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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Georg, Johann: Kunstwerke in Korfu
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0059

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Nr. 2/3

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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angesetzt. Bei näherem und eingehenderem Betrachten kam ich zu dem Resultat,
daß es vielleicht älter wäre. Der Einfluß von Venedig ist in ihm nicht be-
merkhch.

Die vorher genannten Fresken dürften alle jünger sein. Sie sind auch künst-
lerisch unbedeutender. Bestimmt finden sich noch in anderen Kirchen auf der
Insel solche. Z. B. machte mich der französische Archäologe Victor Berard darauf
aufmerksam, daß sich in der Nähe von Palaiokastrizza eine ganz ausgemalte
Kapelle befinde. Leider hatte ich nicht mehr die Zeit, sie zu besuchen. Vermutlich
befinden sich noch auf den anderen jonischen Inseln Fresken. Es würde von
Interesse sein, ihnen allen nachzugehen und dadurch einen Überblick über die
spätbyzantinische Malerei in dieser
Gegend zu bekommen.

2. Kunstwerke in Pa-
laiokastrizza. Dieses Kloster
hegt an der Westküste in herrlicher
Lage auf einem Felsen über dem
Meere. Es gewährt einen Anblick,
der an manche der Athosklöster
gemahnt. Aber die Gebäude sind
bis auf einige Reste ganz neu. Die
außen weiß angestrichene Kirche
gleicht im Innern mehr einem Saale.
In ihr fand ich die zwei Gegen-
stände, die ich hier zur Veröffent-
lichung bringe. Den einen fand
ich hinter der Ikonostase. Es ist
ein Ikon, das sich in einem künst-
lerisch schön geschnitzten Rahmen
befindet (Abb. 2). In der Mitte
erblickt man Christus mit aus-
gebreiteten Armen in Halbfigur auf
dem Weinstocke. Vor ihm zeigt sich
ein aufgeschlagenes Buch. Über
ihm zeigt sich Gott Vater und der Heilige Geist. Letzterer ist leider auf der
gemachten Photographie nicht sichtbar. In den Zweigen des Weinstockes sitzen
Propheten. Jeder hat eine Schriftstelle in der Hand, deren Inhalt vermutlich auf
Christus Beziehung hat. überraschend ist es, daß hier nicht die Apostel, sondern
Propheten dargestellt sind. Bei ersteren würden sich die Beziehungen zum Evan-
gelium von selbst ergeben. So findet sich auch die Darstellung öfter, z. B. in dem
Kloster Mendeli am Pendelikon. Die hiesige Darstellung ist also abweichend von
der gewöhnlichen zu bezeichnen. Manches scheint auf abendländischen Einfluß
zu weisen. Das Ikon dürfte aus der Zeit um 1600 stammen.

Der zweite Gegenstand befindet sich ebenfalls hinter der Ikonostase. Es ist
eine Schale, die sich durch einfache Ornamentierung auszeichnet (Abb. 3). In dem
Felde der Mitte ist Maria als Platytera dargestellt. Das Kind befindet sich, wie
üblich, in einer Scheibe vor ihrer Brust. Überraschend ist es, daß es ebenfalls als
Orans dargestellt ist. Das findet man sehr selten. Meistens segnet das Kind, wie

Abb. 3.
 
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