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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Fuchs, Alois: Diözesanmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0083
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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 5/6

behalt des vollen Eigentumsrechts zu Aufbewahrung an jene abzugeben. Wenn
das System der Leihgaben überall durchgeführt wird, können so die Diözesan-
museen trotz ihrer Armut mit den übrigen Museen, die zurzeit infolge der Preis-
steigerung nur wenig erwerben können, wohl noch konkurrieren. Immerhin
bedürfen auch die Diözesanmuseen laufender Mittel, um lebensfähig zu bleiben.
Ganz abgesehen davon, daß auch sie in der Lage sein müssen, gegebenenfalls ein
nur käuflich erwerbbares Stück, das sonst dem Bezirk verloren ginge, zu erlangen,
bedarf es ständiger Einnahmen für die pflegliche Behandlung der Kunstwerke,
für eine Handbibliothek, für den Museumswärter und für die Versicherung der
Sammlung. Zu einem großen Teil lassen sich diese Mittel durch ein der Geld-
entwertung angepaßtes Eintrittsgeld einbringen. Es hat sich immer wieder erwie-
sen, daß Eintrittsgeld den Besuch der Museen nicht mindert, sondern steigert, weil
das Publikum nur solche Darbietungen einschätzt und aufsucht, die etwas kosten.

Eines der wichtigsten Mittel, dem Museum allgemeine Anteilnahme und
dauernd fließende Mittel aus dem ganzen Sprengel zu sichern, ist die Gründung
eines Museumsvereins und die Herausgabe gut ausgestatteter, reichhaltiger Jahres-
berichte. Insbesondere ist Wert zu legen auf Gewinnung lebenslänglicher Mit-
glieder. Auch Korporationen, Vereine, Kirchengemeinden, selbstverständlich
auch Damen, sind als Mitglieder zu gewinnen. Den Studierenden sind Vorzugs-
bedingungen einzuräumen, wodurch sie sich leicht dauernd gewinnen lassen.
Diese Vereine brauchen größeren Organisationen, wie z. B. der deutschen Gesell-
schaft für christliche Kunst, nicht als unbequeme Konkurrenten gegenüberzustehen.
Am einfachsten wäre es, sie korporativ der größeren Organisation einzugliedern.
Die vielfältigen Aufgaben auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst können heute
nicht mehr bloß etwa durch den Vorstand der deutschen Gesellschaft für christ-
liche Kunst gelöst werden. Ohne zahlreiche mitarbeitende örtliche oder Bezirks-
gruppen wird man nicht vorankommen. Das lehrt z. B. die Heimatschutzbewegung,
die nur durch örtliche Arbeitsausschüsse wirklich sichtbare Erfolge erzielt.

Als unentbehrliches Hilfsmittel für die Leitung des Museums ist eine gut
besetzte Handbibliothek anzusehen. Hieran hat es bisher fast überall gänzlich
gefehlt. Für die Bearbeitung der Kunstwerke muß ein gewisser Apparat zur Ver-
fügung stehen: die wichtigsten Nachschlagewerke und Zeitschriften, die ein-
schlägige Spezialliteratur und insbesondere alles auf die Kunst der Diözese
Bezügliche. Selbstverständlich muß mit dem Museum ein besonderer Arbeits-
raum verbunden sein, in dem die Bibliothek zweckmäßig Aufstellung findet.
Diese Bibliothek kann und soll auch Verwendung finden als Seminarbibhothek
für kunstwissenschaftliche Übungen. Es ist im höchsten Maße erwünscht, daß
im Klerus jeder Diözese einzelne methodische Anleitung zu selbständiger Forscher-
tätigkeit auf dem Gebiete der kirchlichen Kunst sich erwerben. Für die Zeit, die
ein Seelsorger von seinen Amtsgeschäften erübrigt, gibt es kaum eine angemesse-
nere und edlere Arbeit als die Beschäftigung mit der kirchlichen Kunst, ins-
besondere die Erforschung der Geschichte der Kirche, an der er angestellt ist,
und ihrer Kunstwerke.

Ein hervorragendes Mittel zur Belebung des Interesses für die Diözesan-
museen und zur Fruchtbarmachung ihrer Schätze sind endlich häufige Führungen.
Das Durchschnittspublikum hat von einem Besuch des Museums, bei dem es sich
selbst überlassen ist, kaum irgendeinen Gewinn. Und selbst das gebildete Pubh-


 
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