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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Kawerau, Georg: Holzsäulen im dorischen Bau
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0241

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II. Jahrgang. Heft 10/11. Juli-August 1909.

Holzsäulen im dorischen Bau.

Von Georg Kawerau -j-.1

In seinem Aufsatz «Der antike Ziegelbau und sein Einfluß auf den dorischen Stil»2
hat Dörpfeld nachgewiesen, daß die alte Meinung, der dorische Bau habe sich am Holz-
bau entwickelt, neue Stütze und neue Bedeutung gewinnt, wenn wir uns vergegenwär-
tigen, daß der hier in Betracht kommende Holzbau der Holz-Lehmziegelbau war, von
dem ein Beispiel uns im Heraion von Olympia überliefert ist. Nehmen wir statt der
Lehmziegelmauern auch mit Lehm verbundene Bruchsteinmauern an, so bleibt doch
das Wesentliche von Dörpfelds Ausführungen bestehen: die durch das Material bedingte
Stärke der Mauern erklärt es, daß der dorische Stil im Gegensatz zum ionischen sich
in so schweren, massigen Verhältnissen der Bauglieder ausdrückt, und macht besonders
die Entstehung der wuchtigen dorischen Säule verständlich. Mir wenigstens scheint der

1 Dieser Aufsatz, die letzte Arbeit des im Frühling- d. Js. verstorbenen Verfassers, nimmt keine Rück-
sicht auf die kurze Behandlung derselben Frage bei Koldewey und Puchstein, Die griechischen Tempel in
Unteritalien und Sizilien, Berlin 1899, S. 220, die im Hauptpunkt zu einem ähnlichen Ergebnis kommt.
Die Gesamtauffassung Kaweraus ist aber von der seiner Vorgänger so verschieden, die Untersuchung so viel
weiter ausgeführt, daß der selbständige Wert seiner Arbeit durch jenes Zusammentreffen nicht beein-
trächtigt wird. Die Beschäftigung gerade mit diesem Problem wurde Kawerau wohl dadurch besonders nahe-
gelegt, daß ihm die praktische Aufgabe gestellt war, einige der Säulen des Heraion in Olympia wieder auf-
zurichten (Mitt. d. Ath. Inst. 1905, S. 157). Die Veröffentlichung seiner Untersuchungen, die er selbst noch
ins Auge gefaßt hatte, wird den Lesern dieser Zeitschrift nicht nur des sachlichen Inhalts wegen willkommen
sein, sondern auch als Andenken an den seinem Wirkungskreise viel zu früh entrissenen stillen Arbeiter,
dessen Verdienste um die Kenntnis der griechischen Architektur in weiten Kreisen lange nicht nach Gebühr
bekannt wurden. Winnefeld. — Einen Nachruf für Kawerau mit Würdigung seiner künstlerischen und wissen-
schaftlichen Verdienste, verfaßt von J. Kohte-Chaiiottenburg, brachte No. 33 des Zentralblattes der Bauver-
waltung vom 24. April 1909.

2 Historische und philologische Aufsätze, Ernst Curtius zu seinem 70. Geburtstage gewidmet. Berlin 1884.
S. 137 ff.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II. 29
 
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