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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Mittelalterliche Feldzeichen (mit Tafel 13)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0190

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Nr. 11 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 167

Nach Lage der Verhältnisse, durch welche der Darstellung bestimmte Grenzen
gezogen sind, muß sich die vorliegende Studie darauf beschränken, die mittel-
alterlichen Feldzeichen als geschichtliche Kunstgebilde in zwei Hauptrichtungen,
in ihrer vorbildlichen Formgebung und Stoffbehandlung, in helleres Licht zu
rücken. Rückschauend wird dabei von der Nachwirkung römischer Feldzeichen
auszugehen und beim Verlauf der Entwicklung auch die Beziehung der Knegs-
fahnen zur Fortbildung der Kirchenfahnen und Schiffsflaggen zu streifen sein.
Bei dieser Arbeit ist der Verfasser von berufener Seite durch freundliche An-
regung, Auskunft und Unterstützung in dankenswertem Maße gefördert worden.

Für die Behandlung des Gegenstandes wird in Betracht kommen:

A. Allgemeine Formgebung der Feldzeichen bis zum Ausgang des Mittel-
alters.

B. Besondere Stoffbehandlung der Feldzeichen mit Hinweis auf bestimmte
Beispiele.

A.

Wie in der allgemeinen Heeresverfassung ist auch bei den üblichen Feldzeichen
die antike Überlieferung lange Zeit deutlich zu spüren. Ein wesentlicher Be-
standteil war und blieb der römische Speer (hasta), an dessen Spitze mittels
Querstocks bestimmte militärische Abzeichen (signa) oder Ehrenzeichen (dona
militana) angeheftet bzw. aufgehängt wurden0. Während die Abzeichen vor-
wiegend den Fußtruppen oder auch einem kleineren Reitertrupp (turma) als
Auszeichnung kriegerischer Tüchtigkeit verliehen wurden, ist als besonderes
Ehrenzeichen die kleine rechteckige Feldfahne (vexillum) am Querstock der Lanze
nur von einer der größeren Reiterverbände (ala) geführt worden. Das Tuch
dieser römischen Reiterstandarte war wohl meist von roter Farbe und häufig
mit silbernem Schmuck und Widmung versehen. Als besondere Auszeich-
nung galt die Purpurfarbe, welche dem kaiserlichen Kriegsherrn vorbehalten
blieb. Bekanntlich heftete Konstantin der Große auf die kaiserliche Standarte,
an Stelle des früheren heidnischen Schmuckes das Sinnbild des Christengottes,
das ihn auf seinen erfolgreichen Feldzügen begleitet hat. Unter ihm und seinen
Nachfolgern wird so auf der militärischen Feldfahne (labarum) dem Heere das
Siegeszeichen des Christentums vorangetragen, wie es die Statue des Kaisers
Theodosius in Barletta aufweist. (Abb. la.) „In Nomine Christi vincas semper"
lautet die Inschrift auf der Standarte, welche Kaiser Hononus auf dem Dip-
tychon von Aosta in seiner Rechten hält. (Abb. 1 b.) Indem das christliche Fahnen-
bild auch auf den geistlichen Kampf mit den Mächten des Heidentums über-
tragen wurde, ist es zum heiligen Panier des Herrn der Heerscharen erhoben
worden und hat in der bildenden Kunst eine bedeutsame Fortbildung im reli-
giösen Sinne erfahren. Nach dem Zerfall des weströmischen Reiches wird das
römische Feldzeichen durch die frühmittelalterliche Kriegsfahne abgelöst; daneben
aber läßt sich deutlich verfolgen, wie im oströmischen Reich die überlieferte Kaiser-
standarte als Sinnbild des siegreichen Feldherrn in der künstlerischen Vorstellung

gotisches Fahnenkreuz der Stiftskirche zu Xanten 1903 S. 340 u. f. Alte und neue Kirchen-
und Vereinsfahnen 1912 S. 65 u. f. Von unserer Paramentik einst und jetzt, 1913 S. 257 u. f.
Der Feldaltar in Vergangenheit und Gegenwart 1915 S. 89.

"' Bonner Jahrbücher 1906: Paul Steiner: „Die dona militana".
 
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