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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Fuchs, Alois: Diözesanmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0081
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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 5/6

die kleineren Kulturbrennpunkte im Lande, als welche besonders die Bischofsitze
anzusprechen sind, zugunsten der Sammlungen der wenigen Großstädte zurück-
zusetzen.

Mit der bloßen Rettung und Erhaltung der kirchlichen Kunstwerke ist natürlich
der Zweck eines Diözesanmuseums nicht erfüllt. Das Gesammelte muß fruchtbar
gemacht werden. Zunächst einmal für die kunstwissenschaftliche Forschung.
Dies kann durch auswärtige Forscher geschehen, denen das Diözesanmuseum
Gelegenheit bietet, die Kunstwerke eines engeren Gebietes vereint zu studieren.
Der größte Nutzen für die Forschung wird sich natürlich ergeben, wenn der Leiter
des Diözesanmuseums selbst befähigt ist, die ihm anvertrauten Stücke zu bestim-
men, zu bewerten und kunstgeschichthch einzureihen. Da er in ständigem ver-
trautem Umgang mit ihnen steht, kann er der Forschung besonders wertvolle
Dienste leisten.

Die Diözesanmuseen haben ferner den Zweck, das Kunstverständnis zu heben,
in erster Linie das der Theologie-Studierenden. Bei der so notwendigen Ein-
führung der letzteren in die kirchliche Kunst ist die Anschauung, wie sie ein
Museum vermittelt, gar nicht zu entbehren. Auch die Vorführung von Licht-
bildern kann diese nicht ersetzen. Aber auch in weiteren und weitesten Kreisen
der Bevölkerung Sinn und Verständnis für die kirchliche Kunst zu wecken ist
Zweck solcher Sammlungen. Gerade deshalb ist es erwünscht, daß auch kleinere
Städte im Lande ihre Sammlung haben. Nur so kann die Kunst weiteren Schichten
des Volkes nahegebracht werden.

Eine besondere Aufgabe haben die Diözesanmuseen dann noch gegenüber den
ausübenden Künstlern, die sich in jeder Bischofsstadt finden sollten. Sie sollen
mithelfen, diesen die so notwendige Anregung zu geben. Sie dürfen deshalb in
einer Bischofsstadt ebensowenig fehlen wie die kirchlichen Künstler. Leider
fehlen die letzteren infolge des Zusammenströmens der Künstler an einigen
wenigen bevorzugten Kunstplätzen heute dort mehr und mehr. Wenn aber mit
Recht gefordert wird, daß der Klerus wieder unmittelbar mit dem Künstler ver-
kehren soll, so muß er letzteren wenigstens in seiner Bischofsstadt finden. Wenn
die Künstler nur in München, Düsseldorf und Berlin wohnen, bleibt die so wich-
tige persönliche Fühlungnahme eine reine Unmöglichkeit. Hier muß notwendig
eine Änderung angestrebt werden. Die kirchlichen Künstler müssen möglichst
auf die Mittelpunkte des kirchlichen Lebens, die Bischofsstädte, verteilt werden.
Sie müssen dann freilich auf manche Anregung der Großstadt verzichten und
um so mehr ist dann ein gut ausgestattetes Diözesanmuseum für sie das Minimum
an Anregung, das ihnen notwendig geboten werden muß.

Was das Sammelziel der Diözesanmuseen angeht, so ist die Schaffung eines
Überblickes über das gesamte kirchliche Kunstschaffen in der Diözese anzustreben.
Freilich wird dieses Ziel selten vollkommen erreicht werden. Sicher wäre es falsch,
den Kirchen noch brauchbare Gegenstände zu entziehen lediglich der Vollständig-
keit der Sammlung wegen. Die Sammlung auf mittelalterliche Stücke zu be-
schränken ist heute ein unhaltbarer Standpunkt. Als Zeitgrenze gelte etwa das
Jahr 1850. Da es auf geschlossene Entwicklungsreihen ankommt, können auch
mittelmäßige und geringe Arbeiten aufgenommen werden. Werke des Nieder-
gangs, Beispiele vollen Verfalls der Kunst können als Gegenbeispiele willkommenes
Anschauungsmaterial bieten. Auch die Werke religiöser Haus- und Volkskunst,


 
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