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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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20

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1

alters. Lange noch steht das Stift im Vorder-
gründe als der Zankapfel der Vögte und der
Kölner Erzbischöfe; aber mit dem Schluß
des XIV. Jahrh. wird der Kampf zwischen
Stift und Stadt akut, der wiederholt als
„Äbtissinnenstreit" wiederkehrt. — Mannig-
faltig ist das Bild, das sich entfaltet bei
der Darstellung des äußeren und inneren
Lebens, nicht immer erfreulich, aber inter-
essant auch als ein Spiegelbild des kirchlich-
religiösen, wie des städtisch-bürgerlichen
Lebens in diesen politisch wie wirtschaftlich
bewegten Zeiten.

In erster Linie bestimmt, ein Volksbuch
zu sein für die Stadtbewohner (deswegen
wohl auch so wohlfeil gestellt), ist dieser Band
trotz seiner gewandten Darstellung gemein-
verständlich geschrieben ohne irgendwelchen
urkundlichen und literarischen Apparat, des-
sen Verwertung aber auf jeder Seite erkennbar
ist, eine durchaus reife Leistung, den Vor-
läufern gegenüber ein Riesensprung. Bei
dem auffallend großen Mangel urkundlicher
Berichte bis ins XV. Jahrh. war es nicht
leicht, diese Vollständigkeit zu erreichen, die
bei der knappen Fassung besondere Aner-
kennung verdient. Überall gewinnt man den
Eindruck sorgsamer Erwägung, vorsichtiger
Kombination, objektiver Darlegung, und der
Takt, mit dem alle Verhältnisse, auch die
religiösen und kirchlichen, behandelt werden,
berührt sehr wohltuend, so daß hier ein Be-
lehrungs- und Unterhaltungsbuch für die ge-
samte Bürgerschaft vorliegt, wie kaum eine
andere deutsche Stadt es besitzt, geeignet,
auch in weiteren Kreisen Beachtung zu finden,
selbst in der ernsten Zeit, in der vertrauens-
voll die Blicke gerade nach Essen gerichtet
sind, zu dessen jetziger Größe die mittel-
alterliche Stadt keinerlei Vorspiel bot. S
Spätgotische sächsische Schnitz-
altäre und ihre Meister. (Ein
Beitrag zur Kenntnis der mittelalterlichen
Bildwerke im Königreich Sachsen.) Mit
25 Tafeln. Von Dr. W. J u n l u s. Dresden,
Verlag, „Abteilung des Deutschen Denk-
mal-Archiv". 1914.

Die spätgotische Plastik Deutschlands hat
sich am meisten betätigt in den Holzaltar-
aufsätzen, die sich in gewaltiger Anzahl er-
halten haben, zumeist an den ursprünglichen
Stätten, vielfach als kostbare Zeugen lokaler,
wenigstens territorialer Religiosität und Kunst-

fertigkeit. — Ihre Entstehungsstätten genau
festzustellen, ist ein nobile officium, nament-
lich der jüngeren Kunsthistoriker. — Hin-
sichtlich der im Königreich Sachsen ent-
standenen Exemplare hat die vorliegende
Doktordissertation diese nicht leichte, weil
umfassende, wenig vorbereitete und viele
Reisen erfordernde Aufgabe vortrefflich ge-
löst. Die Bearbeitung ist gründlich und be-
handelt : den Aufbau des Altars, das
dekorative Beiwerk, die Figu-
ren, das ThemaderDarstellung,
und leistet wichtige Beiträge wie zur Stili-
stik so zur Technik und zur Ikono-
graphie. Aus der soliden vergleichenden
Kritik entwickeln sich die Schulen und ihre
Zusammenhänge, in erster Linie die Lokal-
schulen, sodann die fremden Schuleinflüsse;
und die archivahschen Forschungen, die
eine Anzahl sächsischer Bildschnitzer ergeben,
nebst den den Altären entnommenen In-
schriften, vervollständigen die wichtigen Re-
sultate, die durch eine Menge photographi-
scher Aufnahmen illustriert werden. — Der
Verfasser hat das Verdienst, der sächsischen
Bildhauerei neben der fränkischen, thüringi-
schen usw. einen ehrenvollen Platz, wenn
auch minderer Selbständigkeit, verschafft zu
haben. S.

Erstkommunion-Andenken legt
Kühlen s Kunstverlag vor, zwei neue Exem-
plare ä 30 Pf. — Die beiden Farbendrucke
stellen den Jesusknaben (Nr. 79) dar mit den
beiden steinernen Gesetzestafeln, den Finger
auf das vierte Gebot gerichtet, einen frischen
Lockenkopf in rotem Gewände, und den H e i -
lan d (Nr. 78) unter einer Arkade, die hl. Hostie
in der Hand, mit einer Anzahl von Lämmern zu
seinen Füßen, zu seiner Rechten die kniende
Gestalt des jugendlichen S. Tarcisius, zur
Linken die hl. Agnes mit ihrem Sinnbild, dem
Lämmchen. Über diesen, in den Zwickeln
neben dem Bogen, die mit verhülltem Antlitz
anbetend liegenden Engel, deren Opferschalen
Rauchwolken entsteigen. Figural wie orna-
mental ist diese von antikisierend modernen
Motiven beherrschte Zeichnung in ihrer
maßvollen Form und symbolischen Haltung
von guter Wirkung. Da auch die farbliche
Stimmung des Ganzen, in der die weißlichen
Gewänder der drei Figuren vorherrschen,
harmonisch und feierlich, so ist diesen Bil-
dern eine gute Aufnahme gesichert. S.
 
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