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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Bibliographie zur Geschichte der Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0111

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Literatur. 97

Zeit an — wo für die Geschichte der byzantini- Zustandes und der Entwurf für die bevorstehende

sehen Architektur und Plastik wertvolles Material Restaurierung,
zusammenkommt — durch die, in Klosterkirchen
namentlich, stark vertretene Gotik bis in die Re-
naissance hinein. Namentlich in diesen beiden
letzteren Perioden macht sich das charakteristisch
venezianische Element deutlich bemerkbar.

II. Renaissance.

M. Lazzaroni und Anton Munoz. Fi- Hartmann Grisar, Die römische Kapelle
larete. Scultore e architeto del sec. XV. Sancta Sanctorum und ihr Schatz. Frei-
mit 130 Textillustr. und 24 Taf. Fol. Rom. Mo- bürg i.B.,Herdersche Verlagshandlung, 1908. VIII,
des 1908 handelt auf pag. 165 ff., zunächst von 158 S. 77 Abbild, im Text, 7 Tafeln. 8°. 10 Mk.
F.s Anteil am Sforza-Kastell in Mailand, der Dem rastlosen Eifer Grisars ist es zu ver-
entgegen der Meinung Beltramis als auf orna- danken, daß der Schatz der Hauskapelle der Päpste
mentale Ausschmückung beschränkt nachgewiesen des Mittelalters im Sommer 1905 seiner jahr-
wird. Noch weniger tritt F. als Domarchitekt hunderlclangen Vergessenheit entrissen und für
hervor. Namhaft ist dagegen seine Tätigkeit am die kunstwissenschaftliche und archäologische
Ospedale Maggiore, dessen Bau er 1457 beginnt Forschung zugänglich gemacht worden ist. Heute
und bis 1465 leitet. Darüber gibt er selbst in liegt die definitive Publikation des kostbaren Mate-
seinem Traktat ausführliche Nachricht. Ein wich- rials vor uns und läßt die Tragweite dieser wissen-
tiges Werk, der Dom von Bergamo, ist in späteren schaftlichen Tat erkennen. Als Einleitung gibt
Vorbauten untergegangen; ein Triumphbogen für Grisar eine Geschichte und Beschreibung der Ka-
die Sforza in Cremona ist nur begonnen und pelle, deren Inhalt hier in Kürze folgen möge:
später zerstört worden. Kap. VIII (p. 235 ff.) Die Kapelle Sancta Sanctorum befindet sich
enthält einen ausführlichen Auszug aus dem Ar- an der Nordostecke des Lateranpalastes in un-
chitekturlraktat, von Faksimiles der architektoni- mittelbarer Nähe der ehemaligen päpstlichen Bi-
schen Zeichnungen begleitet. Die immer noch bliothek. Der Umstand, daß sie ursprünglich dem
ausstehende Ausgabe des italienischen Urtextes hl. Laurentius geweiht war, schreibt Grisar der
dieses Traktats versprechen die Verfasser dem- Tatsache zu, daß diesem Heiligen im Mittelalter
nächst zu veröffentlichen. ein gewisses Patronat über die Bücher und die

Der wissenschaftliche Wert des Buches scheint bei diesen verwahrten Kostbarkeiten zugeschrieben

im wesentlichen auf der Wiedergabe undatierter wurde. Zuerst wird die Kapelle um 770 als

Urkunden über den Meister, sowie der reichen Oratorium St. Laurentii erwähnt. Gregor IV.

Illustrierung zu beruhen. (827—844) siedelte sich in ihrer nächsten Nähe

Gocn. von Fabriczig. Villa della Viola. an und benutzte sie sehr wahrscheinlich auch

Ein Sommersitz der Bentivoglio zu Bologna. als Hauskapelle, wie das möglicherweise schon

(Jahrbuch der preuß. Kunstsammlungen 98. seine Vorgänger getan hatten. Aus diesem Grunde

III. Heft, p. 169.) wurden auch hier sehr kostbare Reliquien der

Von der einst vielberühmten Villenanlage der Kirche aufbewahrt, unter andern das berühmte
Bologneser Herrscherfamilie hat sich nur noch sog. Acheropoiitenbild Christi. Leo III. (795 — 816)
das kleine, von einer zweigeschossigen Säulen- stiftete dann für deren Aufbewahrung einen Schrein
loggia umzogene Kasino erhalten. Der Verf. gibt aus Zypressenholz. Von der im Laufe der nächsten
Nachrichten über die Geschichte der in der Zeit bedeutend anwachsenden Reliquiensammlung
zweiten Hälfte des XV. Jhrdts. angelegten Villa, erhielt die Kapelle im XII. oder XIII. Jahrhundert
sowie eine kurze Beschreibung des Kasinos und den Namen «ad Sancta Sanctorum». Innozenz III.
seines Freskenschmucks (Innoc. du Imola) unter (1198 —1216) ließ für den Altarschrein zwei Bronze-
Zuhilfenahme einer zeitgenössischen Schilderung. türen gießen, die mit den Häuptern Petri und
Beigefügt eine Photographie des gegenwärtigen Pauli geschmückt waren. Inzwischen war das
 
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