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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Heimann, Friedrich Carl: Der alte Bilderschmuck der Kirche St. Cäcilia in Köln (mit Tafel 5 bis Tafel 7)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0103

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86 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 5

das Überkommene wieder, das Herr Domkapitular Dr. Steffens für
die Wiederherstellung dankenswerterweise in eine neue poetische Erklärung der
Bilder einbezog.

Die Inschrift am Fuße des Wandgemäldes bildet das Kirchengebet am Feste
der Heiligen.

Die Folge von 21 Bildern erschöpft die Heihgenlegende Cäcihens in größeren
und kleineren Gruppen, die die jeweiligen Handlungen trefflich veranschaulichen,
mitunter sehr bewegt, wie beim Vollzug der Strafen. Vorgeschrittenes Studium
nach der Natur spricht aus dem Figürlichen nach Haltung und Kleidung, aus dem
Bereich der Architektur, Warfen, liturgischen Gewändern und Gegenständen.
Ganz eigenartig ist die Darstellung der Marmorsarkophage und Taufbrunnen,
letzterer in Form antiker Vasen. Große dieser Art sollen zu den Tauffeierlichkeiten
benutzt worden sein, u. a. steht eine solche noch heute in dem Atrium der Kirche
St. Cäcilia in trastevere in Rom, wo die Heilige ihre letzte Ruhestätte gefunden
hat. Ob der Meister der Kölner Wandgemälde derartige Kunstwerke gesehen,
ob und woher er Vorbilder für seinen so umfangreichen Bilderzyklus genommen
hat, wissen wir nicht. Aus früher Zeit bewahren die Uffizien in Florenz ein der
Schule des Cimabue oder Giotto zugeschriebenes Gemälde der heiligen Cäcilia,
dessen Flügel acht Szenen aus ihrem Leben und Leiden enthalten im Sinne der
Kölner Darstellungen.

Die beiden Bilderzyklen der Cäcihenkirche sind für die rheinische, insbeson-
dere die kölnische Kunstgeschichte hoch zu bewerten, als sie, um die Wende des
XIII. zum XIV. Jahrh. entstanden, sich als Erstlinge eine Monumentalmalerei dar-
stellen, in der sich eine völlige Absage von dem schweren romanischen Stil kund-
gibt, die Gotik unter französischem (oder englischem?) Einfluß in weichen Formen
allenthalben als beherrschendes Element erscheint, in den vornehm bewegten
Gestalten, die uns mit Gewändern eleganten Faltenwurfes entgegentreten. Das
außergewöhnlich Schlanke der Figuren (9 Kopflängen) erklärt sich aus perspek-
tivischen Rücksichten für die Ortlichkeit, dem nur 8,41 m breiten Chorraum,
von dessen Höhe herab sie zu wirken haben.

Zeitlich stehen die Gemälde zwischen dem Innenschmuck der Chorapsis und
der Taufkapelle von St. Gereon aus dem Ende des XIII. Jahrh. und den Bildern
in einer der nördlichen Seltenkapelle von St. Andreas in Köln, die eine letzte Vorstufe
zu den Chorschrankengemälden im Dome bilden, deren Entstehung in die Mitte
des XIV. Jahrh. fällt.

Etwa um die Zeit der beiden Bilderzyklen hatte die alte Ausschmückung der
Cäcihenkirche auch deren Chorapside bedacht. Hier fanden sich unterhalb der
Fenster die Reste eines 1,30 m hohen Frieses, dessen Aufteilung in Vierecke einen
Rahmen für sitzende Gestalten bildet, von denen einige deutlich erhalten waren.
Die Ergänzung wählte für eine abgeschlossene Reihe die Darstellung von Kirchen-
lehrern und Kirchenvätern, die Heiligen Bonaventura, Thomas von Aquin, Bene-
diktus, Bruno, Leo der Große, Cyprianus, Chrysologus, Anseimus, Gregonus,
Augustinus, Ambrosius und Hieronymus; genannte Gottesgelehrte stehen wieder
im Zusammenhang mit den Evangelisten, deren Vierzahl in Bildern an den Wand-
flächen zwischen den Fenstern oberhalb des Frieses Platz gefunden hat.

In einer Wandnische des südlichen Seitenschiffes trat als Halbrundgemälde
die Kreuzigung Petri zutage (Abb. 5), ein Werk des XV. Jahrh., von derber
 
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