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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Haupt, Richard: Reliquiengefässe aus Altären
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0041

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Nr. 2/3

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

29

Dänisch ist die kirchliche Kultur auch auf Rügen und in Teilen des festländischen
Pommerns. Ausgenommen dagegen sind in vielem Betracht die Lande der Nord-
fnesen; diese hatten das meiste mit den Großfnesen gemein.

Aus älterer Zeit sind fürs Schleswigische vier Bleikästchen bekannt und er-
halten (Baudenkm. 3, 89); davon zwei aus dem Ripischen Sprengel. Neuerdings
sind solche gefunden und erhoben zu Döstrup (npisch), zu Burg auf Fehmarn
(fühmsch), zu Witzwort (in Eiderstedt, friesisch). Auch zu Rieseby bei Schleswig
ist eines gewesen, aber das Blei war ganz in Staub zerfallen.

Aus Pommern erzählt mir der beste Kenner, Provinzialkonservator Dr. Lemcke,
daß fünf Altarurkunden bekannt seien, aber über ihre Behälter nichts, doch sei
es unwahrscheinlich, daß sie aus Blei gewesen, denn das wäre aufgefallen; Blei sei
in Pommern höchst selten. Die Altarurkunde aus Schelhn, Kreis Pyritz (die im
Pomm. Inv., Reg.-Bez. Stettin 2, 495 abgedruckt ist) hat samt den Knochenrest-
chen in einem etwa
15 cm langen zy-
lindrischen Holz-
büchschen gelegen.
Die Urkunde ist
von 1310; sie hatte
auch ein Siegel an
sich hangen gehabt.

Kleine Perga-
menturkunden
über die Weihung
des Altares, meist
aber nur schmale
Streifen mit An-
gabe der Heiligen,
von denen die
Reliquien rühren,
pflegen in den däni-
schen Bleikästchen beizuliegen und scheinen unentbehrlich, so daß allemal, wenn
sie fehlen, der Verdacht entsteht, sie möchten geraubt, wenn nicht vermodert sein.
Auf einem der Kästchen zu Mögeltondern, sind indes die Namen der Heiligen
außen ins Blei eingeritzt; ebenso könnten also auch wohl Schriften bei- statt
eingelegt gewesen sein.

Die Reliquien selbst sind in Stoffläppchen gehüllt, wie es scheint, stets in
seidene. Gemusterte haben wir noch nicht beobachtet. Das Kästchen von Sieseby
(im Kieler Mus. vat. Altert.) ist schon 1720 geöffnet und wahrscheinlich zum Teil
beraubt worden. Es enthält einige ganz kleine Knochensplitter, nach dem Zeugnis
des Pergamentstreifens von den 10 000 kriegerischen Märtyrern. Sie sind gewickelt
in ein (vielleicht nicht altes) Läppchen aus grobem Leinen.

Im Bistum Ratzeburg lag, bei Mölln, bis 1914 eine mittelalterliche hölzerne
Kapelle. Als sie nicht mehr zu retten war, mußte auch der Altar schwinden. Das
^epulchrum lag, da der Altar aus Ziegeln erbaut war, vorne, ein paar Lagen unter
der ganz einfachen Stuckplatte, und zwar hinter einem als Binder erscheinenden
Backsteinstücke, das auf der Vorderfläche ganz flüchtig mit eingeritztem Kreuz

Abb. 7. Reliquienglas aus Röbel.

Abb. 8. Reliquienglas aus Leussow.
 
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