelt sich

ein ähnlicher Christus in St. Severin. In der Zeit von 1340—1350 entstehen in
Köln die kleinen Marmorfiguren am Domaltar. Der Stil der Plastik wird weicher
und malenscher im Zusammenhang mit Werken der Malerei, etwa einer Kreuzi-
gungsminiatur im Erzbischöflichen Museum zu Köln und einer Kölner Kreuzi-
 
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