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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schröder, Alfred: Pazaureks Prachtwerk über kirchliche Goldschmiedekunst (mit Tafel 3)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0067

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 4

Spiel des Zufalls einigermaßen auszugleichen. Nun treffen bei Rosenberg auf
Goldschmiedestätten Süddeutschlands (mit Einschluß der Mainhnie) fast zwei
Drittel des Umfangs der Abteilung „Deutsches Reich", der Rest entfällt auf Nord-
und Mittel-Deutschland. Unter den süddeutschen Vororten dieses Kunstzweiges
nimmt Augsburg weitaus den meisten Raum ein. Nicht als wäre über die
Augsburger Goldschmiedekunst eine besondere reichhaltige Literatur vorhanden,
die Rosenberg eine unverhältnismäßige Berücksichtigung Augsburgs ermöglicht
hätte: an zusammenfassenden Arbeiten konnte Rosenberg das weit vollständigere,
freilich wenig wissenschaftlich gearbeitete Verzeichnis von Anton Werner (1913)
nicht mehr benutzen, und die Studie von August Weiß (1897) wirft für seine
Zwecke nicht viel ab, noch weniger die mißglückte Münchener Dissertation von
Georg Wilke (1907). Es ist vielmehr die große Zahl von Augsburger Erzeugnissen
und ihre künstlerische Bedeutung, die dazu geführt hat, daß überall in Samm-
lungen und Ausstellungen Augsburger Werke vertreten sind und so zur Kenntnis
Rosenbergs gelangen konnten.

Man wird darum mit besonderer Freude jede gediegene Veröffentlichung be-
grüßen, die zur weiteren Aufhellung der noch lange nicht genug bekannten oder
gar durchforschten Goldschmiedekunst Süddeutschlands beiträgt. Gustav E.
Pazaurek, Vorstand des K. Landes-Gewerbemuseums in Stuttgart, hat, wie
einige Jahre vorher Richard Graul in Leipzig, die Gelegenheit einer Ausstellung
benutzt, um die vorzüglichsten unter den ausgestellten Goldschmiedearbeiten in
Wort und Bild vereinigt zu halten und der wissenschaftlichen Forschung darzu-
bieten. Die vom Stuttgarter Gewerbemuseum 1911 veranstaltete Ausstellung
kirchlicher Kunst erhielt nämlich ihren besonderen Glanz durch eine stattliche
Zahl von Goldschmiedearbeiten aus württembergischen Kirchen, und es war ohne
Zweifel ein glücklicher Gedanke, den Vorteil des Augenblicks wahrzunehmen und
ihm Dauer zu verleihen.

Das große Tafelwerk Pazaureks betitelt sich:

„Alte Goldschmiedearbeiten aus schwäbischen Kirchen-
schätzen"

und ist mit einem Text von 52 Seiten, mit 182 Abbildungen auf 80 Lichtdruck-
tafeln und 5 Textabbildungen 1912 bei K. W. Hiersemann (Leipzig) in
Foliogröße erschienen (Preis gebunden 100 M.). Die Ausstattung durch den Ver-
lag ist, um das gleich hier zu sagen und dadurch nicht einer Gewohnheit, sondern
einer lebhaft empfundenen Pflicht zu genügen, in jeder Hinsicht so vortrefflich,
wie man sie nur wünschen kann. Mit Wohlbehagen empfindet man das wie vom
Hauch der hohen Renaissance belebte Ebenmaß aller Größenverhältnisse, die für
die Erscheinung des Druckbildes bestimmend sind, und ebenso die Übersichtlich-
keit der Druckanordnung. Was aber geradezu Staunen erweckt, ist die Geschick-
lichkeit, womit bei den Bildaufnahmen der Spiegelglanz des Metalls, der den
Wert solcher Abbildungen meist stark zu beeinträchtigen pflegt, in einer Weise
vermieden oder abgeschwächt wurde, daß wesentliche Formen und Linien so gut
wie nirgends im Blendlicht verschwinden oder auch nur unscharf erscheinen, der
Gesichtsausdruck selbst des kleinsten Figurenwerkes in der Regel noch deutlich,
der des großen nirgends verzerrt wiedergegeben ist. Nach diesen Bildern kann
man wirklich Studien machen, bei ihnen wird auch der verwöhnteste Liebhaber,
 
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