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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Vom Dome zu Ripen
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Bibliographie zur Geschichte der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0137

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was das Wort «verbrennen» u. dergl. im mittet
alterlichen Sprachgebrauchs eigentlich bedeutet.
Es heißt da: «Der Dom war von einem Brande
verwüstet und bedurfte nicht wenig zur Her-
stellung». Die Wirkung der ausgedehnten, durch
die Indulgenz geförderten Sammeltätigkeit, und
ihr Zweck liegt heute noch ziemlich klar: gleich
wie am Dome zu Schleswig ist damals auch zu
Ripen der Anbau der äußeren Seitenschiffe ein-
geleitet. Wir wissen ferner durch eine andere
Nachricht, daß der Brand den Türmen nichts
angehabt hat, und sehen schließlich am Be-
stände, daß die verbrannte Riper Domkirche noch
steht und von dem Unglück keine Spuren zeigt.1
Von der mittleren Feuersbrunst, der von 1242,
wird von Helms selbst ohne weiteres mit Hin-
weis auf den so gut bewahrten Bestand des
Baues geleugnet, daß sie Schaden getan habe.
Damit wird von ihm eine Überlieferung, die doch
nicht schlechter ist als die, der er so sehr viele
Ehre antut, unbedenklich und schmerzlos ab-
getan.

So kann für uns die von dem Brande des Jahres
1176 nicht als genügend beweisend angesehen
werden, dem Bestände und den anderen Um-
ständen gegenüber. Sie ist ebenso zur Seite zu
stellen.

Daß auch Helms' Schlüsse nicht bloß ohne
diesen Halt sind, sondern tatsächlich zu einer
unrichtigen Aufstellung geführt haben, geht aus
folgendem positiv hervor: von Homerus wird über-
liefert, daß er eine Bibliothek dem Dome schenkte,
daß er ein halb Pfund Goldes anwenden ließ,
den Hochaltar (wohl eine kupferne Vorsatztafel)
zu vergülden, einen goldenen Kelch, ein silbernes
Bauchfaß stiftete und mehr der Art; daß er aber
den Dom gebaut hätte, das sagt keiner und hat
deshalb keiner zu melden gewußt, weil es nicht
der Fall war. Homerus steht im vollem Lichte
der Geschichte.

So muß es denn dabei bleiben, daß der Riper
Dom, dem zu Wiborg im wichtigsten Zuge gleich,
ihm auch an Alter gleich ist. Der Wiburger
(s. Löffler, Udsigt 69), 1169 in allem fertig ge-
worden, ist schon 1150 in Gebrauch gewesen;
aber geplant, angelegt und begonnen ist seine
Ausführung vor 1132. Er ist das letzte und
vollkommenste Erzeugnis der nationalen Hau-

1 Vergl. Vizelinskirchen 144, 2.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II.

Steinbaukunst, welche nach hundertjähriger Ent-
wicklung und Blüte durch das in der Mitte des
12. Jahrhunderts geschehene Eindringen des
Ziegelbaus abgelöst und sehr schnell zum voll-
ständigen Absterben gebracht worden ist. Gegen-
über der Ansicht, der sich über den Riper Dom
Jakob Helms am Ende seines verdienstvollen
Lebens hingab, bleiben die Ergebnisse seiner
älteren ausgezeichneten Forschungen ungestört.

Bibliographie zur Geschichte

der Architektur.

Neuere Kunstgeschichte.
Italien.1

Von Dr. Martin Wackernagel - Rom.

(Fortsetzung von Seite 1)7.)

II. Renaissance.

Alf. Rubbiani. II palazzo Bevilacqua
in Bologna (Bassegna d'Arte. Juliheft, p. 124 ff.).

Der 1480 begonnene Palast ist neuerdings
sorgfältig wiederhergestellt worden. Wir erhalten
genaue Angaben über die Geschichte des Baues
und des Bauherrn. Als Architekten vermutet
der Verf. den bei der bildhauerischen Ausstattung
nachweislich beschäftigten Franc, di Simone Fer-
rucci.

P. Enrico Bulletti. Sul Golle della Ca-
priola (Rassegna d'Arte Senese. Ann. III. Fase.
IV, 91 ff.).

Der gelehrte Franziskanerpater teilt zwei von
ihm aufgefundene Bauurkunden (von 1424 und
1476) über die Klosterkirche S. Bernardino del
Luogo (bekannter als ebiesa clell'Osservanza) bei
Siena mit, woraus erhellt, daß Bauentwürfe durch
ein Kollegium architekturkundiger Mönche der
Ordensprovinz zusammengestellt, aber von einem
weltlichen maestro ausgeführt wurden.

1 Durch ein Versehen in der Druckerei ist der erste
Teil unkorrigiert zum Abdruck gekommen. Es ist
zu berichtigen S. 95, 2. Sp., Z. 1 Salavia in Salaria.
S. 96, Sp. 1, Z. 3/4 Baptizabuti in baptizabat, Z. 21
Smilia in Emilin, Z. 11 v. u. tossi in torri, S. 96,
Sp. 2, Z. 6 des Hohenstaufen in der H., Z. 25 vocca
in rocca, Z. 18 v. u. Firenzes in Firenze, Z. 14
v. u. Veneli in Veneti. S. 97, Sp. 1, Z. 9 Anton in
Anton., Z. 10 architeto in architetto, Z. 22 Vorbauten
in Umbauten.

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