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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Strzygowski, Josef: Der Ursprung des Trikonchen Kirchenbaues (mit Tafel 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0208

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184

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 12

Abb. 3. Alaman: Ananiaskirdie

vom ]. 637.
(Aufnahme der Lehrkanzel Strzygowski.)

senen Baumasse, die überall von den gleichen, im
Winkel zueinander stehenden Flächen umgeben ist.
Im Inneren sind die Konchen dieses Typus nicht
durch dazwischen geschobene Teile der Quadratseiten
getrennt, sondern stoßen selbst unmittelbar in den
Ecken des Quadrates zusammen. Die Kuppel sitzt,
in früher Zeit durch Trompen, später durch Hänge-
zwickel vermittelt, über dem Quadrate; man sieht
ganz deutlich, wie ihre Tragbogen durch die vier
Konchen verstrebt werden.

Eine Wandlung in diesem zentralen Bausystem trat
in Armenien erst ein durch den von Mesopotamien,
Syrien und Kleinasien vordringenden Langhausbau.
Nun erst entwickelt sich der Tnkonchos, indem zu-
nächst die eine Konche im Westen durch eine
Tonne ersetzt wurde. Ich gebe als Beispiel die durch eine monumental um
den Bau herumlaufende Mauerinschrift in das Jahr 637 datierte Ananiaskirche
zu Alaman, einem Dorfe halbwegs etwa zwischen Ani und Tekor. Der Grundriß
Abb. 3 zeigt die drei Konchen etwas gestelzt und das Langhaus im Westen
ausnahmsweise mit einem Kreuzgewölbe bedeckt. Die Portale sind an zwei

Seiten angebracht, fehlen aber (wie
oft Fenster) typisch auf der Nord-
seite. Ich zeige Abb. 4 das Innere
der Kuppel. Man sieht in die
Quadratecke, die hoch über die
Tragbogen emporsteigt. Das ist
der Grund, warum unerfahrene
Forscher, wenn die Kuppel selbst
eingestürzt ist, angesichts solcher
Bauten auf ein Holzdach schließen.
Bei der im Westen üblichen Pen-
dentifkuppel setzt das Gewölbe
freilich sofort im Zwickel zwischen
den Tragbogen ein. Bei dieser ira-
nischen Konstruktion mit Trompen
aber beginnt das Gewölbe erst über
dem Scheitel des Tragbogens. Die
Bogen der in Abb. 4 sichtbaren
Ecktnchter entsprechen der Seite
des eingeschriebenen Achteckes.
Über ihnen hegt eine zweite Trom-
penzone, in der man acht kleinere
Trompen zur Überleitung in das
Rund des Tamburs angebracht
sieht, in den Achsen Fenster. Die
Kuppel selbst steigt halbrund auf
und ist außen durch ein pyrami-

v

Abb. 4.

Alaman, Ananiaskirche von 637: Trompenzone.

' (Aufnahme der Lehrkanzel Strzygowski.)
 
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