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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Die Kirche zu Gumlöse, ein Markstein der frühen Backsteinbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0188

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174.

sorgsam und strenge entworfenen und ausgeführten dem schwankenden der Vermutung und des Über-

Baues. Derselbe Zug spricht aus der Gestalt des schauens.1

Dachfrieses. Während im romanischen Ziegelbau Es ist notwendig, daß wir hier noch mit we-
der gekreuzte Bogenfries herrscht, während nigem vortragen, welche Erwägungen sich in dieser
der einfache eine Sonderstellung einnimmt, wo er Bicbtung weiter an die Betrachtung der Gumlöser
überhaupt vorkommt — im Ubergangsstil verdrängt Kirche anknüpfen, wenn man dem Werte der
er aber jenen nachher schnell vollständig—, finden Sache gerecht werden will,
wir hier eine altertümliche, dem feineren Hau- Bedenklich wäre es, behaupten zu wollen, daß
steinbau entnommene und dem Ziegel wenig nun die Gumlöser Kirche zeillich an der Spitze
anstellende Form bevorzugt: den Bundbogen mit der großen Beihe der Übergangsstilbauten stehen
Auskantung. Ferner findet als altertümelnder Zug, werde. Es muß im Gegenteil vor solcher Aus-
indem wir angesichts der seit der Zeit des Über- beutung der Tatsache gewarnt und dagegen ge-
gangs erwachsenen Unmenge gleichartiger Gebäude sprochen werden. Ist doch schon durch einen

Abbildung 6. Grundriß der Kirche zu Gumlöse in ursprünglicher Gestalt, aufgenommen und hier
mitsreteilt von Herrn Domarchitekten Wahlin zu Lund. 1 : 200.

zugleich auch eine Neuerung zu sehen geneigt sind,
die Weglassung der Apsis ihre annehmbare Erklä-
rung. Auch schon die Masse der einschiffigen, vor
dem zwölften Jahrhundert erbauten, also im zwölften
altmodisch erscheinenden Kirchen hatte keine Apsis
gekannt; die Grundform mit Apsis hat nur gut
ein Jahrhundert lang geherrscht.

Durch die Gesamterscheinung kann die Kirche
die Zugehörigkeit zu der Gruppe des Übergangs-
stils nicht verleugnen, und in einem Zuge,
der schlitzartigen Gestaltung der Fenster, ist die
Tatsache, daß man solches bereits im zwölften
Jahrhundert gemacht hat, der ernsthaftesten Be-
achtung wert. Kaum würde man geneigt gewesen
sein, etwas derartiges, ja überhaupt die Schaffung
einer solchen ganz gewölbten Landkirche früher
als etwa in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu
setzen. Doch die ganze Datierungsart für diese
Bauwerke des 12. und 13. Jahrhunderts ruht bis
jetzt viel weniger auf dem festen Boden der
Überlieferung und der Einzelforschung, als auf

ganz ähnlichen Gebrauch oder Mißbrauch eines
geschichtlichen Faktums in anderer Richtung der
Erkenntnis in schädlicher Weise vorgegriffen, wo-
durch in die dänische Kunstgeschichte eine üble
Verschleierung eingetragen ist. Man läßt nach
Helms Vorgange und ohne Widerspruch die
Kirche zu Gellerup in Jütland, die einzige datierte
des ganzen Landes, zeitlich an die Spitze der
ungeheuren Menge dortiger Hausteinkirchen
treten, aus Gründen, hinter denen als der aus-
schlaggebende der ganz nichtige steht: daß man
ihr Erbauungs- oder Gründungsjahr 1140 durch
die Inschrift kennt.

Man muß sich fragen, ob es wahrscheinlich
ist, daß der gewaltige Kirchenerbauer Absalon —
wenn er überhaupt an Ketilsons Bau persönlich
Anteil genommen hat — gerade nur in diesem
Bau, und in diesem zuerst, die neue Bichtung
sollte eingeschlagen haben.

1 Vergl. Dehio, Handbuch 2, S. III f.
 
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