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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Mittelalterliche Feldzeichen (mit Tafel 13)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0200

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

177

Ende des XIV. Jahrh. beginnt die Einführung des Olzusatzes, wodurch die eigent-
liche Temperatechnik allmählich zurück gedrängt wird. In den ersten Jahrzehnten
des XV. Jahrh. erreicht die Fahnenmalerei stilistisch unstreitig ihren Höhepunkt.
Sie verrügt über eine gewandte Zeichnung mit kräftigem Umriß und eine leuch-
tende Farbenwirkung, bei meisterhafter Behandlung des Seidenstoffes. In Abbil-
dung 13 ist dem Schatze Stadtkölnischer Feldzeichen eine Reiterfahne mit größerer
Angabe der auf Goldgrund schwarz umrissenen Wappenkrone entnommen16.
Um die Mitte des Jahrhunderts macht sich schon der Einfluß der Renaissance-
bewegung geltend. Während man auf die strengere Feldteilung und Zeichnung
des Fahnenbildes verzichtet, wird bei freier Anordnung eine mehr plastische
Wirkung im einzelnen angestrebt. Die Schild-
malerei auf undurchsichtigem Grunde verführte
leicht zu einer Malweise, welche dem durch-
scheinenden Gewebe nicht mehr entsprach und
damit die stoffgemäße Wirkung verfehlte.
Farbige Felder werden gerne nach der Vorlage
reicher Webemuster in dem Maße ausgemalt,
daß dadurch die natürliche Leuchtkraft der
Seide erheblich gedämpft wird; zumal auf hell-
farbigem (goldgelbem oder weißem) Grunde
konnte durch das Auftragen eines Füllmusters
in Metallfarben (Gold oder Silber) der echte
leichte Ausdruck des Fahnenstoffes geradezu
verloren gehen. Immerhin aber bekundet die
Malerei der riesigen Sturmfahnen, die sich u. a.
in der Schweiz (Zürich) erhalten haben, bei

ebendiges

vollendeter Technik ein sicheres,
Stilgefühl.

2. Leinenstoff.

Neben der Seide, welche man bei Feldfahnen
bevorzugte, hat auch das Leinen frühzeitig eine
nicht unwichtige Rolle als Grundstoff gespielt.
Bei feinem Faden und leichter Taftbindung eignete es sich sehr wohl für ein
kräftiges und leicht bewegliches Fahnentuch und erlaubte auch eine gute wirk-
same Stoffbehandlung durch Näh- und Stickwerk, wie auch durch Malerei. Um
eine farbenstärkere Flächenwirkung zu erzielen, ging man dazu über, nach dem
Vorbild des Schildwappens die heraldischen Figuren außer durch Anstücken, durch
aufgenähte Seidenstücke mit ergänzender Seidenstickerei wiederzugeben, wodurch
ganz eigenartige Wirkungen zu erreichen waren. Dieselbe Technik, die sich bei
kirchlichen Paramenten vollends herausgebildet, wurde entsprechend auf dem
Leinengrunde bei heraldischen, wie bei figürlichen Darstellungen angewandt.

Ein treffliches Beispiel bietet hierfür die St. Kihansfahne, ein Feldzeichen,

Abb. 14. Würzburger St. Kiliansfahiic.

welches die Stiftstruppen unter dem Würzburger Bischof, Berthold von Stern-

18 Das nähere Studium der in der Kölner Hahnentorburg aufbewahrten Fahnenbestände
verdankt der Verfasser dem Archivdirektor Prof. Dr. Hansen.
 
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