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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schmitz, Wilhelm: Die kirchlichen Barockbauten in Metz (mit Tafel 10 und Tafel 11)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0144

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124

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8/9

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StUUE i/oi.i.sTANnic.

Noch bis vor wenig Jahren wäre
dies eine ziemlich undankbare Auf-
gabe gewesen; denn in manchen
kunsthistorischen Kreisen wurde der
Barock als Stileinheit überhaupt nicht
anerkannt. Ganz zu schweigen von
den extremsten Vertretern dieser An-
schauung, die ihn sozusagen rundweg
als eine Geschmacksverirrung be-
zeichneten, fand er ganz allgemein
zum mindesten nicht die gleiche
Anerkennung, wie die Stile der vor-
hergehenden Kunstepochen. Das ist
erfreulicherweise anders geworden.
Heute hat sich die richtige Erkennt-
nis durchgerungen, daß auch der
Barock dem Empfinden des modernen
Baukünstlers manche wertvolle Mo-
tive bieten kann und bereits vielfach
geboten hat.

II.

Zunächst einiges über die stihsti-
Abb. 2. sehen Merkmale und technische Be-

schaffenheit der Metzer kirchlichen
Barockbauten. Im allgemeinen ist die Architektur in einfachen und wuchtigen
Formen gehalten. Das Ornamentale bleibt von Überladungen frei. Rokoko-
einflüsse sind kaum wahrzunehmen. Von der Mitte des XVIII. Jahrh. ab tritt
die strengere klassizistische Richtung deutlich in den Vordergrund, deutlich er-
sichtlich vor allem am Blondelschen Hauptportal des Domes (errichtet 1764
durch Gardeur-Lebrun nach dem Entwürfe von Blondel) und der Fassade von
St. Vincenz. Das Äußere ist mit einigen Ausnahmen ziemlich anspruchslos.
Der nächstliegende Grund hierfür dürfte wohl dann zu finden sein, daß
die Bauten fast durchweg von Häuserkomplexen umgeben waren (wie auch
heute noch) und höchstens die Hauptfassade frei stand, die daher auch in der
Regel einen reicheren Schmuck erhielt. Aber auch die bei drei Bauten wahrzu-
nehmende Beschränkung in der Wahl und Anordnung der Mittel im Innern
dürfte kaum einer idealen Absicht, einem geläuterten und fein abgestimmten
Stilempfinden entsprungen sein. Materielle Gründe, äußerste Sparsamkeit wegen
Mangels an Geldmitteln, sprachen hier in erster Linie mit.

Stilistisch betrachtet, machen sich sowohl französische wie auch italienische
Einflüsse bemerkbar. Ersteres ist selbstverständlich; denn bereits bei den mittel-
alterlichen Bauten Lothringens war der französische Einfluß vorherrschend, trotz
der Zugehörigkeit zum Deutschen Reich. Die italienischen Einflüsse erklären sich
schon aus dem Umstand, daß die Erbauer zweier Kirchen (Karmeliter- und St.
Klemens-Kirche) italienische Architekten waren. Besondere Kennzeichen der
Einflüsse werden bei Besprechung der einzelnen Bauten noch erwähnt.
 
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