Nr. 5
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
71
Abb 2.
Lageplan.
die Bestrebungen der heuti-
gen Künstler, neue Stil-
formen und Kunsttechniken
zu erfinden, ebenfalls unter
Anlehnung an die Tra-
dition erfolgen.
Bei der Zerfahrenheit
der heutigen Kunstanschau-
ungen ist eine der wichtig-
sten Aufgaben der berufenen
Sachverständigen die Auf-
klärung und Unterweisung
des kaufenden und bauen-
den Publikums — namentlich in bezug auf künstlerische Innenausstattungen —,
so daß vor allem die Anschaffung von Scheinkunst-Produkten in Kirchen
und auch Wohnräumen trotz ihres äußeren Glanzes „bei billigsten Preisen"
unterbleibt.
Es muß wieder mehr Wert gelegt werden auf gediegene Kunsterzeug-
nisse, die nötigenfalls sehr einfach und in beschränkter Anzahl angeschafft
werden können. So gibt man auch dem einzelnen Gelegenheit zu wirken und
den Geschmack der Beschauer zu veredeln, während eine Häufung von Schund-
arbeiten und Imitationen Geschmack und Gesinnung verdirbt. Häufig gelingt
es sogar den „Kunstanstalten" und -Händlern, die Beseitigung guter alter Kunst-
werke und damit einen Auftrag auf Ersatzlieferung zu erlangen. Aus allen diesen
Mißständen erklärt sich die Nüchternheit und sogar abstoßende Häßlichkeit
so vieler neuer Innenausstattungen, wie man sie leider auch in den Kirchen,
besonders auf dem Lande, antrifft, so daß die Schaffung von anregenden Bei-
spielen einfacher stimmungsvoller Landkirchen heute mehr denn je angebracht ist.
Der Entschluß des Stifters, die Listerscheider Kirche ebenso wie die zu Listern-
ohl und Lichtringhausen, ganz mit altem Barockmobiliar auszustatten, ist daher
durchaus verständlich. Konnte doch so eine geschlossene harmonische Raum-
wirkung gewährleistet werden, da es möglich war, in den Bauplänen die Abmessun-
gen des Kircheninnern dem erworbenen Mobiliar anzupassen: ein freilich umge-
kehrtes Verfahren, das hier ausnahmsweise sich ausführen ließ und empfahl, weil
der Abbruch einer durch einen Neubau ersetzten rheinischen Barockkirche, deren
Größenverhältnisse für die neu
zu erbauende Listerscheider
Kirche gut paßten, die Er-
werbung des zum Teil noch
vorhandenen charakteristischen
Mobiliars ermöglichte. Dem
entwerfenden und bauleitenden
Architekten fiel also die ebenso
interessante wie eigenartige Auf-
gabe zu, auf Grund der zunächst
maßstäblich aufzunehmenden
alten Kirchenmöbel ein Projekt Abb. 3. Grundriß.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
71
Abb 2.
Lageplan.
die Bestrebungen der heuti-
gen Künstler, neue Stil-
formen und Kunsttechniken
zu erfinden, ebenfalls unter
Anlehnung an die Tra-
dition erfolgen.
Bei der Zerfahrenheit
der heutigen Kunstanschau-
ungen ist eine der wichtig-
sten Aufgaben der berufenen
Sachverständigen die Auf-
klärung und Unterweisung
des kaufenden und bauen-
den Publikums — namentlich in bezug auf künstlerische Innenausstattungen —,
so daß vor allem die Anschaffung von Scheinkunst-Produkten in Kirchen
und auch Wohnräumen trotz ihres äußeren Glanzes „bei billigsten Preisen"
unterbleibt.
Es muß wieder mehr Wert gelegt werden auf gediegene Kunsterzeug-
nisse, die nötigenfalls sehr einfach und in beschränkter Anzahl angeschafft
werden können. So gibt man auch dem einzelnen Gelegenheit zu wirken und
den Geschmack der Beschauer zu veredeln, während eine Häufung von Schund-
arbeiten und Imitationen Geschmack und Gesinnung verdirbt. Häufig gelingt
es sogar den „Kunstanstalten" und -Händlern, die Beseitigung guter alter Kunst-
werke und damit einen Auftrag auf Ersatzlieferung zu erlangen. Aus allen diesen
Mißständen erklärt sich die Nüchternheit und sogar abstoßende Häßlichkeit
so vieler neuer Innenausstattungen, wie man sie leider auch in den Kirchen,
besonders auf dem Lande, antrifft, so daß die Schaffung von anregenden Bei-
spielen einfacher stimmungsvoller Landkirchen heute mehr denn je angebracht ist.
Der Entschluß des Stifters, die Listerscheider Kirche ebenso wie die zu Listern-
ohl und Lichtringhausen, ganz mit altem Barockmobiliar auszustatten, ist daher
durchaus verständlich. Konnte doch so eine geschlossene harmonische Raum-
wirkung gewährleistet werden, da es möglich war, in den Bauplänen die Abmessun-
gen des Kircheninnern dem erworbenen Mobiliar anzupassen: ein freilich umge-
kehrtes Verfahren, das hier ausnahmsweise sich ausführen ließ und empfahl, weil
der Abbruch einer durch einen Neubau ersetzten rheinischen Barockkirche, deren
Größenverhältnisse für die neu
zu erbauende Listerscheider
Kirche gut paßten, die Er-
werbung des zum Teil noch
vorhandenen charakteristischen
Mobiliars ermöglichte. Dem
entwerfenden und bauleitenden
Architekten fiel also die ebenso
interessante wie eigenartige Auf-
gabe zu, auf Grund der zunächst
maßstäblich aufzunehmenden
alten Kirchenmöbel ein Projekt Abb. 3. Grundriß.