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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Der Feldaltar in Vergangenheit und Gegenwart (mit Tafel 8)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0109

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Nr. 6

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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liegende Arbeit konnten auch die Untersuchungen von Dr. Witte über die Sage
vom heiligen Gral und die Liturgie' wie auch die Erläuterungen desselben Ver-
fassers in dem Werk: „Über liturgische Geräte und Gefäße der Schnütgen-
Sammlung" manchen beachtenswerten Hinweis geben. Die gesammelten Ergeb-
nisse der kunstgeschichtlichen Forschung können zwar nicht als abgeschlossen
gelten, lassen aber doch bestimmte Marken der Entwicklung erkennen, die im
folgenden skizziert werden sollen.

Über die Kultusformen des römischen Heeres sind wir durch die überlieferten
Denkmäler insofern gut unterrichtet, als in ihnen die religiösen Gebräuche urkund-
lichen oder anschaulichen Niederschlag gefunden'. Da das römische Heer auf dem
Marsche keinen Tempel mit sich führen konnte, lag der Schwerpunkt des Kultus
in dem beweglichen Fahnenheiligtum, wo die Feldzeichen des Heeres,

Abb. 4.

Beinkästdien im Kaiser-Friedridi-Museum zu Berlin. Dcckelfläcfic.

die Adler der Legion, die Abzeichen und Standarten der kleineren Truppenver-
bände in Schreinen oder Nischen aufbewahrt, und bei besonderen Anlässen neben
dem Altare bestimmte Götterbilder in den Mittelpunkt der Verehrung gerückt
wurden. Wenn auch der Kaiserkultus, die göttergleiche Bekränzung des Bildes
des obersten Feldherrn, schon unter Septimius Severus seitens der im Heere
dienenden christlichen Soldaten heftigen Widerspruch erfuhr, so behielt doch das
Fahnenheiligtum auch unter den christlichen Kaisern die altüberlieferte Bedeutung
für das römische Heer. Kaiser Konstantin gab diesem religiösen Kultus dadurch
eine besondere Weihe, daß er in das Standartentuch (vexillum) an Stelle des heid-
nischen Drachenbildes dasselbe Abzeichen des siegreichen Christengottes setzte,
das er auf seinen Zügen gegen Maxentius auf die Schilde seiner Krieger geheftet6.

' Ztschr. f. ehr. Kunst 1913, S. 103.

6 Die Religion des römischen Heeres von A. v. Domaszewski, Westdsch. Ztschr. Jahrg. 14.1895.
6 Es hatte die typische Form des Zeichens, wie es auf einer Silbermünze Konstantins ge-
prägt erscheint und auf einer späteren Goldmünze von Kaiser Theodosius wiederkehrt.
 
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