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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Creutz, Max: Studien zur Kölner Plastik der romanischen Zeit (mit Tafel 2)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0034

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22____________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.__________Nr. 2/3

Bestrebungen auf architektonischem Gebiete gewußt hat. Weitergehend muß der
Versuch gemacht werden, die Belebung der Schreinsarchitekturen durch Plastik
mit der Monumentalplastik der Kirchenarchitektur in Zusammenhang zu bringen.
Während die älteren Rehquienschreine des Eilbertus und Fredencus mit Gravier-
und Schmelzarbeiten verziert und ausgestattet wurden, tauchte mit dem Fort-
schreiten zu reichen Architekturen auch die Plastik auf, in Elfenbein, wie bei den
Kölner Kuppelrehquiaren des Fredencus, in London und Gmunden, und in Metall
bei den zahlreichen Kölner, Siegburger und Aachener Schreinen. Leider sind diese
ihrer Plastik zum großen Teile beraubt, sonst wäre ein Zusammenhang mit der
monumentalen Steinplastik und ihren Werkstätten leichter festzustellen. Diese
Lücke wird jedoch durch eine besondere Technik ausgefüllt, die als Vorstufe zu
den Schmelzarbeiten und in gewissem Sinne auch für das plastische Gestalten
gelten kann, durch die Graviertechnik. Sie bedarf als eine Art Vorarbeit oder
Werkzeichnung, für jene weiteren Stufen künstlerischer Betätigung der Haupt-
aufmerksamkeit, und da besonders die älteren Schreine mit Gravierungen aufs
reichste ausgestattet sind, so hegt hier ein reiches und wertvolles Material vor.
Schon im XI. Jahrhundert finden sich im Rheingebiet eine Anzahl von Gravier-
arbeiten2, die als Vorstufe zu den rheinischen Schreinsarbeiten der Pantaleon-
werkstatt aufgefaßt werden müssen. Dazu kommt für das XII. Jahrhundert ein
Musterbuch dieser Technik, die Gravierungen vom Aachener Kronleuchter
Friedrich Barbarossas, die von Fr. Bock von den Originalplatten abgezogen
wurden. Die ornamentalen wie figürlichen Zeichnungen für den Aachener Kron-
leuchter stimmen nun derart mit den Arbeiten am Kölner Ursulaschrein, am
Ursulaantependium und einem Buchdeckel mit thronendem Christus, beide im
Kölner Kunstgewerbemuseum, und schließlich mit dem Maunnusschrein des
Fredencus überein, daß wir dieses große Werk für Köln und seinen wichtigsten
Metallkünstler, den Benediktiner Fredencus aus der Pantaleonswerkstatt in
Anspruch nehmen müssen'1. Besonders auffallend scheint der Zusammenhang
der Gestalten der Seligkeiten in langen Gewändern vom Aachener Kronleuchter
mit den Schmelzplatten am Kölner Maunnusschrein. Stilistisch gehören die
Gravierungen und Emails zu den großzügigsten Arbeiten dieser Zeit. Die strenge
Haltung der Gestalten, der einfache Linienfluß der Falten, die vollendet her-
ausgearbeiteten Gliedmaßen sind Elemente, die sich nun gleichzeitig auch in der
monumentalen Steinplastik wiederfinden. Otto von Falkes Lokalisierung der
Kölner Emailwerkstatt auf das Benediktinerkloster St. Pantaleon findet hier eine
neue Bestätigung. Von dort stammt nämlich ein Tympanon aus Kalkstein, im
Wallraf-Richartz-Museum, mit den Figuren des Heilandes zwischen Maria,
Johannes und zweier Heiligen, die leider alle ihrer Köpfe beraubt sind, jedoch im
übrigen wertvolle Dokumente der Kölner Monumentalplastik bilden. (Abb. 1.)
Vor allem ist die Behandlung des Faltenwurfes durch zackige Parallelfalten über
den stark herausgearbeiteten Gliedmaßen, die Art, wie die Falten um das Knie
gelegt sind, so übereinstimmend mit den genannten Gravierungen, daß hier für
das Kloster St. Pantaleon in der Zeit um 1175 eine bedeutende Bildhauerwerkstatt
angenommen werden muß. Eine etwas fortgeschrittene Wiederholung des Hei-

2 Vgl. d. Verf. Rheinische Goldschmiedeschulen, in Zeitschr. f. christl. Kunst. 1908.

S.163.

:i Vgl. d. Verf. a. a. O. S. 53.
 
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