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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Fuchs, Alois: Diözesanmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0082

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Nr. 5 6__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.___________7]

sämtliche Devotionalien, religiöse Bild- und Zetteldrucke, Andenken und alles,
was mit religiösen Volksbräuchen zusammenhängt, selbst wenn es keinen Kunst-
wert, sondern nur kulturgeschichtlichen Wert hat, sind zu sammeln.

Zweckmäßig kann den Diözesanmuseen eine technische Lehrsammlung an-
gegliedert werden, die z. B. die Entstehung einer Emailplatte oder eines Glas-
fensters veranschaulicht.

Sehr erwünscht ist endlich die Angliederung eines Archivs von Zeichnungen
und Photographien aller Kunstwerke, insbesondere der dem XIX. Jahrh. an-
gehöngen, die in den staatlichen Inventansationen nicht publiziert sind, da der
Überblick hierüber nur auf solchem Wege möglich ist. Ein solches Archiv kann
auch über die Grenzen der Diözese hinausgreifen und alles Erreichbare an lehr-
reichen Abbildungen von Gegenständen kirchlicher Kunst zu erfassen suchen,
insbesondere auch das große Gebiet der religiösen Reproduktionskunst und Ge-
brauchsgraphik. So wird den Theologie-Studierenden die Möglichkeit geboten,
sich auf dem Gebiete des religiösen Bilddruckes zu orientieren, was bei der Massen-
verbreitung der kirchlichen Bildandenken von großer Bedeutung ist.

Sollen sich die Diözesanmuseen auf die gekennzeichneten Gebiete beschränken,
so ist doch gegen die Angliederung eines Heimatmuseums, wie sie jetzt überall
gefordert werden, nichts einzuwenden, falls nur getrennte Aufstellung erfolgt.
Pflege und Verwaltung der Sammlungen wird namentlich an kleineren Orten auf
diese Weise erleichtert, das Interesse der Bevölkerung aber gesteigert.

Wenn nun die Frage aufgeworfen wird, ob die bestehenden Diözesanmuseen
den geschilderten Aufgaben sich gewachsen gezeigt haben, so ist dies für die
meisten zweifellos zu verneinen. Manche sind über den Gründungszustand nie
hinausgekommen, viele sind ohne Leben, Fortschritt und Entwicklung. Was
kann hier helfen? Das wichtigste Erfordernis ist unbestreitbar die Bestellung
eines genügend befähigten und genügend freigestellten Leiters. Immer nur
nebenamtlich und bei bestem Wollen oft doch dilettantenhaft geleitet, konnten die
Diözesanmuseen mit den von freigestellten Fachmännern geleiteten Sammlungen
unmöglich gleichen Schritt halten. Dies gilt natürlich ebenso von den vielen
sonstigen nebenamtlich geleiteten Museen. Bei den Diözesanmuseen scheint mir
dieser Ubelstand noch am leichtesten abgestellt werden zu können. Es müßte sich
nämlich erreichen lassen, daß in jeder Diözese ein Geistlicher, wenn nicht für
das Museum allein, so doch für die Gesamtheit der das kirchliche Kunstgebiet
berührenden Aufgaben besonders fachmännisch ausgebildet und freigestellt wird.
Dieser, der am zweckmäßigsten dem Lehrkörper der örtlichen theologischen
Bildungsanstalt angehören würde, hätte in erster Linie die Theologie-Studierenden
in obligatorischen Vorlesungen in die kirchliche Kunst einzuführen und hätte
außerdem als Leiter des Diözesanmuseums, als Vorsitzender des Museumsvereins,
als Kunstberater für die Diözese, als Referent der Behörde in Kunstfragen, als
Konservator des Domes und des Domschatzes zu fungieren. Diese Obliegenheiten
würden einen Fachmann in vollem Maße beschäftigen, und ich glaube, daß die
Tagung für christliche Kunst den hochwürdigsten Herren Bischöfen kaum ein
wichtigeres Desiderium vortragen wird, als die Ausbildung und Freistellung dieses
Fachmannes.

Was die Vermehrung der Sammlungen der Diözesanmuseen betrifft, so ent-
schließen sich Kirchengemeinden verhältnismäßig leicht, Kunstwerke unter Vor-
 
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