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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Heimann, Friedrich Carl: Der alte Bilderschmuck der Kirche St. Cäcilia in Köln (mit Tafel 5 bis Tafel 7)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0092

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Nr. 3 __________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.____________77

DER ALTE BILDERSCHMUCK
DER KIRCHE ST. CÄCILIA IN KÖLN.

Mit 3 Tafeln und 6 Abbildungen.

Die großen romanischen und gotischen kirchlichen Baudenkmäler der Stadt
Köln sind in der zweiten Hälfte der vorigen Jahrhunderts umfassenden
Wiederherstellungen unterzogen worden. Veranlassung gab im Äußern die
Zunahme der Verwitterungserscheinungen am Gestein und die Reihe der Mängel
eines baulosen Zustandes, dem manche Teile der Kirchengebäude entgegengingen,
im Innern die nüchterne, auf wenige kalte Farben beschränkte Behandlung der
architektonischen Gliederungen, Wände und Decken, oder eine stilwidrige, künst-
lerisch unbedeutende Ausschmückung.

Die Gotteshäuser waren nach ihrer äußeren Instandsetzung in früherer Schön-
heit als Zierden des Stadtbildes wiedererstanden, im Innern mit reichem orna-
mentalem und bildnerischem Schmuck bedacht worden, namentlich die Kirchen
St. Kunibert, St. Gereon, St. Maria in Lyskirchen, St. Martin und St. Maria im
Kapitol. Ihnen konnte die dem XII. Jahrh. entstammende Kirche St. Cäcilia,
das Besitztum der Stadt Köln, erst nach langer Zeit sich zugesellen.

An der Wende des XVIII. Jahrh. hatte das Gotteshaus des ehemaligen freiherr-
lichen Kanonissenstiftes ein gleiches Schicksal, wie es so viele Klöster und Stifts-
gebäude Kölns ereilte, daß sie dem Kultus entzogen wurden und profanen Zwecken
dienen mußten. Erst 1838 erfolgte die Lösung des Mietverhältnisses mit dem
Proviantamt und die Wiederbenutzung der Kirche zum Gottesdienst für das be-
nachbarte Bürgerhospital. Die stetige Zunahme der Belegschaft dieser Anstalt gab
schon nach 10 Jahren Veranlassung, die Kirche nach Westen hin zu erweitern, dabei
die Krypta und das Nonnenchor des X. Jahrh. in das Innere einzubeziehen.
Während der Folgezeit versäumte die städtische Armenverwaltung nicht, die Kirche
in baulichen Würden zu erhalten, namentlich durch eine umfassende Wiederher-
stellung des Äußern; diejenige des Innern setzte aber erst vor 20Jahren ein. Die
Arbeiten sollten mit der Ausbesserung des Wand- und Deckenputzes beginnen;
es ergab sich jedoch alsbald, daß dessen größter Teil nicht erhalten werden konnte,
weil er zu viele schadhafte Stellen aufwies, an den Umfassungswänden durch-
feuchtet war und ihnen nur lose anhaftete. Die Entfernung des Putzes ließ jedoch
einen nicht vermuteten höchst gefahrvollen Zustand der Gurtbögen und Gewölbe
des Chores erkennen, diese von Rissen bis zu 5 cm Breite durchzogen, jene im
Steinverband derart gelockert, daß ein Zusammenbruch drohte. Gleiches war
bei der Rundwand der Chorapside zu befürchten, die sich herausgebogen hatte.
Den Grund ergab die Freilegung ihrer früher über Gebühr vergrößerten 3 Fenster:
sie ermangelten teilweise der Uberwölbung, das mittlere hatte man nur mit einem
Holzbalken abgeschlossen, der durch Fäulnis allmählich zerstört war.

Die hiernach zu ergreifenden technischen Maßnahmen erforderten eine völlige
Ausrüstung des Kircheninnern. Von ihr aus ließ es sich ermöglichen, nicht nur
Mauern und Gewölbe auf ihren baulichen Zustand zu untersuchen, sondern auch
nach den Spuren einstigen malerischen Schmuckes zu forschen. Die sorgsame
Beseitigung der Tünche und Anstrichfarbe, die allenthalben Wände, Pfeiler, Gliede-
rungen und Gewölbe überzog, sollte zu überraschenden Entdeckungen führen.
 
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