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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Strzygowski, Josef: Der Ursprung des Trikonchen Kirchenbaues (mit Tafel 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0209

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Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

185

Abb. 5. Thalin, Trikonche Kathedrale: Ansicht von Nordosten.

{Aufnahme der Lehrkanzel Strzygowski.

dales Steindach geschützt. — Die nächste Entwicklungsstufe vertreten dann die
großen dreischiffigen trikonchen Kathedralen des Landes, als deren Vertreter ich
die Hauptkirche von Thalin, einem Ort am Südwestabhange des Alagös, vorführe.
Ihre Bauinschrift ist leider verloren. Doch sind eine Reihe von Urkunden in die
Wände eingegraben — die armenischen Kirchen waren die reinen Stadtarchive —,
deren älteste aus dem Jahre 783 herrührt. Der Bau selbst dürfte 100—200 Jahre
älter sein. Er ist einer der großartigsten auf armenischem Boden, heute aber leider
Ruine. Inmitten eines uralten Friedhofes stehend (Abb. 5) zeigt die Kathedrale ein
Gewölbesystem, das sich ausschließlich aus Tonne und Kuppel zusammensetzt, ist
also eines der reinsten Beispiele echt orientalischer Kirchenarchitektur. Abb. 5
zeigt den Bau von der Nordostseite. Die Kuppel ist zum größten Teil einge-
stürzt, im übrigen aber sind die Gewölbe doch soweit erhalten, daß sich die ganze
Konstruktion klarlegen läßt. Wir sehen den Typus der trikonchen, dreischiffigen
Kreuzkuppelkirche vor uns, den auch S. Maria im Kapitol vertritt. Er ist in der
armenischen Kunst ganz organisch durch Loslösung der Pfeiler von der Wand
aus dem Quadrat mit der Trompenkuppel entstanden' und unter dem Einfluß
des Langhausbaues in der Richtung nach Osten und Westen gestreckt worden.
Die Kuppel ruht auf mächtigen Pfeilern und ist ganz regelrecht durch Tonnen
verstrebt, von denen man sich vielleicht am besten durch die Außenansicht von
Südwesten her (Abb. 6) eine Vorstellung macht. Da die Südwestecke selbst ein-

4 Vgl. darüber Zeitschr. f. Architekturgeschxhte III S. I f, Amida S. 177 f.
 
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