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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Zemp, Josef: Schweizerisches Referat
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0078

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64 Literatur.

das dortige Museum, ebenso 1907 ein Täferwerk mit Zur Schioeizerischen Gesellschaft für Erhal-

gemalter Decke aus dem sog. Steigerhausin Flawil, tung historischer Kunstdenkmäler, die bis jetzt

aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. für die Pflege des alten Baubestandes sehr viel

Das im Bau begriffene neue Museum in Genf getan hat, ist in den letzten Jahren die Schiveize-
erhielt einen schönen Salon aus dem Schlosse fische Vereinigung für Heimatschutz gekommen,
Gartigny bei Genf: ein in weiß und Gold ge- die eine eigene Zeitschrift herausgibt. Schon ist
haltenes Täferwerk mit Wandspiegeln und ge- die Wirkung ihrer Tätigkeit an manchem Orte
schnitzten Türbekrönungen im feinsten LouisXVI.- zu erkennen; in der Schweiz wächst sichtlich
Stile, der den Pariser Interieurs dieser Zeit kaum die Wertschätzung der alten, bodenständigen Bau-
nachsteht, kunst, die übrigens nun auch in ausländischen

Anderes fand den Weg in die Weite: für das Publikationen, wie denen von Hinderer und An-
Kunstgewerbe-Museum zu Karlsruhe sind mehrere heißer, zu ihrem Beeilte kommt.
Zimmerläfer erworben worden, darunter als be- Eine höchst verdienstliche, weit ausgreifende
merkenswertestes eine Stube von 1703 aus einem Arbeit, die den Historikern und den schaffenden
Hause in Schwyz; die Täfelung eines Saales Architekten zugleich dienen wird, hat der schweize-
im Gerberzunfthaus in Schaff hausen, eine rische Architekten- und Ingenieurverein unter-
Stube, Mitte des 17. Jahrhunderts, aus Thalwil nommen: eine systematische Sammlung von Auf-
bei Zürich, ein Zimmer, 17. Jahrhundert aus nahmen der schiveizerischen Bürgerhäuser. Die
Diessenhofen, zwei Zimmer, 1603 und 1618, Zentralstelle dieser von einem Ausschult geleiteten
aus dem «Junkerhaus» zu Busingen bei Schaff- und in den meisten Landesteilen schon fertig
hausen. Ein üppig reiches, um 1682 entstandenes organisierten Aufnahmetätigkeit befindet sich in
Holzläfer aus dem «Schlößchen» zu Elims Basel. Man wird einst staunen über die Fülle
(Graubünden) ging 1906 von Berlin, wohin es von Eigenart und Schönheit, die durch die große
schon 1884 gekommen war, nach dem Metropo- Sammlung im Bilde festgehalten wird.
litan-Museum in New-York. Inzwischen erhält das im Schweizerischen

Der Tätigkeit eines Privatsammlers, Richard Landesmuseum in Zürich deponierte Aufnahmen-
Camptll in Celerina, entsprang das im Juli 1906 Archiv der Schweizerischen Gesellschaft für Er-
eingeweihte Engadiner Museum in St. Moritz, Haltung historischer Kunstdenkmäler beständigen
dem eine Anzahl alter Täferwerke und andere Zuwachs. Das Archiv zählt heute etwa 7 000
alte Architekturteile eingebaut sind. Als Haupt- Nummern. Es gehen dieser Sammlung regel-
stücke seien erwähnt: ein großer, überaus kräftig mäßig die Aufnahmen zu, die bei den von der
geformter gotischer Saal aus einem ehemals bi- Eidgenossenschaft unterstützten Bestaurierungen
schöflich churischen Hause in Savognin; ein entstehen. Außerdem erhält die Gesellschaft für
sehr einschmeichelndes, mit geschnitzter, flacher ihre Aufnahmen von den Bundesbehörden jähr-
Bosetten- und Schuppenornamentik prickelnd lieh einen besonderen Zuschuß.

reich und doch diskret geziertes Zimmerchen _

aus dem Hause a Marca in Mesocco (1691),
und ein protziger Barock-Prunksaal aus Grosio
mit reich geschnitzter Decke. Mag man bedauern,
daß solche Werke ihren ursprünglichen Platz
ohne zwingende Not verlassen haben, so schwindet
dieses Bedenken angesichts des vollendet sach-
gemäßen und geschmackvollen Einbaues im En- Geschichte der Architektur Italiens von
gadiner-Museum. Im laufenden Jahre ist das den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, von
künftige Schicksal dieses Museums ein Gegen- Dr. D. Joseph, Professor an der neuen Universität
stand vieler Sorgen: Der Gründer sieht sich zum Brüssel. 35l/2 Bogen, Lex.-8° mit 340 Abbil-
Verkauf genötigt und nur clurch große Opfer düngen. Gh. Mk. 20.—, Leipzig 1907, Baum-
wird es möglich sein, das Museum als ein Ganzes gärtners Buchhandlung.

dem Lande zu erhalten. «Vergebens suchen wir auf dem deutschen
 
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