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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Die Kirche zu Gumlöse, ein Markstein der frühen Backsteinbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0187
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Die Kirche zu Gumlöse, ein Markstein der frühen Backsteinbaukunst. 173

nitenen Sturz ein halbrundes Giebelfeld abgetrennt. Es war zu Gumlöse auf die Verwendbarkeit

Sonst pflegen die Durchgänge in den aus Ziegeln des Dachraumes viel Gewicht gelegt, indem die

gebildeten Portalen rundbogig zu sein; die Echt- Gewölbe von der Stärke, die sich aus dem Maße

heit des Portals im Obergeschoß des Westbaues der großen, auf die Köpfe gestellten Backsteine

in der Berger Kirche, das ein geschlossenes halb- ergibt, statt kuppelartig hoch aufzusteigen, wie es

rundes Tympanon zeigt, gewinnt nun Bekräftigung sonst überall in den zu vergleichenden Fällen zu

durch das Gumlöser Seitenstück.1 Für den Ver- beobachten ist, als strenge, aus sich schneidenden

Schluß war besonders gut gesorgt nicht durch Tonnen genau konstruierte Kreuzgewölbe gebildet

einen, sondern zwei übereinander in Abstand sind, die mit horizontalen Scheiteln durchgehen

liegende Balkenriegel. und über denen her durch Ausfütterung und

Die schräggewandeten Fenster, deren Sohlen Füllung der Zwickel eine gleichmäßige platte Fläche

wie überall abgetreppt gemauert waren, um nach- hergestellt ist. Es liegt auf der Hand, daß der

-j_irl,___ her durch Fütterung der Slu- Zweck war, einen gut brauchbaren Dachraum zu

^^^^ff^^^-^ fen mit Mörtel und Brocken gewinnen. In flach gedeckten Kirchen Schonens ist

^p)cz die Schrägung zu erhalten, ähnliches mehrfach durch eine besondere Einrich-

^ waren von auffallender und tung des Oberbaues erzielt.1
□ überraschender Länge und
^ Schmalheit, im Lichten nur
_ 13—15 cm breit auf 1,60m
^ Höhe. Den Anschlag für
ET die Verglasung bildete ein
— Rahmen aus Ii och gestellten
-j- Ziegeln; der Bogen war aus
ig? einem solchen ausgeschnit-
»wuä "JjpilMii ten. Vor dem Bahmen die
'^^^^^M^^^, eisernen Sturmstangen. Der

ll^ iPjr^rall^^ Putz im Fensterbogen war Abbildung 5. Schnitt durch das Gewölbe und die
g# ISa rot gefärbt (ähnlich also wie Portale- (Th- Wähliii.)

, _ ZU Schaprode auf Rügen). Beachtenswert ist das unentwegte Festhalten

Abbildung 4. Eines Der Chor, in dem der T1 . ; „ D . , r, ■,

° ' am Rundbogen, selbst am Gewölbe. Bei der Zeit

<tI ™?n\ an SeWÖhl*cher SlGlle des Baues und nach dessen Gesamtform könnte

(in. w ahlin.) gestanden hat, war durch- man weniggteng Andeutung von Spitzbogen ei-

aus nicht (vergl. Seesselberg) warten_ Eg genügt aber m, ErklarUDgj zunäcnst

abgesch,eden vom Schiffe, sondern durch den m crhmern an die Kleinheit des Raumes, der zu

runden Chorbogen ebenso wie überall damit in flberdecken wars>( und dann an den darüber zu

Verbindung. Sein Fußboden fünf Stufen über dem legenden flachen Fuf3boden. Zudem ist das rund-

des Schiffes. bogige Tonnengewölbe eine in Schonen häufig

Der durch den Brand bewirkte Untergang des VO).kommende Konstruktion; es ist vermutlich aus

Dachsluhles ist zu beklagen, weil uns dadurch Südfrankreich lierübergeleitet.
bedeutsame Aufschlüsse entrückt zu sein scheinen. Dag festhalten am runden Bogen, dem gegen-

Docli hat es sich gerade hier in der ganzen Ge- über ^ gespitzte noch ]ange den Charakter der

staltung des Dachraumes nur um eine eigenartige Neuerung und der Unruhe an sich trug, entspricht

Schöpfung gehandelt und nicht um eine typische. überiiaupt dem ganzen Wesen des vornehmen,

Um die typische Gestaltung der romanischen Dach- -_

Stühle zu erkennen, gibt es in diesen Landen 1 S. Storck, Aarb. 1890, 376 ff. Ein Gewölbe mit

anderweit, und zum mindesten im Schleswigischen, ganz flachem Rücken gibt es auch zu Karise auf

ein reiches und unanfechtbares Material, das nur Seeland im Chore, und hier ist wirklich ein oberes

. . , .... . , , , . • , Geschoß mit besonderen Fenslern. S. Löffler, Aar-

noch nicht genug geklärt und ausgebeutet ist. webuiua

__ böger for nord. . . . 1894, <J9».

1 Ein drittes Beispiel ist zu Lügumkloster. 2 Vergl. hierzu Vizelinskirchen 94.

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