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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Strzygowski, Josef: Der Ursprung des Trikonchen Kirchenbaues (mit Tafel 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0212

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188

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 12

nischen Kuppelhause auf quadratischer Grundlage gegebenen Grundelemente
entwickelt. Wir werden uns gewöhnen müssen, Armenien für das Gebiet des
Kuppelbaues in eine Reihe zu stellen mit der ähnlich großzügigen und einheit-
lichen Entwicklung des Tempelbaues in Hellas und des germanischen kreuz-
gewölbten Kirchenbaues im Norden. In Armenien sind u. a. alle die Typen
des Kuppelbaues nachweisbar, die später seit Leonardo, Bramante u. a. in der

Barockzeit Europa eroberten/'
An dieser Stelle sei nur
noch aufmerksam gemacht da-
rauf, daß auch die reichere
Grundrißlösung im Kölner
Tnkonchos durch Einstellung
einer Reihe von sechs Säulen
in Armenien vorkommt. Frei-
lich ist kein Bau erhalten —
oder bis jetzt bekannt, — der
gerade den Typus des tnkon-
chen, dreischiffigen Längs-
baues mit dieser reicheren
Ausstattung aufwiese. Aber
zentral und tetrakonch ver-
wertet, kommt das Motiv vor
in dem Swartnotz genannten,
auf meine 1889 gegebene An-
regung hin ausgegrabenen
Prachtbau bei Wagarschabad-
Etschmiadsin. Ich habe davon
schon in meinem Protest „Der
Dom zu Aachen und seine
Entstellung" (S. 33 f.) Abbil-
düngen gegeben. Sie blieben
leider in der Forschung über
S. Maria im Kapitol unbe-
achtet. Man wird jetzt viel-
leicht darauf zurückgreifen
und das dort Vorgebrachte
besser zu nutzen wissen. Viel-
leicht wird dann auch das Äußere der Konchen von S. Maria im Kapitol mit
seinen Blendarkaden verglichen werden mit den Blendarkaden am Äußeren der
Kathedrale von Thalin, und damit die Einsicht aufdämmern, daß wir ohne
genaue Kenntnis der armenischen Kunst nicht weiter arbeiten können. Das
kunsthistorische Institut der Universität Wien hat daher eine Expedition nach
Armenien unternommen und ein reiches Material mitgebracht, das fertig ge-
zeichnet und bearbeitet daliegt. Aber wir haben in Wien leider kein Geld für

Abb.

Tlialin, Trikonche Kathedrale: Grundriß.
<Aufuahmc der Lehrkanzel Srrzygowski.)

6 Darauf wird einzugehen sein in einem Werke über die altchnstliche Baukunst
Armeniens und ihre entwicklungsgeschichtliche Bedeutung. Davon unten.
 
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