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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Der Feldaltar in Vergangenheit und Gegenwart (mit Tafel 8)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0119

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Nr. 6

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

101

beschleunigte Märsche nicht gehindert war. Ein beachtenswertes kriegsge-
schichtliches Dokument aus dem XVIII. Jahrhundert besitzt das K. u. K.
Heeresmuseum in Wien in drei farbigen Tafeln, welche ein Kapellenzelt aus
der Regierungszeit Maria Theresias in all seinen Bestandteilen und Zierstücken
wiedergeben, in Formen, die nachweislich bis zur Wende des XVIII. Jahrh.
vorbildlich blieben. Die entsprechende Ausrüstung der Feldkapellen wurde
im allgemeinen dem liturgischen Bedürfnis in einfachen Formen angepaßt. So
zeigen denn auch die überkommenen Altarsteine aus der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrh. nur eine schlichte Holzrahmung und die Urkunde der unter
Einlage der Reliquien vollzogenen Weihe Das K. Armeemuseum in München
besitzt einen solchen Feldaltarstein, der nach Ausweis der Inschrift im Jahre 1774
geweiht ist. (Vgl. Abb. 18.) Ein nahezu gleichaltriger Altarstein aus dem Jahre 1776
befindet sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

Im XIX. Jahrh., nach
den Freiheitskriegen, ver-
schwindet das Altarzelt von
den Kriegsschauplätzen, und
der Begriff der „Feldkapelle"
wird im beschränkten Sinne
übertragen auf den Bestand
aller, für den Gebrauch
der Seelsorge erforderlichen

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degenstande (liturgische de- K.Armeermiseum, Münden, stehen

rate und Gefäße, Paramente
usw.), die in einem Kapellen-
kasten oder Kapellenkoffer
untergebracht werden, um
dem diensttuenden Feld-
geistlichen bestimmter klei-
nerer oder größerer Trup-
peneinheiten (Regiment, Bri-
gade) zur Verfügung zu

2. Der Feldaltar der Gegenwart.

Schon in den Kriegen des XIX. Jahrh. wurde die Seelsorge im Felde stärker
in Anspruch genommen durch die auf der allgemeinen Wehrpflicht beruhende
Heeresorganisation mit stark vermehrten Truppenverbänden, zugleich durch die
Ausdehnung der Kriegsschauplätze, nicht zum wenigsten aber auch durch eine
Kriegführung, die sich von der Jahreszeit möglichst unabhängig zu entwickeln
suchte. Dies trifft im erhöhten Maße in dem gegenwärtigen Kriege mit seinen
vielen, weiträumigen Schlachtfeldern zu. Zu bedenken ist dabei, daß die Ab-
haltung eines größeren Feldgottesdienstes, selbst einer kleineren Feldandacht,
erheblich erschwert, oft ganz unmöglich gemacht wird durch die Wirkung weit-
reichender und überraschender Streitmittel, und daß bei der großen Ausbreitung
des Stellungskampfes wie des Bewegungskampfes der Wahl einer Altarstelle oft
recht enge Grenzen gezogen sind. Auf dem westlichen Kriegsschauplatze, wo
bisher der Stellungskrieg vorherrschte, in Belgien und Nordfrankreich konnte
wenigstens für die in Ruhestellung oder in rückwärtigen Staffeln befindlichen
Truppen regelmäßige Andacht in verfügbaren Kirchen oder Kapellen stattfinden,
wobei unter Umständen die mitgeführte Ausrüstung eines Feldaltares wünschens-
werte Aushilfe leistete. Vorteilhaft sind hierzu auch wiederholt größere Gebäude
benutzt worden, die für andere Zwecke bestimmt waren. So konnte beispiels-
weise zu Sedan in dem im Jahre 1870 von deutschen Truppen errichteten Lazarett-
schuppen ein regelmäßiger Gottesdienst eingerichtet werden. Im eigentlichen
Operationsgebiet, in vorgeschobenen Kampfräumen mußte man schon wegen
 
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