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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Strzygowski, Josef: Der Ursprung des Trikonchen Kirchenbaues (mit Tafel 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0213

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Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

189

solche Arbeiten und müssen mit der Herausgabe warten, bis von irgendeiner
Seite die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Inzwischen gehen die Untersuchungen über den Ursprung der verschiedenen
Typen des Kuppelbaues wie Kreuzkuppelkirche (vgl. „Die Entstehung der Kreuz-
kuppelkirche", Z. f. Gesch. d. Arch.), Kuppelbasilika (vgl. Monatshefte f. Kunst-
wiss.VIII (1915) S.352 f.) und Trikonchos usf. lustig in die Irre weiter. Ich will
hier nur einen Fall aufgreifen, den oben zitierten Aufsatz von Weigand über das
Theodosioskloster, in dem ein in der Kunstgeschichte dilettierender Philologe
sich über das bezüglich des Trikonchos in meinem Mschatta Vorgebrachte hin-
wegsetzt. „Ich verzichte — schreibt Weigand — auf so weitreichende Genea-
logien, die sich in unkontrollierbares
Dunkel verlieren, und ziehe vor, die
Entwicklung in der Antike und aus der
Antike heraus möglichst klar zu er-
kennen." Und nun beginnt das ge-
wohnte Tohuwabohu einer Aufzählung
der konstituierenden Elemente des Tri-
konchos, wobei nur die Hauptsache
übersehen ist, daß es sich dabei um
rein konstruktive Konsequenzen in An-
wendung des Grundtypus der Kuppel
auf quadratischer Grundlage handelt.
Da der Fall in das Gebiet der altchnst-
lichen Kunst gehört und die Wande-
rung des armenischen Typus nach Jeru-
salem belegt, sei hier zum Schluß kurz
darauf eingegangen.

Das Theodosioskloster ist nach den
Angaben des oben zitierten Aufsatzes
von einem Kappadokier um 460 ge-
gründet und war von Griechen, Arme-
niern und Bessern bewohnt. Theodo-
sius selbst baute eine große Kirche und
sein Nachfolger, der Armenier So-
phronius (t 543), fügte eine herrliche
Marienkirche hinzu. Spätere Berichte sprechen von einer Kirche mit Wölbedecke
und daß die Wölbung der Kirche eingestürzt sei. Als 1896 der Grundstein zu
einer neuen Niederlassung gelegt wurde, kamen an der verfallenen Stätte bei
Aufräumungsarbeiten u. a. die Grundmauern einer trikonchen Anlage zutage,
über denen man jetzt eine neue Kirche aufbaut. Ich gebe in Abb. 10 den
Grundriß nach Byz. Zeitschrift XXXIII S. 176.' Weigand sieht dann den Bau
Öles Armeniers Sophronius. Statt sich nun die Frage vorzulegen, ob denn nicht
die Abkunft des Erbauers die Form des Gebäudes erklären könnte, sucht er in
der Antike herum und kommt zu dem Schluß, daß der Typus in Hadnanischer
Zeit auftrete. Diesen terminus a quo gewinnt er durch Heranziehung des be-
kannten Nymphäums in der Villa Hadnana und verwandter Bauten in Athen

' Vgl. auch Vincent und Abel, Bethleem, le sanctuaire de la nativite 1914.

Abb. 9. Köln, S. Maria im Kapitol: Grundriß.
<N.ich Rahmens.)
 
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