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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Escherich, Mela: Studien zur seeschwäbischen Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0047

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Nr. 2/3 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 35

sees umrauschen die Erstlinge deutscher Wandmalerei — das jüngste Kind der
Forschung ist!

Konstanz, das Zentrum der seeschwäbischen Kunst, wetteiferte im Mittel-
alter fast mit Köln; nicht an Größe, wohl aber an Qualität. Die Bürgerschaft
war reich durch einen weit bis Italien und Spanien verzweigten Handel und nicht
minder kunst- und bücherliebend als die sehr gebildete Geistlichkeit. Von
köstlicher Schönheit waren die Wandgemälde in den Häusern und Kirchen.
Bereits Ende des XIII. Jahrhunderts besaß Konstanz eine ständige Bauhütte1. 1321
stifteten die beiden Geistlichen Johannes und Konrad Erbe für die Margarethen-
kapelle des Münsters Gefäße und Wandgemälde2. Welcher Kunstsinn im Do-
minikanerkloster herrschte, beweisen die dortigen Wandmalereien; auch wissen
wir, daß der berühmteste Mönch dieses Klosters, Heinrich Suso, mit warmem
Herzen der Kunst anhing. Dompropst Nikolaus von Riesenburg dürfte vielleicht
der Stifter der Nikolauslegende der Wandmalerei in der Schatzkammer des
Münsters sein1. Bischof Otto III. von Hachberg „buwt gern, sant Margrethen
cappel buwt er und die Pfallentz nüw, wie sie noch stat. — Er hat wol für 3000
Gulden silberner Haihgen gemacht1." In der Margarethenkapelle ließ er sein
Grabmal errichten und mit schönen Gemälden schmücken. Besonderen Eifer
verwandte er auf seine bibliophile Sammlung, für die er gar köstliche Mi-
niaturwerke erwarb und vieles selbst minieren ließ. Welches Verständnis auch
die Stadtväter guter Kunst entgegenbrachten, beweist die zeichnerische Ausge-
staltung der Richenthalchromk.

Mit den von König Sigismund anläßlich seines Aufenthaltes während des
Konstanzer Konzils für die Augustinerkirche gestifteten Wandgemälden ver-
knüpften sich urkundlich bestätigt drei Namen von Konstanzer Künstlern, Hein-
rich Grübel, Caspar Sründer und Johannes Lederhoser1, wovon als der Haupt-
meister ja wohl nur einer in Betracht kommen wird. Bald danach tauchen in der
seeschwäbischen Tafelmalerei drei mächtige Gestirne auf: Moser, Lochner, Witz,
zu denen wohl auch noch Justus von Ravensburg gesellt werden darf. Das sind
— nicht ganz bedeutungslos! — mehr Namen, als in der gesamten
übrigen deutschen Kunst jener Zeit bisher ermittelt
werden konnten! Ungleich weiter aber dehnt sich der Kreis der ano-
nymen Meister. Die hohe Qualität dieser Künstler möge den Versuch einer Sich-
tung und vorläufigen Gruppierung ihrer Werke rechtfertigen, wobei es sich in
Nachfolgendem besonders um die Tafelmalerei handeln soll.

Die großen Gemäldezyklen der Reichenau gaben den Auftakt zu einer
kräftig einsetzenden und langwährenden Kunst, deren Gebiet zunächst die Wände
waren. Jahrhundertelang blieb im Seegebiet und darüber hinaus nördlich bis Rott-
weil und dem bereits im Schwarzwald belegenen Peterzell, südlich bis gegen

1 Mone, Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins III, 38.

2 F r. X. Kraus, Kunstdenkmäler des Großh. Baden. I. Bd. Kr. Konstanz. Frei-
burg 1887.

3 M. Wingenroth und Gröber, Die Grabkapelle Otto III. von Hachberg,
Bischof von Konstanz und die Malerei während des Konstanzer Konzils. Schauinsland, Frei-
burg 1908, II.. 69.

Marmor, Konstanzer Bistumschronik von Schultheiß. Freiburger Diözesanarchiv.
 
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