Nr. 4
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
61
Münchener Werkstätten,
aber sie scheinen von den
württembergischen Kirchen
nicht in Anspruch genom-
men worden zu sein. Erst
die Zeit der Spätrenais-
sance, seit 1600 etwa,
hat, unter dem Einfluß der
neu erwachenden Glaubens-
freudigkeit und Liebe gegen
die Kirche, die Nachfrage
wieder gesteigert und da-
durch eine neue Blütezeit
für das kirchliche Silber-
gerät heraufgeführt.
Noch ist vorerst der Be-
trieb nicht so vorwiegend an
einige wenige Kunstmittel-
punkte gebunden, daß nicht
auch die Provinz tüchtige
Meisterstellte. Dabei lassen
sich für den Zeitraum von
etwa 1600 bis 1640 zwei
Richtungen unterscheiden,
die nebeneinander hergehen,
eine gotisierende, und eine,
die schon den Absichten
des Barock zusteuert. Man
würde indes der gotisieren-
den Art unrecht tun, wollte
man sie schlechtweg als
altertümelnd oder als rück-
ständig bezeichnen, wäh-
rend für die andere Richtung
allerdings die Kennzeich-
nung als fortschrittlich
durchaus zutrifft; denn sie
weist in die Zukunft, die
gotisierende dagegen steht
auf dem Boden der da-
maligen Gegenwart. Denn
ihr Gotisieren äußert sich
vornehmlich in sorgfältig-
ster Kleinarbeit: alles Detail
ist mit hingebender Liebe
durchgeführt, und vor allem:
der Blick und die Absicht
Abb. 6.
Monstran; in Aillingen. Augsburg 1729.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
61
Münchener Werkstätten,
aber sie scheinen von den
württembergischen Kirchen
nicht in Anspruch genom-
men worden zu sein. Erst
die Zeit der Spätrenais-
sance, seit 1600 etwa,
hat, unter dem Einfluß der
neu erwachenden Glaubens-
freudigkeit und Liebe gegen
die Kirche, die Nachfrage
wieder gesteigert und da-
durch eine neue Blütezeit
für das kirchliche Silber-
gerät heraufgeführt.
Noch ist vorerst der Be-
trieb nicht so vorwiegend an
einige wenige Kunstmittel-
punkte gebunden, daß nicht
auch die Provinz tüchtige
Meisterstellte. Dabei lassen
sich für den Zeitraum von
etwa 1600 bis 1640 zwei
Richtungen unterscheiden,
die nebeneinander hergehen,
eine gotisierende, und eine,
die schon den Absichten
des Barock zusteuert. Man
würde indes der gotisieren-
den Art unrecht tun, wollte
man sie schlechtweg als
altertümelnd oder als rück-
ständig bezeichnen, wäh-
rend für die andere Richtung
allerdings die Kennzeich-
nung als fortschrittlich
durchaus zutrifft; denn sie
weist in die Zukunft, die
gotisierende dagegen steht
auf dem Boden der da-
maligen Gegenwart. Denn
ihr Gotisieren äußert sich
vornehmlich in sorgfältig-
ster Kleinarbeit: alles Detail
ist mit hingebender Liebe
durchgeführt, und vor allem:
der Blick und die Absicht
Abb. 6.
Monstran; in Aillingen. Augsburg 1729.